Sommerliche Temperaturen bis 26 Grad in der ersten Aprilhälfte sorgten für üppig blühende Obstbäume. Dann kam der Schnee und begrub die Apfelblüten unter sich. Wie wirkt sich der plötzliche Wetterumschwung auf die Entwicklung der Früchte aus?

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass es Mitte April noch einmal einen Kälteeinbruch gibt„, sagt Andreas Ganal, Geschäftsführer vom Verein Obstregion Bodensee, einer Arbeitsgemeinschaft von Erzeugerorganisationen und Obstbauvereinen. Problematisch werde es allerdings, wenn die Temperaturen unter Null Grad sinken. Das gilt sowohl für die empfindliche Blüte als auch für die bereits angesetzten Früchte.

Frostnächte bis zu den Eisheiligen möglich

„Wir beobachten das Wetter jeden Tag und hoffen, dass es nicht zum Frost kommt.“ Bis Ende der Woche ist zwar vielerorts mit Bodenfrost zu rechnen, kritisch werde es aber erst, wenn die Temperatur um die Blüten herum in den Minusbereich rutscht. Die Eisheiligen Mitte Mai gelten laut Bauernregeln als die letzten Tage, an denen es noch Frostnächte geben kann.

Erich Röhrenbach vom Apfelhof Bodensee in Immenstaad ist zuversichtlich. Es habe während der Blüte viele Bienen gegeben. „Die Befruchtung war gut.“ Für Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschgen habe es gereicht. Mit dem Kälteeinbruch ist diese Zeit jetzt aber vorbei: Bienen sind erst ab rund zehn Grad unterwegs. Nun hängt es davon ab, ob es noch mal richtig frostig wird. Die kommenden Tage sind daher entscheidend, was die diesjährige Ernte betrifft.

Die Fruchtknoten haben bereits eine Größe von rund sechs Millimetern und wachsen bei der derzeitigen Kälte langsamer. Aber solange die Temperaturen im positiven Bereich bleiben, haben sie nichts zu befürchten. Aprikosen werde er dieses Jahr allerdings wohl nicht ernten, bedauert Röhrenbach: Die haben schon im März geblüht und sind im Frost erfroren.

Während sich die Blütezeit wegen des Klimawandels immer früher im Jahr abspielt, verschiebt sich der Zeitraum, in dem mit Spätfrösten zu rechnen ist, kaum. Um Blüten oder junge Triebe vor Frost zu schützen, besteht die Möglichkeit, die Bäume zu beregnen.

Eiskristalle liegen auf den Blüten und Blättern eines Apfelbaums. Das Wetter bleibt wechselhaft. Manche Obstbauern fürchten wegen des ...
Eiskristalle liegen auf den Blüten und Blättern eines Apfelbaums. Das Wetter bleibt wechselhaft. Manche Obstbauern fürchten wegen des erneuten Kälteeinbruchs um ihre Ernte. | Bild: Pia Bayer/dpa

Die Blüten erstarren dann unter einer Eisschicht. Dafür sei aber nicht jede Fläche geeignet. Eine Alternative ist das Aufstellen von Frostschutzkerzen oder mobile Gas- oder Ölbrenner mit Gebläse.

Eine Frostnacht genüge schon, damit Blüten erfrieren, schwarz werden und abfallen. Anhaltender Frost kann dann zu Ernteausfällen führen – so geschehen im Jahr 2017. Damals herrschten über einen längeren Zeitraum Nachttemperaturen unter minus fünf Grad. Bei manchen Bauern war das für den Verlust der Ernte sämtlicher Obstsorten verantwortlich.

In der Regel gibt es ohnehin zu viele Blüten

Das Obst hält sich dann auch nicht so lange und ist anfälliger für Schäden, wenn die Blüte dem Frost ausgesetzt ist. Wenn die Obstbäume früh blühen, haben die Früchte auf der anderen Seite aber länger Zeit zu wachsen und sorgen damit für größere Erträge.

„Ich mache mir keine Sorgen“, sagt Manfred Büchele, Geschäftsführer im Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee. Es gebe zwar besseres Blühwetter als derzeit, bestätigt der Experte aus Bavendorf, aber in der Regel gebe es ohnehin zu viele Blüten.

Um eine gute Qualität der Früchte und eine gesunde Blütenbildung im kommenden Jahr zu gewährleisten, müssten die Blüten ausgedünnt werden. Bei 5000 Blüten pro Baum sei eine Reduzierung auf 120 sinnvoll. Oder bei sechs zusammenhängenden Fruchtkörpern das Entfernen von zwei oder drei der Minifrüchte, um einen Ertrag von rund 20 Kilo Obst zu erhalten.

„Man zittert jedes Jahr zur Blüte“

„Man zittert jedes Jahr zur Blüte“, sagt Ilja Wolfgang Herrmann von der Landwirtschaftsabteilung im Konstanzer Landratsamt. Bäume wie Kirschen, Zwetschgen und frühe Äpfel, die schon geblüht und bereits Fruchtkörper entwickelt haben halten es aus, wenn die Temperaturen noch mal auf null oder ein Grad darunter gehen.

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SFlächendeckende Schäden seien dadurch nicht zu erwarten, erklärt der Fachmann. Darunter leide dann höchstens die Qualität einzelner Früchte.

Kritischer ist es mit spätblühenden Sorten. „Wenn die Blüten gerade erst offen sind und um die zehn Tage lang keine Insekten kommen, weil es zu kalt ist, besteht die Gefahr, dass sie nicht mehr befruchtet werden“, so Herrmann. Bei einige Sorten seien die Blüten noch geschlossen, da hoffe man, dass alles gut geht: Bis zu minus acht Grad können geschlossene Apfelblütenknospen überstehen.