Gerry Mayr gibt nicht auf. Der Kopf der Querdenker in Konstanz will die Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen der Politik am 3. Oktober unbedingt durchbringen. Gestern Vormittag reichte der Mann, der eine Motorradwerkstatt im Konstanzer Gewerbegebiet betreibt, die Anmeldung für 4500 Demonstranten per Mail bei der Stadtverwaltung ein. Sie nennt sich: „Kundgebung für Friede, Freiheit und Liebe nach einer Friedensmenschenkette“.

Von seinem Plan könne ihn auch das Wort des Oberbürgermeisters nicht abhalten, sagte er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Sonst stünden die demokratischen Grundwerte auf dem Spiel.

Gerry Mayr.
Gerry Mayr. | Bild: Wagner, Claudia

Uli Burchardt positionierte sich gestern klar gegen das Vorhaben der Verschwörungstheoretiker und Corona-Skeptiker: „Allein aufgrund der Vielzahl der bereits vorliegenden Anmeldungen und der begrenzten Platzkapazitäten dürfte es eher schwierig werden, eine Großdemonstration für den 3. Oktober bestätigen zu können“, gab sein Sprecher Walter Rügert bekannt.

Grundsätzlich benötige man zwar aufgrund der Versammlungs- und Meinungsfreiheit für eine Demonstration keine Genehmigung der Stadtverwaltung im juristischen Sinne, „aber es wird jetzt geprüft, ob die Kundgebung tatsächlich an diesem Tag in Klein-Venedig stattfinden kann, oder ob es schon zu viele andere Demonstrationen sind“, so Rügert. Die Prüfung solle in den nächsten Tagen erfolgen.

Ganze acht weitere Kundgebungen wurden für Tag der Deutschen Einheit nämlich bereits angemeldet. Die meisten von ihnen wollen den Querdenkern Klein-Venedig nicht ohne Gegenstimme überlassen.

Wie der Name der Querdenker-Kundgebung schon vermuten lässt, plant Mayr, mit 20.000 Menschen eine Kette von Vaduz über Bregenz bis nach Konstanz zu bilden. Damit möchte er den länderübergreifenden Zusammenhalt in Bezug auf seine Kritik gegenüber der Politik verdeutlichen.

Menschen mit Bussen entlang der Kette verteilen

Mayrs Plan: Busse und Kleinbusse verteilen die Teilnehmer zwischen Liechtenstein und Konstanz so geschickt, dass eine zusammenhängende Kette entsteht. Sollte die Menschenmenge nicht ausreichen, oder Infektionsschutzregeln in den Nachbarländern dagegen sprechen, dass sich alle an den Händen halten, könnten Seile die Glieder miteinander verbinden.

Die Strecke von Vaduz über Bregenz nach Konstanz variiert je nach Streckenverlauf, ist aber in jedem Fall mehr als 110 Kilometer lang – bei 20.000 Teilnehmern müsste jeder Mensch damit mehr als fünf Meter überbrücken.

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Mayrs Vorhaben soll schon bald in Bregenz und Vaduz angemeldet werden. Beide Städte geben sich im Gespräch mit dem SÜDKURIER zurückhaltend. „Solche Demonstrationen müssen in Vorarlberg bei der Landespolizeidirektion angemeldet werden. Momentan ist noch nichts bekannt. Der Stadt Bregenz bisher ebenfalls nicht“, so Stadtsprecherin Susanne Valentin. Die Anmeldefrist wäre erst 24 Stunden vorher.

Auch bei der zuständigen Regierungskanzlei in Liechtenstein ist für eine solche Veranstaltung noch keine Anfrage eingegangen. Grundsätzlich sei Gerry Mayrs Plan zwar möglich. Aber „eine definitive Beurteilung ist erst nach Kenntnis der genauen Sachlage möglich“, sagt ein Sprecher der Regierungskanzlei.

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In Kreuzlingen ist bisher kein Gesuch der Querdenker für eine Demonstration eingetroffen. „Der Stadtrat hat sich diesbezüglich jedoch bereits mit der Stadt Konstanz und mit der Kantonspolizei Thurgau ausgetauscht. Wir behalten die weitere Entwicklung im Auge und werden gegebenenfalls geeignete Maßnahmen treffen“, sagt Caroline Leuch, Leiterin Kommunikation, dem SÜDKURIER.

Nicht mehr als 1000 Teilnehmer in Liechtenstein möglich

Denn in anderen Ländern sind die Hürden hoch. In Liechtenstein etwa muss für jede öffentliche Veranstaltung ein Schutzkonzept erarbeitet werden. Zentrale Bestandteile seien die Einhaltung des Mindestabstands von eineinhalb Metern und die Hygieneregeln. Wenn die Distanz zwischen den Teilnehmern nicht eingehalten werden kann, seien bauliche Maßnahmen oder das Tragen von Masken Pflicht. „Generell sind gegenwärtig Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen nicht zulässig“, so der Sprecher.

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Gerry Mayr lässt sich davon nicht beirren. „Das Allerschönste wäre, wenn wir eine Kette um den ganzen Bodensee bilden könnten. Dafür bräuchten wir aber viel mehr Menschen. Ziel ist es deshalb von Liechtenstein bis Konstanz zu kommen“, sagt Mayr. Ein großer Teil der Kette soll am Bodenseeradweg entlangführen.

„Ich stehe für Regenbogenfarben“

Angst davor, dass die geplanten 20.000 Ketten-Teilnehmer anschließend alle nach Konstanz pilgern, um zu demonstrieren, hat Mayr nicht. „Die Busse bringen die Menschen dann an ihren Anfahrtsort zurück. Auch von Rechts wird es kein Theater geben“, ist er sich sicher. Dieses Klientel möchte der Organisator auf der Konstanzer Demo nicht haben. „Ich stehe für friedliche Kundgebung und Regenbogenfarben. Wir wollen das hier nicht.“

Genau so wenig wie Mund-Nasenschutz. „Wir werden keine Masken tragen“, sagt Mayr. Sollte es im Rahmen des Infketionsschutzes diese Maßnahme bis 3. Oktober doch geben, werde man aber klein beigeben und die Maske über das Gesicht ziehen.