Das Blutabnehmen ist schon eine Routineprozedur für mich. Sollte ich jemals Angst vor Nadeln gehabt haben – ich bin geheilt. Der obligatorische Piks in den Arm gehört dazu, wenn ich nach Tübingen fahre. Mal sind es mehr Röhrchen, mal weniger, die die Ärzte befüllen müssen.

Die Blutabnahme Video: Moll, Mirjam

Die spannenden Auswertungen, wie die Antwort auf die Frage, ob mein Körper Antikörper gebildet hat, ob ich überhaupt den Impfstoff bekommen habe, bekomme ich nicht zu sehen. Dafür weiß ich nun, dass ich konstant gute Blutwerte habe. Ich bin kerngesund. Eine gute Nachricht – gerade in diesen Tagen, wo die Corona-Fallzahlen wieder steigen.

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Nachrichten von Testpannen aus Bayern und anderen Bundesländern fördern die Gemütslage dabei ebenso wenig wie die Nachrichten von überfüllten Badestränden an Europas Küsten und Seen. Es wird Zeit, dass ein wirksamer Impfstoff auf den Markt kommt.

Aber ich warte lieber auf einen, der nicht aus Russland kommt und unter – sagen wir – anderen Bedingungen als den deutschen Sicherheitsstandards zugelassen wurde. Curevac ist die Tübinger Firma, die an der dortigen Uniklinik derzeit eine Impfstudie durchführen lässt. Und ich bin eine ihrer Probanden.

Phase Eins könnte im September enden

Noch läuft die Phase Eins, aber mein Arzt Julian Gabor, der mir heute Blut abnimmt, gibt sich zuversichtlich, dass die Studie in den kommenden vier Wochen abgeschlossen werden könnte.

Ein straffer Zeitplan wäre das, denn Studienleiter Professor Peter Kremsner wartet auf die Antwort der Ethikkommission, ob die Dosis – derzeit wird sie bei acht Mikrogramm getestet – noch weiter erhöht werden darf. Gerade wurden die letzten Probanden der Gruppe mit acht Mikrogramm geimpft.“Wenn alles nach Plan läuft, geht es am Mittwoch mit zwölf Mikrogramm weiter, sicher ist es noch nicht“, schreibt der Professor auf Anfrage.

Denn: Bislang sind die Nebenwirkungen bei den Studienteilnehmern in den Altersgruppen 18 bis 40 und 41 bis 60 überschaubar. „Ganz wenige Probanden hatten grippeartige Symptome“, sagt Gabor, zuständig für die Nebenwirkungen im Studienteam.

Nur wenige Symptome

Er berichtet von grippeartigen Symptomen wie leichtes Fieber sowie Schmerzen im Oberarm rund um die Einstichstelle. Dies betreffe seiner Schätzung nach aber nur fünf bis höchstens zehn Prozent der Teilnehmer. Alle Betroffenen seien am nächsten Tag wieder wohlauf gewesen. Von einer erhöhten Dosis erhoffen sich die Ärzte, die die Studie begleiten, eine bessere Immunantwort. Kremsner spricht von Erkenntnissen zur Verträglichkeit und Immunogenität.

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Nach wie vor ist unklar, wann der Impfstoff an der eigentlichen Zielgruppe getestet werden kann: den über 60-Jährigen. Beim SÜDKURIER haben sich bereits mehrere Interessierte gemeldet, die an der Studie teilnehmen wollen. Einen Startzeitpunkt kann Studienleiter Kremnser aber noch nicht nennen. Wann es losgeht mit dieser Gruppe von Probanden? „Demnächst“, verspricht er. Genau sei der Zeitpunkt aber noch nicht festgelegt.

Der Impfstoff ist damit noch längst nicht in greifbarer Nähe. Vielmehr dauert die Studie länger als erwartet, weil nun zusätzliche Dosen getestet werden sollen. Konkurrent Biontech hat dagegen die Erlaubnis für die nächste Studienphase bekommen und plant im Oktober die letzte und entscheidende Zulassungsstudie zu beantragen.

Für mich geht die spannende Zeit meines Probandentums noch weiter. Mehrere Kontrolltermine warten auf mich, zunächst Ende des Monats, dann im Abstand von mehreren Monaten. Doch erst im Sommer 2021 werde ich erfahren, ob ich tatsächlich geimpft wurde oder nur ein Placebo bekommen habe.