Oft zeugen nur noch einzelne Mauerreste oder Fundamente von den einst prächtigen Burgen und Schlössern, die Adelige und Herrscher im Mittelalter in unserer Region errichten ließen. Von manchen Gebäuden sind allerdings noch große Teile erhalten. Hier können Besucher auf den Spuren des mittelalterlichen Lebens in unserer Region wandeln und denselben Ausblick wie einst die Bewohner der stattlichen Burgen genießen. Ein Überblick:

Kreis Konstanz

Burgruine Alt-Bodman

Die Ruine der hochmittelalterlichen Burg, deren Ursprung auf den Beginn des 14. Jahrhunderts zurückgeht, liegt hoch oben auf einer Kuppe des Bodanrücks in Bodman-Ludwigshafen. Die Burg wurde erbaut, weil der alte Sitz der Herren von Bodman auf dem Frauenberg 1307 durch ein Feuer infolge eines Blitzschlags zerstört wurde. Auch die neue Burg wurde im Verlauf ihrer Geschichte immer wieder stark beschädigt, so auch während des Schweizerkriegs 1499 und im Dreißigjährigen Krieg. Damals ließ ein französischer Kommandant die Burg niederbrennen. Die Adelsfamilie zog daraufhin um, die gut erhaltenen Überreste der Burg wurden jedoch immer wieder saniert und gepflegt. Zu erreichen ist die Burg am besten vom Parkplatz bei der Vesperstube Bodenwald aus. Von dort aus sind es nur wenige Gehminuten bis zur Burgruine, von der aus man einen herrlichen Blick über den Überlinger See genießen kann.

Die Ruine Alt-Bodman auf dem Bodanrück.
Die Ruine Alt-Bodman auf dem Bodanrück. | Bild: Friedrich W. Strub

Festungsruine Hohentwiel

Die Lage der Festungsruine, die zu den größten erhaltenen Anlagen in Deutschland zählt, ist einmalig. Viele Kilometer weit kann man von dem Standort auf einem einzelnen Vulkankegel nordöstlich von Singen aus über den Bodensee bis zu den Alpen blicken. Die heutige Burganlage der Festung entstand im 10. Jahrhundert nach Christus. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Festung zahlreiche Um- und Anbauten. Noch heute kann sowohl die obere als auch die untere Festung besichtigt werden. Eindrucksvoll sind unter anderem das Alexandertor, das Fürstliche Haus an der Oberburg, die Kaserne und der Kirchturm. So viele bauliche Veränderungen die Festung im Lauf ihrer Geschichte erfahren hat, so viele unterschiedliche Adelsgeschlechter haben über die Jahrhunderte dort residiert. Sogar als Staatsgefängnis diente die Festung einst von 1700 bis 1800. Zu erreichen ist die Festungsruine von Singen aus über die B34 Richtung Innenstadt. Dort zweigt die Hohentwielallee zur Burg ab. Der Weg ist ausgeschildert. 

Die Festungsruine Hohentwiel bei Singen.
Die Festungsruine Hohentwiel bei Singen. | Bild: Sabine Tesche

Burg Homburg

Die Geschichte der Burg beginnt im 11. Jahrhundert, als die Herren von Homburg auf dem Bergsporn über Stahringen bei Radolfzell die Ringmaueranlage errichten ließen. Bis 1565 blieb die Burg in Besitz der Adelsfamilie, die die Anlage 1502 noch einmal vergrößern lassen hatte. 50 Jahre lang war die Burg dann in Besitz der Herren von Bodman. 1614 ging die Homburg an das Benediktinerkloster St. Gallen. Während des Dreißigjährigen Kriegs gab es wechselnde Burgherren, 1642 wurde sie in Brand gesteckt. Nach Kriegsende diente die Homburg als Steinbruch. Bei Touristen und Ausflüglern ist die Ruine, die auf 624 Metern Höhe gelegen ist, heute ein beliebter Aussichtspunkt.

