Ein Mann wird vermisst. Die Polizei ermittelt. Einige Wochen vergehen. Dann werden drei Tatverdächtige in Untersuchungshaft genommen. Der Vorwurf der Ermittler: Mord. Doch von der Leiche fehlt bis heute jede Spur.
Nach und nach setzt sich dieses rätselhafte Kriminal-Puzzle von der Höri zusammen. Neueste SÜDKURIER-Recherchen ergeben, dass der Hemmenhofener schon einmal Opfer eines Verbrechens geworden war.
Mit blauem Auge und einigen Blutergüssen soll er kurz vor seinem Verschwinden in seiner Stammkneipe aufgetaucht sein. Das berichten Freunde, Bekannte und ein Arbeitskollege und munkeln hinter vorgehaltener Hand, dass Schwester und der Schwager dafür verantwortlich sind.
Warum ausgerechnet die eigene Familie hinter der Attacke stecken soll? Die Schwester habe mit 18 Jahren der Höri den Rücken gekehrt, seitdem sei der Kontakt zur Familie abgebrochen. Aber ausgerechnet kurz vor dem Verschwinden des 51-Jährigen sei sie samt Ehemann in Hemmenhofen wieder aufgetaucht.
Der Grund: Einige glauben, dass es um das gemeinsame Erbe ging. Den Großteil davon hat der Mann angeblich ausgegeben. Führte die Wut über das ausgegebene Geld zu einem Tötungsdelikt?
Darauf deutet alles hin. Laut einer Pressemitteilung der Polizei wurden zwei der drei Tatverdächtigen in Krefeld (Nordrhein-Westfalen) gestellt und in Untersuchungshaft gebracht. Sie sollen Kontakte ins Drogenmilieu haben.
Die Namen der Personen gibt die Polizei zwar nicht bekannt, aber laut Facebook-Profil lebt die Schwester des Vermissten in Krefeld. In dieser Stadt soll auch der Mercedes des Opfers gefunden worden sein. Viele Verbindungen, viele Indizien. Aber die Beweise und ein Geständnis fehlen.
Auch der dritte Tatverdächtige schweigt, der kurze Zeit später in Untersuchungshaft kam. Seine Identität wird ebenfalls von der Kriminalpolizei geheim gehalten, aber es handelt sich vermutlich um den ehemaligen Mitbewohner des Vermissten auf der Höri. Bevor er in Untersuchungshaft gekommen sein soll, habe man ihn jeden Tag in der gleichen Bar angetroffen. Nun fehlt von ihm plötzlich jede Spur.
Er soll ursprünglich aus Radolfzell kommen und Handwerker sein. Nachbarn des Vermissten berichten, dass sich der Mitbewohner um Reparaturen im Haus und Garten gekümmert habe. Im Gegenzug durfte er angeblich beim Vermissten kostenfrei leben.
Bleibt die Frage, warum sich die Polizei so sicher ist, dass ein Gewaltdelikt vorliegt, obwohl die Leiche noch nicht gefunden wurde. Die Spurenlage soll eindeutig sein, denn: Im Haus des Vermissten fand man große Blutlachen, heißt es aus Kreisen der Polizei.
Fraglich ist auch, warum Schwester und Schwager den 51-Jährigen nicht unmittelbar nach seinem Verschwinden als vermisst gemeldet haben. Sie sollen sich schließlich im gleichen Zeitraum in Hemmenhofen aufgehalten haben. Und warum hat nicht der Mitbewohner der Polizei mitgeteilt, dass der Mann seit Wochen spurlos verschwunden ist?

Die Polizei hat die Spurensicherung abgeschlossen. „Wir sind dabei, auszuwerten, das nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagt Oliver Weißflog von der Polizei Konstanz. Von der Leiche fehle immer noch jede Spur, obwohl mehrere Suchtrupps versucht haben, den toten Körper zu finden. „Es wurden Wald und umliegendes Gelände durchsucht“, so Weißflog. Ein Helikopter und die Wasserschutzpolizei waren im Einsatz.