Auf der Erde wird es immer wärmer, das macht sich auch in Süddeutschland bemerkbar. Bis zum Jahr 2100 gehen aktuelle Klimaprognosen von einem Temperaturplus von sechs bis acht Grad Celsius aus. Und der Klimawandel hat auch auf das Trinkwasser Auswirkungen.
Städte wie Stuttgart, Esslingen und Ludwigsburg gelten als Wassermangelgebiete und haben keine eigene Wasserversorgung wie Quellen oder Brunnen. Die Trinkwasserneubildung im Grundwasser könnte in den nächsten drei Jahrzehnten um 15 bis 50 Prozent sinken. Dadurch könnte der Trinkwasserpreis in 20 Jahren pro Einwohner und Tag im Schnitt um 20 Cent höher liegen als heute.
Darauf machte der Verband der Landeswasserversorgung in einer Pressekonferenz mit der Bodensee-Wasserversorgung zum Tag des Wassers am 22. März aufmerksam. Die Aufgabe, die Trinkwasserversorgung sicherzustellen, sieht Landeswasserversorgungs-Sprecher Bernhard Röhrle bei den Kommunen – laut ihm müssen diese noch nicht genutzte Wasserressourcen vor Ort erschließen, sich also nicht nur auf die Fernversorgung verlassen. „Es gilt, auf zwei verschiedene Standbeine zu setzen“, sagt Röhrle.
Bodensee weiter stabiler Trinkwasserspeicher
Elementar für die Trinkwasserversorgung sind Gletscher, weshalb der von den Vereinten Nationen initiierte Tag des Wassers unter diesem Motto steht. Wird die Erde wärmer, schmelzen die Gletscher, was sich auf die Trinkwasserversorgung auswirkt.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. Denn anders als etwa die Donau, ist der Bodensee von der Gletscherschmelze wenig betroffen. „Der Bodensee bleibt weiter ein stabiler Trinkwasserspeicher“, sagt Teresa Brehme von der Bodensee-Wasserversorgung.
Trotzdem hat der Klimawandel auch hier seinen Einfluss: Durch die Erwärmung zirkuliert das Wasser weniger, erklärt Brehme, bereits seit 2018 habe es demnach keine vollständige Durchwälzung mehr gegeben. Das hat Folgen auf das Ökosystem – welche das sind, sei noch nicht gänzlich erforscht, die vollständige Durchmischung des Seewassers sei jedoch essenziell für den Sauerstoffgehalt des Tiefenwassers.
Und auch im See invasive Arten wie die Quagga-Muschel machen der Bodensee-Wasserversorgung Probleme. Die Muschel setzt sich an Rohren ab. Auf die Trinkwasserqualität habe die Quagga-Muschel jedoch keine Auswirkungen, beruhigt Brehme.
Ihr Fazit aber lautet: Auch wenn die Gletscher schmelzen ist der Wasserspeicher des Bodensees nach wie vor „schier unendlich“, sagt Brehme. Man entnehme weitaus weniger, als hineinfließt – der Zufluss aus dem Alpenrhein sei demnach rund 100 Mal so groß, wie von der Bodensee-Wasserversorgung entnommen wird. Und auch Wasserstandsschwankungen seien für die Trinkwasserversorgung unerheblich, „wir entnehmen das Wasser in rund 60 Meter Tiefe und so tief war der Pegelstand noch nie“, erklärt Brehme.