Silke Weidmann

Es wird eng in den Kindergruppen der Nachsorgeklinik. Die Patientenzahlen wachsen stetig und mit ihnen der Platzbedarf für die Betreuung. Während des Reha-Aufenthaltes sind alle Kinder bis 16 Jahre in einer altersentsprechenden Kindergruppe betreut. Ute Löschel, Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung hat vor 15 Jahren in Tannheim begonnen. In der Zeit seien die Kinderzahlen mit der ständigen Erweiterung der Nachsorgeklinik immer weiter gestiegen, berichtet sie.

So bietet Tannheim beispielsweise momentan als bundesweit einzige Klinik eine Reha für verwaiste Familien an. Gerade für diese Patientengruppe, die ein Kind und Geschwisterteil verloren haben, ist die Kinderbetreuung enorm wichtig.

Einerseits ermöglicht sie den trauernden Eltern, Therapien wahrzunehmen. Andererseits haben die Kinder selbst Gelegenheit, mit anderen verwaisten Geschwistern zusammen zu kommen und in ihrer Trauer pädagogisch begleitet zu werden. Abteilungsleiterin Ute Löschel ist ausgebildete Trauerbegleiterin und in dieser Funktion zusammen mit einer Kollegin für diese Kinder zuständig.

Dabei arbeitet das pädagogische Team unter anderen Bedingungen, als es in Kindergarten oder Hort der Fall wäre. „Ich sage immer, wir leben hier ein Inseldasein“, so drückt es die erfahrene Pädagogin aus. Alles sei anders. Das, was in den normalen Kindergärten im Vordergrund steht – Portfolios, Bildungsauftrag, Schulvorbereitung – es spielt keine Rolle, wenn man nur vier gemeinsame Wochen hat.

Nach diesem Zeitraum kommen neue Familien, andere Kinder. Die Eingewöhnung muss daher schnell gehen. Durch die individuellen Schul- und Therapiezeiten der Kinder ist es ein Kommen und Gehen in den Gruppen.

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Der ganzheitliche Reha-Ansatz Tannheims wird auch in der Kinder- und Jugendabteilung umgesetzt. Am dritten Tag nach der Anreise werden die Erzieherinnen über Ziele, Probleme und Besonderheiten jedes neuen Kindes informiert. „Wir nehmen die Kinder, wie sie sind und mit dem, was sie haben“, sagt Ute Löschel und berichtet von den kranken Kindern, denen es meistens gut tue, endlich einmal aus ihrer Sonderrolle heraus zu kommen, von den Geschwistern, die im Alltag oft zurück stecken müssen und Aufmerksamkeit brauchen. Einen Nachmittag in der Woche haben die Kinder keine Therapien. „Eine gute Möglichkeit, um ins Gespräch über ihre individuelle Situation zu kommen“, so Ute Löschel.

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Da viele Familien die Ferienzeit für ihren Reha-Aufenthalt nutzen, ist der Andrang im Sommer besonders groß. „Bis zu 30 Kinder haben wir dann in den Schulkindgruppen“, berichtet Ute Löschel. Die bisherigen Räume können einen solchen Bedarf einfach nicht mehr decken. Gleichzeitig wird auch in den anderen Abteilungen mehr Platz benötigt, wie etwa ein Raum für die Logopädie.

So soll die Kinderbetreuung in naher Zukunft ein eigenes Gebäude bekommen, die bisherigen Räumlichkeiten werden dann zu Therapieräumen. Die beiden Geschäftsführer der Nachsorgeklinik, Thomas Müller und Roland Wehrle, denken schon länger über einen Neubau nach. „Gut wäre, wenn sich das in den nächsten zwei Jahren realisieren ließe“, so Thomas Müller. Seit er vor zwei Jahren in die Geschäftsführung eingestiegen ist, verfolgt er die Idee.

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Das Kinderhaus befindet sich momentan in der Vorplanung. Es soll im jetzigen Außenbereich, in der Nähe des Spielplatzes entstehen. Insbesondere die Nähe zu den Therapieräumen sieht Geschäftsführer Roland Wehrle als wichtiges Kriterium, damit der Wechsel der Kinder zwischen Kindergruppen und Therapieanwendungen gut funktioniert. Entsprechend der bisherigen Architektur, wird daher auch das neue Gebäude durch einen Gang mit den anderen Abteilungen verbunden sein.