Tanken für einen Cent pro Liter? Was für viele wie ein Traum klingt, wurde für einige Autofahrer im Allgäu vergangene Woche zur Realität – allerdings nur durch einen technischen Fehler. Angesichts der jüngsten Spritpreise wirkte das fast wie ein Lottogewinn.

Das neue Jahr ist mit hohen Kosten für Benzin und Diesel gestartet. Ende Januar sanken die Kraftstoffpreise erstmals seit sieben Wochen, wie der ADAC mitteilte. Insbesondere beim Diesel war eine Entlastung spürbar: Ein Liter kostete bundesweit mit 1,678 Euro etwa 2,1 Cent weniger als in der Vorwoche. Beim Benzin sank der Preis lediglich um 0,7 Cent auf 1,739 Euro pro Liter E10. Gibt es Hoffnung auf eine nachhaltige Entspannung? Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Kraftstoffpreise.

Warum waren die Spritpreise zuletzt so hoch?

Der Preis für Kraftstoffe setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Mehr als die Hälfte machen Steuern und staatliche Abgaben aus, darunter die Energiesteuer, die CO2-Abgabe und die Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Hinzu kommen Faktoren wie der Rohölpreis, Euro-Dollar-Wechselkurs und die Angebots- und Nachfragesituation auf dem Weltmarkt. Darüber hinaus spielen noch weitere Kosten wie Lagerhaltung, Vertrieb oder Transport eine Rolle für die Preisgestaltung.

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In den vergangenen Wochen haben unter anderem die gestiegenen Rohölpreise das Tanken teurer gemacht, so der ADAC. Mitte Januar lag der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent zeitweise bei 82 Dollar. Derzeit liegt er bei etwa 77 Dollar. Das sorgt auch für Entspannung an der Zapfsäule: Dass die Spritpreise momentan sinken, führt der ADAC auf die gesunkenen Rohölnotierungen zurück.

Welche Rolle spielt der angehobene CO2-Preis?

Ein weiterer Grund für die gestiegenen Spritpreise in den vergangenen Wochen ist die Anhebung der CO2-Abgabe, wie der ADAC erklärt. Zum 1. Januar 2025 wurde der Preis von bisher 45 auf 55 Euro pro ausgestoßene Tonne Kohlenstoffdioxid erhöht. Allein dadurch stieg der Spritpreis um drei Cent je Liter, so der ADAC. Doch wie viel macht das insgesamt aus?

Nach Angaben von clever-tanken.de, die sich auf Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt stützen, sind die Preise für Super E10 und Diesel seit Jahresbeginn um 4,2 beziehungsweise 4,3 Cent pro Liter gestiegen. Für Benzin bedeutet das einen Anstieg von 1,699 auf 1,741 Euro. Der Dieselpreis ist von 1,635 auf 1,678 Euro gestiegen (Stand 2. Februar 2025). Darauf verweist der Wirtschaftsverband Fuels und Energie en2x, der die Interessen der Mineralölbranche vertritt. Von den vier Cent, die Autofahrer pro Liter mehr zahlen müssen, entfallen drei Cent auf den höheren CO2-Aufschlag und rund ein Cent auf den gestiegenen Ölpreis, so en2x.

Wie sind die aktuellen Spritpreise einzuordnen?

Andreas Hölzel, Pressesprecher des ADAC, hält das Preisniveau an den Tankstellen grundsätzlich für angemessen. „Bei sinkendem Rohölpreis erwarten wir jedoch in der Folge auch sinkende Kraftstoffpreise“, sagt er.

Andreas Hölzel, Unternehmenssprecher ADAC
Andreas Hölzel, Unternehmenssprecher ADAC | Bild: Stefanie Aumiller/ADAC

Wie wird sich der Preis in den nächsten Wochen entwickeln?

Andreas Hölzel vom ADAC erklärt, dass bei einem günstigeren Rohölpreis durchaus mit sinkenden Tankstellenpreisen zu rechnen sei. Eine Sonderrolle nehme aktuell der Diesel ein, auffällig sei der geringe Preisunterschied zwischen Super E10 und Diesel. Er beträgt derzeit rund sechs Cent je Liter, obwohl der Energiesteuersatz auf Diesel rund 20 Cent niedriger ist als auf Benzin. „Wir vermuten, dass die hohen Dieselpreise auch auf die derzeit niedrigen Temperaturen und die damit verbundene erhöhte Nachfrage nach Heizöl zurückgeführt werden können“, so der Experte. Denn Heizöl ist das gleiche Produkt wie Diesel, der Unterschied liegt in der Besteuerung.

Lohnt es sich, in Österreich oder der Schweiz zu tanken?

„Die Schweiz lohnt sich beim Tanken gar nicht“, sagt Andreas Hölzel. Im Gegenteil: Hier kostet ein Liter Super im Schnitt 1,83 Euro und ein Liter Diesel 1,93 Euro. „Vor allem Diesel ist in Deutschland deutlich billiger“, so der Experte. Österreich hingegen sei vergleichsweise günstig: Ein Liter Super kostet 1,59 Euro, ein Liter Diesel 1,62 Euro. Grundsätzlich rät der ADAC: „Gerade an den Autobahnen zahlt man deutlich mehr als neben den Autobahnen.“ Während das Tanken in der Schweiz also deutlich teuer ist, kann sich ein Abstecher nach Österreich lohnen – besonders auf Nebenstrecken.