Der Blick von der Homburg bei Stahringen. In der Ferne ist die Ruine von Alt-Bodman zu erkennen.
Der Blick von der Homburg bei Stahringen. In der Ferne ist die Ruine von Alt-Bodman zu erkennen. | Bild: Stefan Arendt

Bodenseekreis

Burg Meersburg

Trotz vieler Belagerungen und kriegerischer Auseinandersetzungen wurde die Meersburg in ihrer mehr als 1000-jährigen Geschichte niemals zerstört. Überlieferungen zufolge beginnt die Geschichte der Burg Meersburg bereits im Jahre 630. Dagobert I., ein mächtiger Merowingerkönig, baute eine Burg, um den wichtigen Handelsweg über den See nach Konstanz zu sichern. Lange Zeit war die Burg auch in Besitz der Bischöfe von Konstanz. Im Zuge der Säkularisation ging die Burg 1803 in den Besitz des Badischen Staates über, 1838 kaufte Freiherr von Laßberg das Gebäude. 1877 ging die Burg an Carl Mayer von Mayerfels, der die Meersburg als Museum öffentlich zugänglich machte. Bis heute befindet sich die Burg in Privatbesitz und wird bewohnt. Über die Jahrhunderte weilten viele berühmte Persönlichkeiten in der Meersburg. Die bekannteste dürfte die Dichterin Annette von Droste-Hülhoff sein, die 1841 auf die Burg kam und 1848 dort starb. Auf der Meersburg sind viele ihrer Gedichte entstanden.

Die Burg Meersburg ist die älteste bewohnte Burg Deutschlands.
Die Burg Meersburg ist die älteste bewohnte Burg Deutschlands. | Bild: Felix Kästle (dpa)

Burgruine Hohenfels

Die Überreste der Burg Hohenfels liegen auf 598 Metern Höhe nordwestlich von Sipplingen. Errichtet wurde die Anlage von den Herren von Hohenfels vermutlich zwischen 1150 und 1190. Nach dem Aussterben der Familie der Burgherren ging die Burg zunächst an die Familie des Schwagers. 1437 erwarben die Herren von Landenberg die Burg. Schon 1479 ging die Burg in wieder neue Hände, diesmal an das Spital zu Überlingen. 1641 wurde die Burg zerstört. Seither wurde sie dem Verfall überlassen. Heute sind die Überreste der Burganlage wieder ein beliebtes Ausflugsziel.

Burg Gießen

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg im Kressbronner Ortsteil Gießen im 13. Jahrhundert. Erbaut wurde sie wahrscheinlich vor 1250. Bei der Burg handelt es sich um ein Wasserschloss, das einst dazu gebaut wurde, den Argenübergang zu sichern. Die ersten urkundlich erwähnten Besitzer waren die Mitglieder des Rittergeschlechts von Wolfurt. 1405 ging die Burg an das Lindauer Heilig-Geist-Spital. Während des Dreißigjährigen Krieges besetzte kurzzeitig ein schwedischer General die Burg. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Burg für das Spital unrentabel, nach dem Verkauf wechselten die Besitzer der Burg immer wieder. Sie wurde zu einem Bauerngut und befindet sich bis heute in Privatbesitz und wird bewohnt. Gruppen können sich für eine Besichtigung der restaurierten Innenräume anmelden. Immer wieder finden dort auch kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte statt.

Linzgau

Burg Wildenstein

Die Herren von Wildenstein erbauten die Burg am Steilabfall zur Donau bei Leibertingen im 13. Jahrhundert. Zwischen 1520 und 1550 wurde die Burg zu einer Festung mit imposanten Wehrtürmen, Zugbrücken und Schildmauern umgebaut. Sie gilt hierzulande als eine der besterhaltenen Wehranlagen des 16. Jahrhunderts. Die Burg hatte über die Jahrhunderte wechselnde Besitzer, unter anderem gehörte sie den Herren von Zimmern und den Grafen von Fürstenberg. 1744 wurde die Festung ein Staatsgefängnis. Seit 1922 befindet sich eine Jugendherberge in den Gemäuern, 1971 kaufte das deutsche Jugendherbergswerk Prinzessin Therese zu Fürstenberg die Burg ab. Heute kann der Außenbereich der Festungsanlage besichtigt werden. Ab dem Donautal ist der Weg zur Burg ausgeschildert.

