Wer nur lange genug durch den Schwarzwald fährt, der trifft unausweichlich darauf. An irgendeinem Dorfeingang, ohne dass es sich abgezeichnet hätte, steht plötzlich eine riesige, moderne Fabrikhalle. Willkommen im Land der „Hidden Champions“, der versteckten Weltmarktführer. Selbst in entlegenen Tälern gibt es noch Firmen, die es zu Weltruf gebracht haben.
Dahinter steckt die harte Arbeit der Firmengründer – für einige hat sich diese Mühe ausgezahlt. Es gibt im Schwarzwald viele Familien, die ein Vermögen von mehreren hunderten Millionen oder gar mehr als einer Milliarde Euro angehäuft haben. Kein Wunder also, dass in einer Auswertung des Manager Magazins über die reichsten Deutschen auch Menschen aus dem Schwarzwald auftauchen. Wir zeigen Ihnen, wer sie sind – und wie sie zu ihrem Geld gekommen sind. Hier die Rangliste in immer reicher werdender Reihenfolge.
Familie Grieshaber – Schiltach – 500 Millionen Euro
Die Familie Grieshaber hat ihr Vermögen mit dem Sensorhersteller Vega mit Sitz in Schiltach gemacht. 1959 gegründet, arbeiten mittlerweile weltweit mehr als 2000 Menschen für das Unternehmen, 1000 davon im Schwarzwald, und erwirtschaften einen Umsatz von über 400 Millionen Euro jährlich.
Für die Familie sitzt Isabel Grieshaber in der Firmenleitung. Das Familienvermögen wird auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Bekannt ist Vega auch noch für etwas anderes: Seine sehr gute Betriebskantine.
Familie Wolfgang Grenke – Baden-Baden – 500 Millionen Euro
Der Finanzdienstleister Grenke musste in den vergangenen Jahren einige Negativschlagzeilen überstehen. 2020 wurden Vorwürfe über Bilanzfälschung laut, die nach und nach ausgeräumt werden konnten. Probleme wurden dabei dennoch offensichtlich. Das Vermögen der Familie seines Gründers und Hauptaktionärs Wolfgang Grenke hat das aber nicht allzu sehr zugesetzt. Eine halbe Milliarde Euro rechnet die Auswertung ihm zu.
Familie Furler – Oberkirch – 500 Millionen Euro
Die Familie Furler, Inhaberfamilie von Koehler Paper aus Oberkirch im Ortenaukreis, ist das Gegenteil von neureich: Über 200 Jahre alt ist ihr Betrieb bereits. Mittlerweile macht sie mit 2500 Mitarbeitern weltweit einen Milliardenumsatz mit verschiedenen Spezialpapieren. Werke hat die Firma unter Leitung von Kai Furler auch in Kehl und Weisenbach im Murgtal im Nordschwarzwald: Hier hat die Firma 2009 die Katz Group übernommen, Weltmarktführer in der Bierdeckel-Produktion. Auch damit kann man seinen Reichtum mehren.
Familie Klaus Fischer – Waldachtal – 600 Millionen Euro
Wenige Entwicklungen stehen so für baden-württembergischen Erfindergeist wie der „Fischer-Dübel“, der Dübel aus Plastik, den Artur Fischer in den 50er-Jahren entwickelte. Diese Befestigungstechnik war es, an der der Reichtum der Familie festen Halt fand. Mittlerweile arbeiten mehr als 5500 Menschen weltweit für das Unternehmen aus Waldachtal (Kreis Freudenstadt). Chef und Haupteigentümer ist Klaus Fischer, der Sohn von Artur Fischer und Absolvent der Fachhochschule Konstanz.
Familien Hehl und Keinath – Loßburg – 700 Millionen Euro

Bleiben wir im Kreis Freudenstadt. Auf einer Hochebene zwischen Örtchen mit idyllischen Namen wie 24-Höfe (Heimat des weltbekannten Monkey-47-Gin) und Glatten (Heimat des weltbekannten Jürgen Klopp) ragen die gläsernen Fabrikhallen der Firma Arburg hervor. Weltweit führend bei der Produktion von Spritzgießmaschinen ist man hier, fast 900 Millionen Euro Umsatz machte das Unternehmen 2022.
Besitzerfamilien des 2023 100 Jahre alt gewordenen Unternehmen (zum Jubiläum spendierte man den Mitarbeitern mal eben einen Auftritt von Andreas Gabalier) sind die Familien Hehl und Keinath. Einer ihrer Ahnen tritt minimal im Firmennamen auf: Karl Hehl benannte die Firma 1943 nach seinem Vater um: Artur Hehl. AR – das AR in Arburg. Und Burg? Das Ende von LoßBURG. Kann man machen.
Familie Klaus Greinert – Hornberg – 700 Millionen Euro
Auch so eine Schwarzwald-Attraktion: Die riesige Kloschüssel, mit der der Sanitärtechnik-Hersteller Duravit seine Firmenfassade verschönert hat. Geld das Klo heruntergespült wird hier aber nicht. Ganz im Gegenteil. Die Familie um Klaus Greinert, die die Mehrheit der Anteile an Duravit hält, ist sehr vermögend. Das beruht allerdings nicht nur auf Duravit, sondern auch auf Anteilen am Mannheimer Kunststoffverarbeiter Röchling.
Familie Stotmeister – Stühlingen – 700 Millionen Euro

