dpa / sk / AFP
UPDATE, Samstag 9:20 Uhr: Die Polizei hat einen dringend Tatverdächtigen festgenommen. Hier halten wir Sie weiter über den Fall auf dem Laufenden.

Das Wichtigste in Kürze: Der Erpresser-Fall
  • Ein Erpresser forderte von deutschen Supermärkten und Drogeriemärkten einen Millionenbetrag.
  • Der Unbekannte droht damit, Lebensmittel zu vergiften.
  • In mehreren Supermärkten in Friedrichshafen wurden bereits Mitte September vergiftete Gläschen mit Babynahrung gefunden. Diese sind nicht in den Handel gelangt. Die Polizei hat die Gläschen nach einem Hinweis des Täters sichergestellt.
  • Verbraucher sollen Ware auf mögliche Manipulationen prüfen. Gläser beispielsweise haben üblicherweise eine Wölbung nach innen, beim Öffnen hört man ein Knacken.
  • Die Polizei fahndete mit 220 Ermittlern nach dem Mann. 


Der Freitag im Rückblick


UPDATE, 21:58 Uhr: Laut einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Ravensburg und des Polizeipräsidiums Konstanz überprüft die Sonderkommission derzeit einen Verdächtigen, auf den die Ermittler durch Hinweise aus der Bevölkerung aufmerksam geworden sind. Noch könne nicht gesagt werden, ob es sich bei der Person im Landkreis Tübingen tatsächlich um einen möglichen Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Erpressungsfall handelt, heißt es in der Mitteilung.

UPDATE, 20:43 Uhr: Möglicherweise führt eine Spur ins niedersächsische Peine. Angestellte eines Geschäfts in der Innenstadt informierten am Freitagvormittag die Polizei, weil sie einen Mann beobachtet hatten, der dem mutmaßlichen Erpresser sehr ähnlich gesehen habe. Der Mann konnte allerdings vor Eintreffen der Beamten das Geschäft verlassen, wie die Polizei am Abend mitteilte. Eine Fahndung verlief demnach zunächst ohne Ergebnis. Bei dem Geschäft handelte es sich nach Polizeiangaben um die Filiale einer Drogeriekette. Eine Auswertung des Videomaterials und "intensive Spurensuche" haben nach Angaben der Polizei ergeben, dass der Verdächtige keine Lebensmittel im Geschäft vergiftet hat. "Er hat eingekauft", sagte ein Polizeisprecher. Die Videoaufnahmen aus dem Geschäft in Peine sollten in Baden-Württemberg ausgewertet werden. Dort müssten die Aufzeichnungen mit dem Originalvideo verglichen werden, sagte ein Polizeisprecher.

UPDATE, 16:25 Uhr: Staatsanwaltschaft und Polizei teilen mit: Bislang sind rund 1000 Anrufe und 200 E-Mails bei der Polizei Konstanz eingegangen. 200 Hinweise haben sich konkret auf die gesuchte Person bezogen. Diese werden aktuell von den Ermittlern überprüft. Eine heiße Spur fehlt weiter.

UPDATE, 15:50 Uhr: Der Erpresser nutzte die sirupartige Flüssigkeit Ethylenglycol zum Vergiften von Lebensmitteln. Da sie farb- und geruchlos ist, lässt sie sich beim Verzehr nicht erkennen. Die Vergiftungserscheinungen reichen von Übelkeit über Erbrechen bis hin zu Benommenheit und Verwirrung. „Wenn man das bei sich selbst beobachtet oder ein Kind sich anders verhält als sonst, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen“, rät die Verbraucherzentrale.

UPDATE, 14:30 Uhr: Der Geschäftsführer einer Supermarktkette erklärt, keine Ahnung davon zu haben, ob in seiner Filiale in Friedrichshafen vor knapp zwei Wochen eines der vergifteten Gläschen sichergestellt wurde. "Ich habe keine Rückmeldung von der Polizei bekommen." Er wisse nur, dass nach dem Eingang des Erpresserschreibens in allen großen Friedrichshafener Geschäften, die Babynahrung im Sortiment haben, sämtliche Gläschen noch am Samstagabend beziehungsweise am Sonntag in den Regalen ausgeräumt wurden – nicht nur in den fünf Läden, die der Erpresser benannt hatte. "Da kam alles raus, quer durch alle Marken. Die wollten ganz bestimmt auf Nummer sicher gehen", ist er überzeugt.