Burg Wildenstein bei Leibertingen.
Burg Wildenstein bei Leibertingen. | Bild: Bettina Frank

Ruine Falkenstein

Gar nicht weit entfernt von Burg Wildenstein, zwischen den Ortschaften Neidingen und Thiergarten gelegen, befindet sich die Ruine Falkenstein. Die gut erhaltene Anlage ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Während Unterfalkenstein vermutlich um 1150 entstand, wurde Oberfalkenstein zwischen 1516 und 1545 errichtet. Beide Teile sind etwa 50 Meter voneinander entfernt und waren mit einem Steg miteinander verbunden. Bis heute befindet sich die Ruine in Besitz der Adelsfamilie von Fürstenberg.

Die Südseite der Ruine Falkenstein.
Die Südseite der Ruine Falkenstein. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Ruine Dietfurt

Eine Höhle unterhalb der bei Inzigkofen gelegenen Burg macht die Anlage zu etwas ganz besonderem: Hier brachten Grabungen Zeugnisse menschlicher Besiedlung seit der Altsteinzeit zutage. Die Burg selbst gehört ebenfalls zu den frühen Bauten der Region. Ihre Begründung wird auf das 11. Jahrhundert datiert. 1132 fiel das Gut dem Grafen Mangold II. von Nellenburg zu. Es folgte ein reger Wechsel der Besitzer, unter anderem gehörte die Burg den Grafen von Werdenberg, dem Haus Fürstenberg und Hohenzollern-Sigmaringen. Bereits im 16. Jahrhundert bezeichneten Zeitzeugen die Burg als Ruine, ab 1850 gehörte sie Bauern. 1927 verkauften diese die Burg an den Neutempler-Orden, eine sektenähnlichen Vereinigung, deren Überzeugungen die Nazi-Ideologie prägten. Nach dem Krieg übernahm 1964 die Bergwacht die Burg. Bis heute gehört das Areal der DRK Bergwachtbereitschaft Sigmaringen. 

Die Ruine Dietfurt im Donautal bei Inzigkofen.
Die Ruine Dietfurt im Donautal bei Inzigkofen. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Kreis Waldshut

Burg Bärenfels

Die Burg, die in der Nähe von Wehr liegt, wurde vermutlich im späten 12. Jahrhundert errichtet. Sie war zunächst Sitz der Herren von Schönau und Steinegg. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel gelangte die Burg im 14. Jahrhundert in den Besitz des Basler Bischofs. Bei einem Erdbeben wurde sie zerstört. Danach kauften die Herren von Bärenfels die Burg. Da sie hauptsächlich in der Schweiz lebten, verließen sie die Burg im 15. Jahrhundert ganz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie zerstört. Heute können Ausflügler den Bergfried, der als Aussichtsturm ausgebaut wurde, den Hocheingang und eine erhaltene Schildmauer besichtigen. Das Gelände ist ganzjährig frei zugänglich.

Der Bergfried der Burgruine Bärenfels bei Wehr.
Der Bergfried der Burgruine Bärenfels bei Wehr. | Bild: Andreas Weiß

Küssaburg

1135 ist in alten Schriftstücken zum ersten Mal die Rede von einem gewissen Heinrich von Küssenberg. Es wird angenommen, dass er sich nach seiner neu errichteten Burg benannt hatte. Gut 100 Jahre später verkaufte Heinricht der III. von Küssenberg die Burg an den Bischof von Konstanz. 1497 fiel sie an die Grafen von Sulz. Nachdem die Burg zwei Mal (zunächst von den Eidgenossen im Schweizerkrieg und später von den Klettgauer Bauern) belagert wurde, baute man die Burg 1529 zu einer Festung aus. 1634 zündeten schwedische Truppen die Küssaburg an, aus Geldmangel wurde sie nachher nicht wieder aufgebaut. Seit 1855 wird die Burg instand gehalten, heute ist die Ruine für jedermann zugänglich und kann ganzjährig besichtigt werden.

