Mit Kindern ins Museum? Das kann leicht schiefgehen, da sich die Sprösslinge kaum für moderne Kunst oder geschnitzte Madonnen interessieren dürften. Das Archäologische Landesmuseum (ALM) in Konstanz kennt den Konflikt. Dort hat man bereits vor Jahren eine Ausstellung besonderer Art entwickelt, die genau auf Kinder zugeschnitten ist.
Playmobil-Figuren stellen Mittelalter nach
Im Dachgeschoss des ALM wird eine historische Situation mit Material aus dem Playmobil-Fundus nachgestellt. Auf großen Platten sind Wimmelbilder aufgebaut, an denen sich nicht nur Kinder gerne sattsehen. Auch Erwachsene steigen das Treppenhaus hinaus bis unters Dach.
Seit einigen Tagen ist im Dachgeschoss nun das Mittelalter angesagt. Mit Dutzenden von kleinen Plastikfiguren wird an die Gründung des Klosters Reichenau vor 1300 Jahren erinnert.
Wie sah der Alltag um 750 aus? Und wie arbeiteten die ersten Mönche an ihrem Kreuzgang? Wie sahen die Gärten zur Zeit des Mönches Walahfried aus? Das vielgesichtige Personal der Playmobil-Familie macht es möglich, diese Fragen spielerisch zu beantworten. Auf dem geräumigen Tableau – vergleichbar dem Tisch für eine Modelleisenbahn – ist das Mittelalter in vielen Szenen angerichtet.
Geschildert wird zum Beispiel der Moment, an dem der Heilige Pirmin die giftigen Schlangen von der Insel vertreibt und ins Wasser scheucht. Einige Zeit vor ihm war bereits der Ire Kolumban im süddeutschen Raum als Missionar unterwegs.
Plastisch ist der Moment dargestellt, in dem Kolumban mit seinen zwölf Begleitern auf die heidnischen Einheimischen trifft. Die Kelten verehrten damals goldene Standbilder. Der Missionar schleift die Idole von ihren Podesten und lässt sie kurz und klein schlagen.
Detaillierter Bau der ursprünglichen Klosterkirche
Zentral ist das zweite Panorama mit den Männchen von Playmobil. Dabei geht es um die Klostergründung. Bis ins Detail hinein ist der Bau der ursprünglichen Klosterkirche geschildert. Markant ist ein Lastenaufzug, der über ein großes Tretrad betrieben wird.
Zwei Männer stehen im Rad und bringen es in Bewegung. „Diese Räder sind historisch belegt“, sagt Marius Lippert. Er hat an der kleinen Plastikwelt mitgearbeitet und findet es richtig, dass geschichtliche Zusammenhänge mit Gegenständen aus dem Kinderzimmer nachgestellt werden.
Wichtig war dem elfköpfigen Team – vom Schreiner bis zur Texterin – vor allem eines: Die Playmobil-Szenen sollen spielerisch wirken, doch müssen die Fakten stimmen. Es geht nicht um Fantasy oder Ritterspiele in erfundenen Kostümen, sondern um die Welt des 8. Jahrhunderts. Die Fakten stimmen – bis auf einige versteckte Details. Die Ausstellungsmacher haben absichtlich Gegenstände und Personen aufgestellt, die gar nicht hineingehören.
Kinder und erwachsene Spieler können sich auf die Suche machen und nach dem Motto „Finde den Fehler“ die Blindgänger aufspüren. Es wird hier nicht verraten, wo die falschen Fuffziger stehen, die sich zwischen Pirmin und seine Klosterleute mischen.
Captain Spock findet sich auf Reichenau wieder
Doch darf man an dieser Stelle einen Tipp geben: Captain Spock („Raumschiff Enterprise“) hat sich eigens für diese Ausstellung auf die Reichenau beamen lassen. Und er ist gut versteckt.
Ralph Röber und seine Mitstreiter mussten beim Aufbau manche Klippe umschiffen. Das Playmobil-Völkchen ist zwar bunt gemischt, der Fundus stellt viele Berufe und Nationen bereit.
Doch bei den Mönchen tat sich sein Problem auf, denn Mönche gibt es bei Playmobil nur als Zisterzienser mit einem Habit in Schwarz und Weiß. „Wir haben die Kutten der Männchen einfach schwarz angemalt“, sagt Marius Lippert – und schon waren die Benediktiner fertig. Damals war doch vieles einfacher.