UPDATE, 14:20 Uhr: Vorwürfe, die Polizei habe sich zu spät an die Öffentlichkeit gewandt - immerhin war die Erpressung bereits seit dem 16. September bekannt - weist Polizeisprecher Markus Sauter zurück : „Der Täter hat bisher eine hohe Planungstreue gezeigt“, sagt der Polizeisprecher. „Die fünf kontaminierten Gläschen standen exakt dort, wo er sie angekündigt hat. Wir gingen und gehen also davon aus, dass keine Gefahr für die Bevölkerung bestand.“ Wieso dann jetzt der Gang in die Öffentlichkeit? „Wir haben den Erpresser einem hohen Fahndungsdruck ausgesetzt. Das Risiko, jetzt Gift auszusetzen, ist sehr, sehr hoch für ihn.“ Ein Gremium von Experten, das sich aus Personen des Landeskriminalamtes, des Bundeskriminalamtes, des Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, der Staatsanwaltschaft, der Polizei sowie Psychologen und Profilern zusammensetzt, entschied sich für den späten Gang in die Öffentlichkeit. „Das war keine einsame Entscheidung von uns hier“, bestätigt Markus Sauter. In der Mail des Erpressers vom 16. September wurde ein exaktes Szenario des Vorgangs dargestellt. „Dieses Szenario läuft noch“, so Sauter. „Zu den Details können wir nichts Näheres sagen.“

UPDATE, 13:48 Uhr: Polizeisprecher Markus Sauter spricht von rund 650 Anrufern, die sich seit gestern Nachmittag bis heute Mittag bei der Hotline gemeldet haben. „Darunter sind auch viele besorgte Menschen, die wissen wollen, wie sie sich verhalten sollen“, erzählt er. Derzeit werden alle Anrufe nach einer Prioritätenliste systematisch abgearbeitet. Rund 100 konkrete Hinweise zur Person gibt es bis heute Mittag. Eine heiße Spur sei bisher jedoch nicht darunter.

UPDATE, 11:00 Uhr: Nach Informationen des SÜDKURIER waren in Friedrichshafen mehrere Supermärkte Tatorte. Der Erpresser hatte in verschiedenen Märkten vergiftete Babybrei-Gläschen deponiert. Die Lage der Märkte spricht für eine gute Ortskenntnis des Täters.

UPDATE, 8:25 Uhr:  Die Polizei fürchtet weitere Taten. „Wir können nicht ausschließen, dass der Erpresser über das Wochenende erneut vergiftete Lebensmittel ausbringt“, so Pressesprecher Jens Purath heute im ZDF-„Morgenmagazin“.

 

Der Donnerstag im Rückblick


UPDATE, 19:50 Uhr: Nach dem Fund mehrerer vergifteter Lebensmittel am Bodensee haben die Ermittler Hinweise auf den Erpresser erhalten. Es gebe inzwischen mehrere Hundert Hinweise, sagte Polizeivizepräsident Uwe Stürmer am Donnerstagabend in der SWR-„Landesschau“. Zuvor hatten die Ermittler Bildmaterial veröffentlicht, das den Verdächtigen zeigt und die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen.

UPDATE, 17:30 Uhr: Im Zusammenhang mit der Erpressung mehrerer Lebensmittel- und Drogeriemarktketten ist am Donnerstag bundesweit die Handy-Warn-App „Nina“ angesprungen. Die baden-württembergische Landesregierung gab zudem auf Twitter eine Warnung heraus. Die „Nina“-Nutzer wurden gegen Mittag aufgerufen, sich über alle verfügbaren Medien zu informieren und verdächtige Produkte am besten gleich im Laden zu melden. Verdächtig seien beschädigte Verpackungen und fehlender Unterdruck. 
 
