Teile des Flugzeug-Wracks vor Litzelstetten gehoben - Bergung laut Polizei abgeschlossen
Die Polizei hat die Bergungsarbeiten an der am Dienstag im Bodensee abgestürzten Propellermaschine für vorerst beendet erklärt. Ein Sprecher des Polizeipräsidium Konstanz sagte, dass die gestern geborgenen Wrackteile ausreichen würden, um die Ermittlungen nach der Unfallursache fortzuführen.
Wrackteile des Flugzeugs auf der Fähre. Bild: Achim Mende
Zunächst sieht es so aus, als ob die Geduld der Einsatzkräfte belohnt wird. Nahe der Insel Mainau, wo etwas mehr als 24 Stunden zuvor ein mit zwei Insassen besetztes Kleinflugzeug in den Bodensee stürzte, sind die Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) dabei, das erste größere Wrackteil mithilfe eines Bergekrans aus dem Wasser zu befördern. Die Überreste der Kanzel genannten Pilotenkabine baumeln bereits in der Luft. Dann passiert es: Das Flugzeugteil bricht in der Mitte durch und stürzt in die Tiefe. Nur zwei Fenster bleiben am Bergungsseil hängen.
Enttäuschte Reaktionen am Seeufer. Seit dem Beginn der Bergungsarbeiten haben sich zahlreiche Schaulustige an der Anlegestelle des Yachtclub Litzelstetten-Mainau versammelt. Von dort beobachten sie, wie sich die Fähre „Fontainebleau“ gegen 13 Uhr in Bewegung setzt. Mit an Bord ein sieben Tonnen schwerer Laster des THW. Doch bevor das Fahrzeug die Wrackteile mit seinem Kran aus dem Wasser ziehen kann, sind die Taucher der Schweizer Polizei gefordert. Ihre Aufgabe ist es, in 50 Meter Wassertiefe Spanngurte an den gesunkenen Flugzeugüberresten zu befestigen. Eine Geduldsarbeit. Stunden vergehen, bevor die Fähre ganz allmählich in langsamem Tempo Ufernähe ansteuert. Auch wenn es vom Pier aus nicht zu erkennen ist, hat das Schiff das Wrackteil unter Wasser ins Schlepptau genommen. Im seichteren Seegewässer soll das Flugzeugüberbleibsel jetzt auf den Lastwagen gezogen werden.
Der erste Versuch misslingt. Aber im Gegensatz zu den Beobachtern in Litzelstetten haben die Einsatzkräfte des THW und die Polizisten aus Deutschland und der Schweiz mit einem Vorfall dieser Art gerechnet. Geduldig setzen sie ihre Arbeit in Ufernähe fort. Schließlich gelingt es der Bergungstruppe, die Kanzel nach oben zu hieven – dieses Mal erfolgreich. Während sich am Yachthafen Erleichterung breit macht, geht die Arbeit auf der Fähre zügig weiter. Als der THW-Laster am frühen Abend komplett beladen ist, setzt sich die „Fontainebleau“ noch einmal in Bewegung. Sie steuert den städtischen Fährhafen an. Von hier aus sollen die Wrackteile weitertransportiert werden.
Anschließend werden Beamte der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) die Einzelteile genau inspizieren. „Zwei unserer Untersucher sind bereits vor Ort“, berichtet BFU-Pressesprecher Germout Freitag. Beide seien sowohl Ingenieure als auch Piloten. „Mindestens einer der Untersucher hat auch selbst schon eine Maschine vom Typ des abgestürzten Flugzeugs gesteuert.“
Seit dem Eintreffen ihrer Mitarbeiter am Dienstagabend hat die BFU die Hoheit über die Untersuchungen übernommen. „Wir arbeiten aber Schulter an Schulter mit der Polizei“, betont der Pressesprecher. Während diese ihre Ermittlungen auf die juristische Schuldfrage konzentriert, beschäftigt die BFU die Unfallursache im Hinblick darauf, wie sich ähnliche Katastrophen in Zukunft verhindern lassen. Freitag rechnet damit, in sechs bis acht Wochen ein Zwischenfazit ziehen zu können. Bis zur Fertigstellung des Abschlussberichts könne ein Jahr vergehen.
Schon jetzt vermelden Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium jedoch, dass es sich bei den Flugzeuginsassen um einen 74 Jahre alten Piloten und seine 75-jährige Partnerin handelt. Die Schweizer brachen am Dienstag aller Voraussicht nach gegen 11.30 Uhr vom Flughafen Zürich nach Hamburg auf. Warum ihr Flugzeug abstürzte, gilt es herauszufinden. Die Insassen selbst konnten bisher nicht aufgefunden werden. Es ist nicht davon auszugehen, dass sie den Unfall überlebt haben.
Karte von verunglückten Personen im Bodensee
Seit 1947 sind im Bodensee 99 Menschen verschwunden und bis heute nicht wieder aufgetaucht. Auf unserer Karte können Sie sehen, welche Art von Unfall die Vermissten hatten und wo diese ungefähr passiert sind. Das aktuelle Unglück bei der Mainau haben wir gesondert auf der Karte verzeichnet.
Die Legende:
Grün: Badeunfall
Hellblau: Boots-/Schiffs- oder Paddelbootsunfall
Dunkelblau: Ungeklärter Fall
Lila: Surfunfall
Gelb: Arbeitsunfall
Dunkelrot: Flugzeugabsturz