Bräunlingen – Alle zwei Jahre pilgern an einem Wochenende Besucher aus einem Umkreis von über hundert Kilometern in die kleine Zähringerstadt Bräunlingen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Ihr Ziel ist der Straßenmusiksonntag, ein Festival der Straßenkunst, den diese Zeitung mit der Stadt Bräunlingen vor 30 Jahren ins Leben gerufen hat.

Dieses Wochenende ist es wieder soweit und der 16. Straßenmusiksonntag steht in den Startlöchern. Los geht es am Samstag, 25. August, das Hauptereignis startet am Sonntag, 26. August, ab 11 Uhr. Die kleine Gemeinde mutiert in dieser Zeit zu einer überdimensionalen Bühne für Hunderte Kleinkünstler, Schausteller, Gaukler, Clowns und Straßenmusiker. In besonders guten Jahren, wenn auch das Wetter besonders schön ist, sind es bis zu 50 000 Besucher, die sich anschauen wollen, was dann geboten ist.

Die Erfolgsgeschichte begann 1988 mit der ersten Veranstaltung dieser Art in Bräunlingen. Projektleiter und Initiator des Festivals war SÜDKURIER-Redakteur Klaus Dangel. Monatelang hatte er sich auf die Suche begeben, um passende Künstler für sein Vorhaben aufzutreiben. Er tingelte dafür durch die Bundesrepublik, besuchte am Wochenende Festivals und schaffte es auf diese Art, für ein Wochenende im August 1988 rund 60 verschiedene Akrobaten, Gaukler und Geschichtenerzähler zu verpflichten, ihr Können in Bräunlingen zu präsentieren.

Das neuartige Angebot wird angenommen: Schon bei der Uraufführung des Freiluft-Spektakels kommen rund zehntausend Besucher nach Bräunlingen. Auf Schritt und Tritt durch die historische Innenstadt begegnen sie einer anderen Darbietung. Mal ist es ein Zauberer, der seine Tricks vorführt, mal ein Musiker, der rührend von seiner Zeit auf der Straße berichtet.

Was besonders zu dem Erfolg beiträgt: Der Straßenmusiksonntag kostet keinen Eintritt. Wer das Festival unterstützen möchte, kann sich an den Eingängen zur Stadt einen Sammlerbutton für drei Euro kaufen. Das Geld fließt in die Organisation und Planung zukünftiger Musiksonntage. Was die verschiedenen Künstler betrifft: Sie erhalten Fahrtgeld und eine kostenfreie Übernachtung. Davon abgesehen leben sie von dem, was in klingender Münze in ihren Hüten oder Gitarrenkoffern am Straßenrand landet. So war es 1988 und ist es auch noch heute.

Was sich ein wenig gewandelt hat, das ist die Spendierfreudigkeit der Besucher: „Das war in früheren Zeiten deutlich besser. Aber das ist generell bei der Straßenmusik so“, sagt Hans Möckel, als Alleinunterhalter der Rambo-Tschambo-Ohrwurm-Band seit der ersten Stunde regelmäßig als Künstler in Bräunlingen mit dabei ist.

Für viele spielt das Geld allerdings gar keine so große Rolle mehr. Es sei die besondere Festatmosphäre dort, das mittlerweile familiäre Zusammen, das den Reiz ausmache, sagt Franz Heindl. Er ist österreichischer Straßenmusiker und ebenfalls Stammkünstler. „Der Veranstalter und ich, wir sind da richtig zusammengewachsen“, sagt der 63-Jährige. Heute sei es keine Geschäftsbeziehung mehr, sondern eine Freundschaft. „Mir gefällt dort auch die ganze Begebenheit. In vielen anderen Straßen verlieren sich solche Festivals in engen Gassen. Hier sind die Straßen offen und sorgen so für eine tolle Atmosphäre“, sagt er.

Besonders gefalle Heindl der familiäre Bezug: „Man trifft alte Freunde und Künstlerkollegen, auf die ich mich sehr freue. Für mich ist das immer spannend. Einerseits gibt es jenen Teil meiner Generation, andererseits ganz neue, junge Künstler.“ Dazwischen gebe es schließlich einen spannenden und produktiven Austausch, von dem beide profitieren: „Es macht mir auch Spaß, jungen Künstlern etwas mitzugeben.“

Bräunlingen und
sein Festival

  • Bräunlingen: Die Gemeinde mit rund 6000 Einwohnern zählt zu den Zähringerstädten und befindet sich im Schwarzwald-Baar-Kreis. Prägend für Bräunlingen ist vor allem das mittelalterliche Stadtbild mit aufwendig saniertem Mühlentor, historischen Straßenabschnitten und Resten der alten Stadtmauer. Seit Anfang des Jahres leitet der 33-jährige Micha Bächle als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde. Sein Vorgänger, Jürgen Guse, war 32 Jahre der Chef im Rathaus.
  • Festival: Der Straßenmusiksonntag startet am Samstag, 25. August, um 18 Uhr mit der Musiknacht mit Budenzauber. Dabei treten die Kabarettisten Gogol und Mäx auf einer der großen Bühnen auf, anschließend sorgen die Vereine der Stadt an ihren Ständen und Lauben für Unterhaltung. Am Sonntag, 26. August, startet dann der Hauptteil. Von 11 bis 19 Uhr gibt es Straßenmusikspaß. Die Innenstadt ist dazu für den Verkehr komplett gesperrt, für Besucher gibt es außerhalb an den Ortseinfahrten kostenlose Parkmöglichkeiten. Ein Shuttlebus fährt im 15-Minuten-Takt in Richtung Innenstadt.

.Kennen Sie das große Abc zur Straßenmusik? Hier können Sie es nachlesen:
http://www.sk.de/9865333