Es sind keine guten Zeiten für den Wald. Zumindest nicht in Brandenburg, Sachsen oder vielen Teilen Südeuropas, wo momentan eine Funke ausreicht, um Brände zu entfachen, bei denen das Feuer ganze Wälder frisst. Doch nicht nur dort, auch hier in Südbaden steigt die Gefahr durch die anhaltende Sommerdürre immer weiter. Fast überall: Trockenheit, die am Boden selbst in den Tiefen zehrt.

Brände als große Gefahr für Wälder in Baden-Württemberg

Brände, sagt Peter Hauk im SÜDKURIER-Redaktionsgespräch, seien auch für die hiesigen Wälder die momentan größte Gefahr. Sehr bedroht sind in den Augen des baden-württembergischen Agrarministers die Gebiete entlang der Rheinebene, gerade der nördliche Teil. „Da ist so gut wie nichts mehr grün.“

Und dennoch, sagt Hauk, trocken sei es überall. Vor allem dort, wo es viel Nadelholz gebe und wenig Laubholz. In Kiefernwäldern, deren Streu – das abgestorbene Pflanzenmaterial am Boden – sich nur langsam zersetzt, aber entsprechend brennbar ist.

Im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands gibt es davon in Baden-Württemberg und speziell in Südbaden eher wenige. Das unterscheide die Region unter anderem von Brandenburg, wo Einsatzkräfte in den vergangenen Wochen von Brandherd zu Brandherd pilgern mussten, um das Feuer im Wald unter Kontrolle zu bekommen.

„Dort gibt es hektarweise Kiefernwälder“, sagt der CDU-Politiker, selbst Förster und Waldbesitzer. Dazu wüte das Feuer auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, die wegen Munitionsaltlasten kaum betreten werden können. „Diese Verhältnisse haben wir hier nicht.“

Brennen – das tut es aber auch im Süden immer wieder. Erst in der Nacht zum Montag haben rund 300 Quadratmeter Forst im Hardtwald bei Karlsruhe gebrannt. Wobei die Polizei hier von einer absichtlichen Brandstiftung ausgeht, zumal mindestens vier Brandstellen zu erkennen gewesen seien.

Zahl der Waldbrände in Baden-Württemberg steigt extrem

Minister Hauk sagt: „Dieses Jahr werden wir Waldbrände in Baden-Württemberg im vierstelligen Bereich haben“, normal sei ein zweistelliger Bereich. So meldete die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung für Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 29 Waldbrände, 2010 lag die Zahl laut Waldbrandstatistik bei 18.

Gerüstet hat sich das Land für solche Szenarien immerhin: Nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums ist etwa für den Ernstfall eine Zusammenarbeit mit Frankreich zum Einsatz kleinerer Löschflugzeuge vereinbart worden.

Eine Vorsichtsmaßnahme, sagt Peter Hauk. Wobei man sich auf längere Zeit mit Hubschraubern beschäftigen müsse, die Wasser aufnehmen können. Um Brandherde besser ausfindig zu machen, stattet sich Baden-Württemberg auch mit Drohnen aus. Waldarbeiter sollen zunehmend Wasserrucksäcke und sogenannte Feuerpatschen bekommen – Kratzgeräte, die beim Löschen unter anderem von Glutnestern helfen.

Agrarminister Peter Hauk: „Wir müssen aktiv handeln“

Der Klimawandel schreitet indes voran, Prävention ist wichtig. Peter Hauk sagt: „Wir müssen aktiv handeln. Wenn wir der Natur die Zeit geben, dass sich die Wälder von alleine entwickeln, dann gibt es irgendwann keinen Wald mehr.“ Die Bedingungen änderten sich zu schnell, als dass man den Wald sich selbst überlassen könnte. Schon jetzt, sagt Hauk, verschieben sich die Klimazonen im Land nach oben. Ziel sei es deshalb, den Wald klimaresilient zu gestalten.

Braun verfärbte Gräser neben einer Bundesstraße, dahinter der Schwarzwald: Anhaltende Trockenheit lässt vielerorts die Waldbrandgefahr ...
Braun verfärbte Gräser neben einer Bundesstraße, dahinter der Schwarzwald: Anhaltende Trockenheit lässt vielerorts die Waldbrandgefahr steigen. | Bild: Philipp von Ditfurth

„Keine Monokulturen. Wir setzen in Baden-Württemberg auf Mischwälder.“ Aufforsten will man unter anderem mit heimischen Arten, etwa der Hainbuche oder Walnuss, aber auch mit zugewanderten Arten – darunter die Hohleiche – und Bäumen, die sich noch gar nicht im Land finden: Tannenarten aus den Karpaten zum Beispiel, einer Gebirgskette in Zentral- und Osteuropa.

„Wo Bäume ausfallen, werden wir neue einbringen. Das ist ein Prozess, der uns die nächsten 50 Jahre begleiten wird.“

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Veränderungen im Wald, die Folgen haben werden – auch optische. Nehmen wir etwa den Schwarzwald, der heute geprägt ist von Fichten und Tannen, die ihm eine dunkle Ästhetik und nicht zuletzt seinen Namen verleihen. Diese Baumartzusammensetzung wird sich ändern müssen, erklärt der Agrarminister. „Der Schwarzwald wird hellgrüner werden.“