Herr Steiff, Sie haben aus der Lungenklinik in Donaueschingen eine Corona-Station gemacht. Warum?
Das Lungenzentrum in Donaueschingen hat sich – wie der Name sagt – schon immer um Lungenkrankheiten gekümmert. Da macht es einfach Sinn, dass sich die Spezialisten um Corona-Patienten kümmern. Zudem schaffen wir durch diese Maßnahme eine räumliche Trennung zu anderen Patienten, die als Notfall im Schwarzwald-Baar-Klinikum behandelt werden müssen.
Kam die Anweisung aus dem Sozialministerium?
Nein. Wir haben uns das reiflich überlegt und selbst entschieden.
Wie viele Ärzte arbeiten aktuell in Donaueschingen?
Die genaue Zahl kann ich Ihnen nicht sagen. Aber es wurden nicht nur die Patienten verlegt – manche Ärzte, die dort praktizierten und keine ausgewiesenen Lungenspezialisten waren, arbeiten aktuell im Klinikum VS und helfen beispielsweise bei der Notfallversorgung. Wir operieren generell nur noch Patienten, wenn es lebensnotwendig ist.
Können Sie denn ausschließlich mit ihren Lungenfachärzten alle Corona-Patienten versorgen?
Ich rechne damit, dass uns eine gewaltige Corona-Welle treffen wird, die wahrscheinlich auch die heutigen Kapazitäten in Donaueschingen sprengt. Die Herausforderung wird sein, trotzdem alle Patienten adäquat zu versorgen. Wenn der Ansturm kommt, werden die Ärzte, die heute dort sind, wahrscheinlich nicht ausreichen.
Was passiert dann?
Wir schulen gerade die Ärzte nach, die sonst nur wenig mit Intensivmedizin zu tun haben. Wir haben das in unserer Ärzteausbildung alles mal gelernt. Aber für viele ist das eben keine tägliche Praxis. Deshalb frischen wir das, was mal gelernt wurde, wieder auf, damit die Ärzte im Ernstfall mithelfen können. Manche moderne Beatmungstechnik ist zum Glück nicht so komplex, dass man das nicht relativ schnell als Arzt erlernen kann. Das ist ein großer Vorteil.
Wie viele Ärzte brauchen diese Schulungen?
Auch das kann ich Ihnen ad hoc nicht genau sagen. Aber allein heute werden 20 Ärzte in Beatmungstechnik geschult. Und diese Auffrischungskurse finden das ganze Wochenende über statt.
Wie ist denn die Stimmung derzeit in Donaueschingen?
Ich würde es professionell angespannt nennen. Denn die Lungenärzte kennen sich in ihrem Alltag bestens mit hoch infektiösen Krankheiten wie dem Coronavirus aus. Sie arbeiten täglich mit Influenza- oder Tuberkulose-Patienten. Sie wissen, wie sie mit dieser Art von Krankheit umgehen müssen. Fakt ist: 70 oder 80 Prozent der Menschen werden von diesem Virus infiziert. Die Frage ist nur wann. Deshalb müssen wir alles tun, um die Ansteckung soweit es geht hinauszögern. Nur so können wir gewährleisten, dass wir alle schweren Verläufe auch behandeln können. Wichtig ist, dass unsere Ärzte und Pfleger so lange wie möglich gesund bleiben. Schwierig wäre es, wenn die sich alle gleichzeitig anstecken würden.
Haben Sie ausreichend Desinfektionsmittel?
Bei Desinfektionsmitteln verbessert sich die Lage derzeit wieder etwas. Für den Moment reichen sie aus. Wir können noch Ware nachbestellen. Aber ob und wann sie wirklich ankommt, weiß man einfach nicht.
Wie sieht es bei der Schutzkleidung aus?
Hier gibt es leider Engpässe. Derzeit wird überall zu überhöhten Preisen minderwertige Qualität angeboten. Es ist also schwierig, neue brauchbare Ware zu bekommen. Auf die versprochenen Lieferungen von der Politik warten wir immer noch. Ich glaube erst, dass sie kommt, wenn sie bei uns eingetroffen sind.