UPDATE, 16:00 Uhr: „Wir sind sehr verunsichert, meine Frau und ich, weil wir auch zwei kleine Kinder haben und natürlich auch Babygläschen kaufen", sagt Marius Brosch. Ihn und weitere Konstanzer haben wir in unserer Video-Umfrage gefragt, wie die Menschen hier vor Ort auf die Vergiftungen reagieren. Sie zeigten sich überwiegend verunsichert. Einige werden ihr Verhalten beim Einkaufen ändern. 

UPDATE, 15:00 Uhr: SÜDKURIER-Videointerview mit dem Konstanzer Polizeivizepräsidenten Uwe Stürmer. Er erklärt unter anderem, warum sich die Ermittler nun für eine öffentliche Fahndung entschieden haben und wieviel Geld der Erpresser fordert: 
 


UPDATE, 14:54 Uhr: Die Polizei sagte auf der Pressekonferenz, dass Kliniken im Lande informiert worden seien, sich auf etwaige Ernstfälle vorzubereiten. Andrea Jagode, Pressesprecherin des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz, dazu: „Wir sind immer auf Notfälle vorbereitet. Sollten Fälle von Lebensmittelvergiftungen auftauchen, werden die zuständigen Behörden ohnehin benachrichtigt.“ Dafür existiere ein Netzwerkplan, der stets eng zusammen arbeitet.

UPDATE, 14:37 Uhr: Sabine Seibl (Mitglied der Geschäftsführung der Firma Frischemärkte BAUR e. K) aus Konstanz sagt, wie die Mitarbeiter der Kette nun vorgehen: „Wir sind flächendeckend deutschlandweit sensibilisiert an jedem Standort. Wir werden noch mehr Wert als sonst schon darauf legen, die Waren sehr gut anzuschauen.“ Es sei zwar faktisch unmöglich, jede einzelne Ware in die Hand zu nehmen, „doch wir sind sehr, sehr aufmerksam“. Sie geht davon aus, „dass sowieso rund 99,9 Prozent der Verbraucher daheim nach dem Einkauf die Waren begutachten und wenn beispielsweise ein Glas mir Essiggurken oder Babynahrung beim Öffnen nicht klackt, dann läutet die innere Alarmanlage.“

UPDATE, 14:30 Uhr: Der Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand hat sich in einem schriftlichen Statement zu Wort gemeldet: "Wie alle anderen bin ich persönlich und auch als Oberbürgermeister zutiefst erschüttert. Ich kann nur alle dazu aufrufen, besonnen zu bleiben und jetzt besonders aufmerksam und vorsichtig zu sein. Bei einem Verdacht sollte jeder von uns sofort die Polizei informieren und sie bei den Ermittlungen unterstützen."

UPDATE, 14:10 Uhr: Die Polizei hat auf dieser Seite ein Video einer Überwachungskamera aus dem Supermarkt in Friedrichshafen veröffentlicht, auf dem der mutmaßliche Täter zu sehen ist. Das Video stammt laut Polizei von vergangener Woche. 

UPDATE, 13:55 Uhr: Vergiftete Nahrungsmittel, darunter Babynahrung, seien bisher nur in Friedrichshafen am Bodensee gefunden worden, teilte die Polizei mit. Recherchen des SÜDKURIER ergaben nun, dass die betroffene Babynahrung in diesem Supermarkt in Friedrichshafen gefunden wurde:  

In diesem Supermarkt wurde laut SÜDKURIER-Informationen die vergiftete Babynahrung gefunden.
In diesem Supermarkt wurde laut SÜDKURIER-Informationen die vergiftete Babynahrung gefunden. | Bild: Andreas Ambrosius


UPDATE, 13:15 Uhr: Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verlangte generell eine rasche Kommunikation. „Verbraucher sollten so schnell wie möglich über Probleme mit Lebensmitteln informiert werden, gerade wenn eine Gefahr für Leib und Leben bestehen könnte“, sagte der Sprecher Niklaas Haskamp. 