Ein Teil der Ruine der Küssaburg, die heute ein beliebtes Ausflugsziel ist.
Ein Teil der Ruine der Küssaburg, die heute ein beliebtes Ausflugsziel ist. | Bild: Thomas Bichler

Burgruine Wieladingen

Die sehr gut erhaltene Burgruine stammt aus dem 13. Jahrhundert und liegt wunderschön über dem Hotzenwälder Murgtal. Bereits seit 500 Jahren ist die Burg eine Ruine, seit 1984 kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt und die Sicherung der Anlage, die von Ausflüglern besichtigt werden kann. Immer wieder finden in der malerischen Kulisse auch kulturelle Veranstaltungen wie Theateraufführungen statt.

Die Burgruine Wieladingen thront hoch über dem Hotzenwälder Murgtal.
Die Burgruine Wieladingen thront hoch über dem Hotzenwälder Murgtal. | Bild: Karl Braun

Schwarzwald-Baar-Kreis

Burgruine Waldau

Einst vom Grafen von Urzach im 13. Jahrhundert erbaut, wurde die Burg bereits 1325 im Krieg von Villingen gegen die Grafen von Fürstenberg, denen das Anwesen zu jener Zeit gehörte, zerstört. Statt die Burg, die im Königsfelder Ortsteil Buchenberg gelegen ist, wieder aufzubauen, gab die Adelsfamilie ihren Besitz an einen Rottweiler Bürger namens Bernhard Haugk weiter. 1445 verkaufte dessen Familie an Graf Ludwig I. von Württemberg. Seit 1885 gehört die Ruine dem Land Baden-Württemberg, das damals noch Land Württemberg hieß. Der gut erhaltene Bergfried und die umliegenden Mauerreste können besichtigt werden.

Ein Blick auf die malerische Kulisse der Ruine Waldau mit Burgfried. Zu Füßen liegt der Hof Beck mit der Waldau Schänke.
Ein Blick auf die malerische Kulisse der Ruine Waldau mit Burgfried. Zu Füßen liegt der Hof Beck mit der Waldau Schänke. | Bild: Kirsten Strötgen

Ruine Kirneck

Die kleine Burg, die idyllisch über dem Kirnacher Tal zwischen Villingen-Schwenningen und Unterkirnach liegt, erbaute im 12. Jahrhundert Hugo von Kirneck. Als das Geschlecht um 1400 ausstarb, fiel der Besitz an die Stadt Villingen. Die nutzte die Burg ab 1810 als Steinbruch. Erhalten sind heute deshalb nur noch  eine Schildmauer und andere Mauerreste. Der heute vorhandene Toreingang wurde erst nachträglich angebaut. Ein Ausflug zur Ruine lohnt dennoch, vor allem wegen der grandiosen Aussicht über das Kirnachtal, die der Platz auf 780 Metern Höhe bietet.

Ruine Dellingen

Wann und warum die Burg in der Nähe des Ortsteils Waldhausen bei Bräunlingen zur Ruine wurde, ist unklar. Belegt ist nur, dass die Burg im 11. oder 12. Jahrhundert erbaut wurde und damit eine der ältesten Burganlagen auf der Baar ist. Zunächst war sie in Besitz der Adeligenfamilie von Waldhausen. Bis die Burg 1559 an die Herren von Fürstenberg verkauft wurde, wechselten die Besitzer häufig. Danach ist ungewiss, was mit der Anlage passierte. Heute können Besucher den nahezu ursprünglich erhaltenen Burggraben bewundern. Auch einzelne Mauerreste sind noch sichtbar.

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Welche Burg, Festung oder Ruine sollte noch erwähnt werden? Schreiben Sie uns an: online-redaktion@suedkurier.de.