Das Feuerwehrhaus in Leibertingen ist blitzsauber. Die Jacken und Helme in den Spinden sind aufgereiht wie Zinnsoldaten, das Löschfahrzeug glänzt frisch poliert. Kein Ruß, kein Staub. Nichts erinnert daran, dass hier Menschen ausrücken, wenn irgendwo Rauch aufsteigt oder ein Motor auf der Landstraße in Flammen aufgeht.
Janet Schüle (26) tritt vor, ein fester Händedruck. Langes blondes Haar, offenes Lachen. Die Selbstverständlichkeit einer Frau, die sich längst an ihre Rolle gewöhnt hat. „Mein letzter Einsatz?“ Sie überlegt kurz, dann lächelt sie. „Kaminbrand in Beuron. War zum Glück nichts Großes. Aber man weiß ja nie, was einen erwartet.“
Der Opa war sogar Kommandant
Janet ist seit fast zehn Jahren ehrenamtlich bei der Feuerwehr in Leibertingen. Lange hatte sie sich das nicht zugetraut. Als sie mit 17 das erste Mal bei einer Feuerwehrprobe mitlief, war sie unsicher. Ihr Onkel habe sie überredet, einfach mal mitzukommen, erzählt sie. Ihr Opa war Feuerwehrmann, ihr Onkel, Werner Schüle, sogar zehn Jahre lang Kommandant.
„Dann war ich da, und irgendwie hat es Klick gemacht.“ Das Teamgefühl, die Einsätze, der Gedanke, dass man plötzlich für andere da sein kann, wenn Hilfe nötig ist – all das hat sie gepackt. Wenige Monate später war sie voll dabei, hat die Grundausbildung gemacht und den Truppführer-Lehrgang absolviert. Heute steht sie Seite an Seite mit den Männern in Einsatzkleidung.
Und doch gibt es immer wieder diese Momente. Die Blicke, die Sprüche. „Ich bin leider die einzige Frau hier in der Abteilung Feuerwehr“, sagt sie und lehnt sich an ein Spind. „Klar, da kommt dann manchmal so ein blöder Spruch.
Die Akzeptanz wächst langsam
Manchmal ist es auch nur die Art, wie man angeschaut wird. So nach dem Motto: Kann sie das überhaupt?“ Sie kann. Aber beweisen muss sie es trotzdem immer wieder. So ganz normal ist es eben nicht, wenn eine Frau bei der Feuerwehr in den Einsatz geht.
Wenn es eine Übung gibt, packt sie zu. Hebt Schläuche, klettert über Hindernisse. Doch immer wieder passiert es, und einer sagt: „Ach komm, ich mach das.“ Sie lächelt schmal. „Dann sage ich: Nee. Ich kann das.“ Die Akzeptanz wächst langsam. Doch Frauen in der Feuerwehr, vor allem im ländlichen Raum, sind immer noch die Ausnahme. In Baden-Württemberg liegt ihr Anteil bei gerade mal 6,8 Prozent.

„Die Feuerwehr ist hier eine Männerwelt. War sie immer“, sagt sie. Doch sie bleibt. Sie ist nicht nur Feuerwehrfrau, sondern auch Kassiererin im Turnverein, tanzt in der Garde in Kreenheinstetten. Wenn sie von ihrem Alltag erzählt, klingt es, als hätte ihre Woche mindestens zehn Tage.
Die Feuerwehr ist mehr als ein Hobby
Arbeit erfüllt sie. Die Feuerwehr ist mehr als ein Hobby. Müsste sie sich für einen Verein entscheiden, wäre es immer die Feuerwehr. Hier fühlt sie sich gebraucht, hier kann sie etwas bewegen.
Das will sie auch in Zukunft tun und die Gruppenführer-Ausbildung machen. Und vielleicht irgendwann auch Kommandantin werden. Dass sie dazu in der Lage ist, zeigt ihre Rolle in der Führungsgruppe Region Meßkirch. Diese Einheit wurde gegründet, um bei größeren Einsätzen die Leitung und Organisation zu übernehmen.
Doch die Wehren haben Nachwuchsprobleme. Dabei sei es eine der wichtigsten Aufgaben, die man in unserer Gesellschaft übernehmen könne, meint Schüle. Was muss passieren, damit mehr Freiwillige mitmachen? Sie denkt kurz nach: „Man könnte anfangen, uns Frauen als normale Feuerwehrleute zu sehen. Nicht als Feuerwehr-Mädels.“