Die Meldung passt wie bestellt: Polizeibeamte erwischten am Montag drei Sportwagenfahrer, die auf der Autobahn 81 Richtung Singen in gehobenem Tempo unterwegs waren.

Nach der Ausfahrt Geisingen raste das Trio (Lamborghini, Dodge, Audi RS-6) Richtung Süden. Dort ist laut Vorschrift bei Tempo 130 Schluss. Die Drei wurden aber mit 195 Stundenkilometer gemessen. Zwei stammen aus den Niederlanden, einer aus Österreich. Alle Piloten erwartet ein Fahrverbot in Deutschland. Außerdem wurden ihnen zwischen 500 und 600 Euro pro Person als „Sicherheitsleistung“ abgeknöpft.

Ein Lamborghini, fotografiert auf dem Automobil-Salon in Genf. Bild: dpa
Ein Lamborghini, fotografiert auf dem Automobil-Salon in Genf. Bild: dpa | Bild: Felix Kästle

Von 19 auf 13 Kilometer

Der Vorfall illustriert, wie wichtig die neu entfachte Diskussion um ein Tempolimit ist. Am selben Tag, als das Trio Richtung Hegau donnerte, wurde ein Urteil des Verwaltungsgerichts Freiburg bekannt. Darin wird die Zone, in der Tempo 130 gilt, verringert – von 19 auf 13 Kilometer. Die Strecke, auf der keine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt, wird damit automatisch länger.

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Das Urteil stößt auf unterschiedliches Echo. Das Stuttgarter Verkehrsministerium äußerte sich dieser Zeitung gegenüber hörbar irritiert. Das grün-geführte Ressort wollte ursprünglich 40 Autobahn-Kilometer tempomäßig begrenzen. Übriggeblieben sind 13 Kilometer von Engen bis zur Anschlussstelle Geisingen, auf denen die Geschwindigkeit gedrosselt werden muss.

Lärmschutz reicht nicht aus

In der kleinen Stadt sieht man das Freiburger Urteil mit gemischten Gefühlen. Die gesamten Maßnahmen sind aus Geisinger Sicht bescheiden und halbherzig. Tempo 130 reicht nicht, teilt Bürgermeister Walter Hengstler mit. Der richtige Weg liegt in Tempo 100. Dazu müsste ein umfassender Schallschutz kommen. „Die vorhandenen Lärmschutzwände wurden in den 80er-Jahren gebaut und bieten bei heutigem Verkehrsaufkommen keinen ausreichenden Schutz,“ ergänzt Hengstler.

Das Tempolimit auf der A 81 wird um sechs Kilometer verkürzt. Bald werden die ersten Schilder wieder abgebaut.
Das Tempolimit auf der A 81 wird um sechs Kilometer verkürzt. Bald werden die ersten Schilder wieder abgebaut. | Bild: Patrick Seeger

Auf Umweltminister Winfried Hermann ist die Gemeinde an der Donau mit ihren 6000 Einwohnern nicht gut zu sprechen. „Alle unsere Bemühungen und Anträge wurden in der Zeit von Herrn Verkehrsminister Hermann abgelehnt,“ berichtet der Geisinger Verwaltungschef.

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Das sieht der FDP/FW-Fraktionschef im Gemeinderat ähnlich. „Lärmschutz ist für Hermann kein Thema,“ äußert Paul Haug im Gespräch mit dem SÜDKURIER resigniert. Hermann verfolge seine eigenen Ziele, nämlich eine möglichst große Verbotsstrecke. Die Geisinger Interessen bildeten für ihn eher einen nebensächlichen Aspekt.

Die Geisinger fordern mehr Kontrollen – und zwar fest eingebaute Blitzeranlagen.
Die Geisinger fordern mehr Kontrollen – und zwar fest eingebaute Blitzeranlagen. | Bild: Patrick Seeger

Paul Haug hat auch mit anderen medienwirksamen Aktionen des Ministers seine liebe Not. Auf Transparenten quer über die Fahrbahn wird seit einigen Monaten vor Todesfahrten gewarnt. Durchreisende würde das eher irritieren als aufklären.

Sie verstehen den Zusammenhang nicht und wissen nicht um die Tatsache, dass das Gelände ab dem Aufstieg Immensitz den Charakter einer inoffiziellen Modelleisenbahn für anreisende PS-Titanen hat. Die 150.000 Euro für die Plakat-Aktion hätte man auch für stationäres Radar ausgeben können, um systematisch und auf Dauer zu blitzen, meint Stadtrat Haug.

Damit hätte man für Geisingen mehr erreicht als mit einer Höchstgeschwindigkeit auf hohem Niveau und noch immer laut. Mit einem Wort: Der Ort im Kreis Tuttlingen fühlt sich von der Landespolitik verschaukelt.