Ist Bahnfahren Glückssache? Ganz so weit muss man nicht gehen. Doch wahr ist: Die Chance, dass man an einem Tag in diesem Jahr direkt von Zürich nach Stuttgart fahren kann, die gleicht der bei einem Münzwurf. Kopf oder Zahl, Kopfbahnhof oder Qual? 50:50 ist die Wahrscheinlichkeit.
Zu diesem Ergebnis kommt der Grünen-Politiker und Gäubahnexperte Matthias Gastel. Er informiert über eine Anfrage an das Bundesverkehrsministerium zu den bereits erfolgen und noch geplanten Sperrungen auf der Bahntrasse.
Das Ergebnis: Gleich fünf Sperrzeiträume wird es 2024 geben. Bis Ende März erfolgte bereits eine Unterbrechung über 83 Tage bei Sulz, seit 18. Mai bis 1. Juni bei Horb und Herrenberg. Vom 27. Juli bis 2. August ist nach Ministeriumsangaben die Panoramabahn in Stuttgart gesperrt.
Dazu kommen gemäß der Auswertung im Herbst 14 Tage Sperrung bei Horb und 14 Tage zwischen Engen und Singen – letzteres wird dann also auch die Schwarzwaldbahn betreffen. Beide Zeiträume sind noch nicht genau terminiert.
Weitere Tage ohne Direktverbindung
Damit blieben noch 239 Tage, auf denen die Gäubahn laut Gastel theoretisch durchgehend befahrbar sei. Allerdings gibt es im Mai und Juni neun einzelne Tage, an denen Züge nicht durchfahren. Zudem ist von 3. August bis 6. September Endstation in Stuttgart-Vaihingen, nicht am Hauptbahnhof. Das wiederum kann als kleiner Vorgeschmack auf die Situation ab Sommer 2026 gelten, dann soll die Gäubahn wegen Stuttgart 21 für Jahre in Vaihingen enden.
Bleiben in diesem Jahr jedenfalls 195 Tage, also 53 Prozent, in denen durchgehender Bahnverkehr herrscht. Nicht einberechnet hat Gastel die Tage der GDL-Bahnstreiks im Januar, Februar und März, als die Gäubahn-Intercitys ebenfalls nicht fuhren, der reale Wert liegt somit noch niedriger.
Lieber eine lange Sperrung als viele kürzere?
Gastel kritisiert in diesem Zusammenhang erneut die Baustellenplanung der Bahn. „Die Häufung von Sperrungen auf der Gäubahn bleibt auffällig“, sagt er. Andernorts werde mit Korridorsanierungen unter Vollsperrung „ein praktisch neuwertiger Infrastrukturzustand geschaffen, indem verschiedenste Gewerke in einer Bauphase erneuert werden.“ Das sei laut dem Bundestagsabgeordneten der Grünen auch für die Gäubahn denkbar, sodass man eine und nicht viele Sperrungen hätte.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn erklärt dazu auf Anfrage, dass man Baustellen grundsätzlich bündeln wolle und das bei den derzeit laufenden Gäubahn-Bauarbeiten auch der Fall sei. Wegen langer Vorlaufs- und Planungszeiten sei das aber nicht immer machbar.