„Seit Ewigkeiten“ läuft Florian Neuschwander schon, sagt er. Der inzwischen 44-Jährige hat mit 15 damit angefangen – und mittlerweile, ganz nebenbei, einige Rekorde eingeheimst.

Seit 2021 hält er den Weltrekord im 100-Kilometer-Lauf auf dem Laufband. Seit 2023 hält er den Weltrekord mit 380,48 Kilometer in 24 Stunden auf dem Laufband. Im April gewann er den Halbmarathon in Düsseldorf. Auch einen Eintrag im Guinessbuch der Rekorde hat er für sich beansprucht.

Jetzt steht für „Flo“ das nächste große Ding an: Am 6. September will er den ganzen Bodensee umrunden: 200 Kilometer in unter 20 Stunden. Ein Rekord soll dabei natürlich auch geknackt werden.

Ab 90 Kilometern tut es weh

Lange Strecken am Stück zu rennen, ist für den hauptberuflichen Langstreckenläufer und Content-Creator, nichts neues, sagt er: „Das mache ich schon seit 30 Jahren.“

Ein bisschen mulmig ist es ihm trotzdem. Umso länger Strecke, umso anstrengender sei es – von den ersten 90 Kilometern merke er normalerweise nichts, aber „irgendwann fängt dann doch mal etwas an, wehzutun“, sagt er.

„Keine Ahnung, wie viele Millionen Schritte ich gehen werde, aber irgendwann läuft man sich eben eine Blutblase“, sagt er. „Das sind so Sachen bei denen ich mich frage, macht der Körper das mit? Am Anfang werde ich ambitioniert loslaufen, hinten raus habe ich dann etwas Puffer.“

Der 44-jährige Läufer Florian Neuschwander läuft schon, seitdem er 15 ist. Jetzt will er die Bodenseeumrundung schaffen.
Der 44-jährige Läufer Florian Neuschwander läuft schon, seitdem er 15 ist. Jetzt will er die Bodenseeumrundung schaffen. | Bild: runwiththeflow/Florian Neuschwander

Vieles ist für Neuschwander bei der Bodenseeumrundung unbekannt. Wird auf der Strecke irgendwo eine Sperrung sein, die einen langen Umweg erfordert? Wird er an den Schweizer und österreichischen Grenzen zeitintensiv aufgehalten? Und vor allem: Reicht der Nahrungsvorrat und wird der Magen das mitmachen? Außer einigen Getränken und Energieriegeln und Gels wird Neuschwander nichts zu sich nehmen. „Davon hatte ich schon mal Magenprobleme“, seufzt er.

Auch das Wetter sollte stabil sein. Regen wäre schlecht, sagt er. Durch die Nässe kühle man schnell aus, alles andere sei aber egal.

Er will amerikanischen Rekord brechen

Um 16 Uhr soll es losgehen, in Fischbach bei Friedrichshafen. Dann geht es weiter, gegen den Uhrzeigersinn, Richtung Überlingen, Sipplingen, Gaienhofen, Schweizer Grenze. Den Schlenker über Konstanz lässt er aus.

Der ursprünglich aus dem Saarland stammende Sportler wohnt mittlerweile mit Tochter und Frau in Inzell am bayrischen Chiemsee. Diesen nutzte er für seine Trainingseinheiten, mehrmals habe er sämtliche bayrische Seen umrundet. Die Route um den Bodensee habe er deshalb schon länger im Kopf gehabt.

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Da er sich hier nicht auskennt, hat er sich an der Route seines Vorgängers orientiert: Als, laut der Online-Plattform Fastest Known Time (FKT), bisher einziger, rannte der Amerikaner Patrick George 2019 die Route in 23 Stunden und 41 Minuten – eine Zeit, die Neuschwander deutlich unterbieten will.

„Mein Plan ist es, zwischen 9 und 11 Uhr am nächsten Morgen wieder anzukommen“, sagt er. „Ich will den Weg schnellstmöglich laufen. 18 Stunden müssen drin sein.“

Sportliche Wegbegleiter hat er dabei

Neuschwander will also die Nacht durchlaufen. Allein auf sich gestellt, wird er dabei aber nicht sein. Sein Team, bestehend aus seinen Sponsoren, wird alle 15 Kilometer für eine kurze Pause und Verpflegung sorgen.

Außerdem haben sich schon „hunderte Begleiter“ gemeldet, die ihn entweder zu Fuß oder auf dem Rad begleiten wollen, sagt Neuschwander. „Wenn alles gut läuft, laufe ich keinen Meter allein, auch nicht nachts. Da merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht und es ist nicht so zäh“, sagt der 44-Jährige.

Jeder sei dabei eingeladen, mitzulaufen: Auf seinem Instagram-Account mit 173.000 Followern will er noch einen Link zu seinem Tracker veröffentlichen, damit jeder nachverfolgen könne, wo er gerade ist, um die Strecke mit ihm zu teilen.

„Es macht super Spaß, Leute zu motivieren, die dann Teil vom Ganzen sind“, sagt Neuschwander. Denn Rekorde würden ihm gar nicht so viel bedeuten. „Cooler“ sei es, wenn Leute mitlaufen können, man gemeinsam Spaß habe und die Community zusammen etwas erreiche.

Denn, so Neuschwander: „Ohne Unterstützung ist es schwierig, sowas zu machen. Wenn man jemandem zum Quatschen dabei hat, dann geht das.“

Neuschwander ist zuversichtlich, dass er den Rekord seines Vorgängers brechen wird. „Ich laufe einfach los und hoffe, die Strecke ist so laufbar, wie ich sie geplant habe“, sagt er. „In 18 Stunden kann viel passieren.“