Auch im Kreis Waldshut gibt es eine sehr vermögende Unternehmerfamilie: Die Stotmeisters. Die Gründerfamilie des Baustoffriesen Sto (man hat sich bei der Benennung einige Buchstaben des Familiennamens gespart). Über 5500 Menschen arbeiten weltweit für die Experten in Sachen Wärmedämmung, knapp 1,8 Milliarden Euro Umsatz machte das Unternehmen aus dem Stühlinger Stadtteil Weizen im vergangenen Jahr.
Für seine unternehmerischen Verdienste, vor allem aber für sein großes soziales Engagement, erhielt der langjährige Sto-Chef und Gründersohn Jochen Stotmeister 2022 das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Rüdiger Hurrle – Durbach – 800 Millionen Euro
Am westlichen Rand des Schwarzwaldes im Ortenaukreis liegt die Gemeinde Durbach. Sie ist bekannt für den Weinbau – und hat einen sehr wohlhabenden Einwohner: Rüdiger Hurrle. Er verdiente sein Geld einst mit einer Klinikgruppe, nun hält er Beteiligungen und ist auch als Kunstsammler bekannt.
Familien Häfele und Thierer – Nagold – 800 Millionen Euro

Zur Abwechslung mal wieder ein Familien-Milliardenunternehmen. Häfele stellt in Nagold im Nordschwarzwald Möbel- und Baubeschläge her. Auch das lohnt sich: Der Umsatz tendiert Richtung zwei Milliarden im Jahr, 8000 Menschen arbeiten weltweit für das Unternehmen, das in diesem Jahr ebenfalls sein 100. Gründungsjubiläum feierte. Andreas Gabalier kam anders als bei Arburg nicht, aber ein Riesenrad gab‘s.
Ursula, Martin und Carola Falk – Freiburg – 900 Millionen Euro

Knapp unter dem Milliardenvermögen liegt Familie Falk aus Freiburg. Herbert Falk hatte hier 1960 die Pharmafirma Dr. Falk Pharma gegründet. Sie hat sich auf Stoffwechsel- und Verdauungsmedizin spezialisiert. Herberts Falk Witwe Ursula und den Kindern Martin und Carola hat das laut Manager Magazin ein stattliches Vermögen eingebracht.
Familie Klaus Grohe – Schiltach – 1,1 Milliarden Euro

Schiltach ist offensichtlich ein guter Ort, um reich zu werden. Doch die eingangs erwähnte Familie Grieshaber wirkt neben den Grohes ja fast schon arm. 1,1 Milliarden rechnet das Manager Magazin der Familie von Klaus Grohe zu. Er ist der Sohn von Hans Grohe, dem Gründer der Sanitärfirma Hansgrohe. Dieser stand also mit vollem Namen, wenn auch ohne Leerzeichen, für seine Produkte und das zahlte sich aus.
Rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz jährlich macht das Unternehmen – als Klaus Grohe die Geschäftsführung 1975 übernahm, waren es noch 35 Millionen Euro. 2008 gab er diese ab, hält aber immer noch 32 Prozent der Firmenanteile. Zudem gehört der Familie Grohe die Beteiligungsgesellschaft Syngroh.
Familie Sick – Waldkirch – 1,4 Milliarden Euro

Der zweite Sensorhersteller auf der Liste, allerdings nochmal deutlich größer: Knapp 12.000 Mitarbeiter, mehr als zwei Milliarden Euro Jahresumsatz – beachtliche Zahlen hat Sick vorzuweisen. Das Unternehmen mit Sitz in Waldkirch und Standorten in Überlingen und Donaueschingen hat seiner Gründerfamilie ein entsprechendes Vermögen eingebracht, laut Medium Magazin sind es 1,4 Milliarden Euro.
Erwin Sick hatte es 1946 gegründet, nach dessen Tod hat es seine heute 100 Jahre alte Frau Gisela geleitet. Mittlerweile spielt Gründerenkel Sebastian Glaser eine entscheidende Rolle, er leitet die Sick Holding, der die Sick AG mehrheitlich gehört.