UPDATE, 12:30 Uhr: Alle im Drohschreiben konkret genannten Produkte wurden von der Polizei gefunden (fünf Gläschen vergiftete Babynahrung). Die weiter gehende Drohung bleibt jedoch aktuell und bezieht sich nicht auf bestimmte Produkte. Über die genaue Anzahl der Täter gibt es noch keine Angaben. Zudem gibt es keine Informationen über konkret betroffene Geschäfte. Die Pressekonferenz wurde nun beendet.  

So sieht der gesuchte Mann aus (Bilder aus Überwachungskamera):


UPDATE, 12:25 Uhr: Es wurde im betroffenen Fall eine toxische Substanz in Babynahrung eingerührt. Der Stoff, Ethylenglycol (veraltet auch Äthylenglycol), ist eine sirupartige Flüssigkeit, farb-und geruchlos und kann ab 30 ml bei Erwachsenen schädlich sein. Der Stoff greift nach dem Verschlucken zunächst das Zentrale Nervensystem an, dann das Herz und schließlich die Nieren. Das Anwendungsgebiet von Ethylenglycol ist recht breit. Es kommt beispielsweise als Frostschutzmittel zum Einsatz. Auch in der Industrieproduktion spielt es eine Rolle.

UPDATE, 12:20 Uhr: Die Ermittler appellieren an die Verbraucher, auf manipulierte Verpackungen zu achten und diese sofort dem Marktleiter zu melden. Glasbehälter haben in der Regel den Deckel nach innen gewölbt, beim Öffnen hört man ein Klacken. Es gebe aber keinen Grund zur Panik, die Polizei will den Tater schnell finden. 220 Ermittler sind im Einsatz. 
 
UPDATE, 12:15 Uhr: Eine männliche Person wird verdächtigt: Diese ist etwa 50 Jahre alt, hat eine mittlere Größe, ist schlank, trägt eine Brille und eine Mütze zur Tarnung. Es handelt sich nach großer Wahrscheinlichkeit um den Täter. Hinweise von möglichen Zeugen bitte direkt an das Polizeipräsidium Konstanz (Hinweistelefon: 07531/ 9953434). Laut den Ermittlern muss man davon ausgehen, dass es sich um einen skrupellosen Täter handelt. Die Bedrohung bezieht sich auf ganz Deutschland, es gibt aber Verbindungen vor allem nach Österreich und Süddeutschland. Den Ermittlern zufolge wurde ein zweistelliger Millionenbetrag erpresst. 
 
UPDATE, 12:10 Uhr: Der Täter hat letzte Woche vor Ladenschluss vergiftete Lebensmittel in einem Markt in Friedrichshafen abgestellt, diese konnten von der Polizei sichergestellt werden. Die Polizei bittet die Bevölkerung nun um Mithilfe. Eine Person wurde in einer Überwachungskamera gesehen und ist deswegen verdächtigt. Daher gibt es nun einen öffentlichen Fahndungsaufruf (Bild siehe oben). 

UPDATE, 12:05 Uhr: Die Ermittler bestätigen eine Erpressung von Handelskonzernen. Eine Erpresser-Email drohte, 20 Lebensmittel mit Gift zu versetzen. In dem Schreiben, das der Erpresser den Konzernen und auch der Polizei zukommen ließ, hatte der Täter zuvor angekündigt, Produkte in Lebensmittel- und Drogeriemärkten im In- und Ausland zu manipulieren. Diese wolle er mit einer Substanz vergiften. In dem Schreiben sprach er konkret auch Märkte in Friedrichshafen an. Es wurde aber nicht angegeben, welche Lebensmittel, oder welche Märkte konkrekt betroffen sind.  

UPDATE, 12:00 Uhr: Sehen Sie hier das Live-Video zur Pressekonferenz in Konstanz. Vor Ort sind: Markus Sauter (Polizeihauptkommissar), Petra Mock (Ministerialrätin), Uwe Stürmer (Polizeivizepräsident), Alexander Boger (Leitender Oberstaatsanwalt) und Karl-Josef Diehl (Oberstaatsanwalt).