Hoch die Hände, Wochenende. So zelebrieren wir gerne den Auftakt in die selbstbestimmte Freizeit. Da kann wenigstens an einem Tag stillgehalten werden: Am Karfreitag gilt ein Tanzverbot. Das muss nicht jedem gefallen. Doch es gibt gute Gründe, innezuhalten – ganz gleich, ob gläubig oder nicht.
Gläubig oder nicht, der Karfreitag kann Augen öffnen
Alle Jahre wieder entbrennt die Diskussion um das bundesweite Tanzverbot am Karfreitag. Während Gläubige dem Leiden und Sterben Jesu Christi am Kreuz in Ruhe gedenken wollen, sehen andere die Stille nicht ein. Dabei verkennen sie, was der stille Feiertag wirklich bewirken kann.
Er kann, ganz unabhängig vom Glauben, ein Augenöffner sein: Wie gerne verdrängen Menschen den Tod. Am Karfreitag wird er zum Thema. Die Gedanken darüber helfen, das Leben mehr zu schätzen oder neu zu ordnen. Wir gewinnen dadurch Klarheit über das, was wirklich zählt.
In der Ruhe liegt die Rücksichtnahme auf Trauernde
Mit den Gedanken über das Leben und den Tod ist keiner am Karfreitag alleine. In der Ruhe finden Menschen neben dem Gedenken an Jesus auch Zeit für die persönliche Trauer um verstorbene Familienmitglieder und Freunde. Der Karfreitag kann dabei einen Anstoß geben, mit anderen Menschen in den Austausch zu treten, Trost, Hilfe und Kraft zu finden.
Dafür braucht es nun mal eine ruhige Atmosphäre, die durch eine fröhliche und ausgelassene Party in der Nachbarschaft nur gestört werden würde. In diesem Sinne kann das Tanzverbot als Ausdruck gesellschaftlicher Rücksichtnahme gegenüber Menschen verstanden werden, die diesen Tag emotional erleben.
Stille Feiertage werden zu Recht gesetzlich geschützt
Es wird immer Menschen geben, denen der Karfreitag egal ist. Das ist auch okay, solange sie andere Menschen in ihrer Stille und Besinnung nicht stören. Mit dem Tanzverbot macht unser Gesetzgeber ernst und das ist auch gut so. Denn mit Regeln wird Respekt gegenüber denjenigen eingefordert, die glauben, trauern oder innehalten möchten – Respekt, der manchmal fehlt.
Denn ein Verstoß gegen das Tanzverbot sei schon vorgekommen, berichtet die Stadt Konstanz auf Nachfrage. Auch in diesem Jahr werde besonders die Veranstaltungsszene im Blick behalten. Ein Gastwirt sei bereits auf die Einhaltung des Tanzverbots hingewiesen worden.
Mit einem Kompromiss kommt jedes Bedürfnis zum Zug
Am Karfreitag kann es schon mal zu Spannungen und Streit kommen. Die einen wollen diesen Tag besinnlich begehen, die anderen möchten das Wochenende feiern. Damit beide Bedürfnisse vollends ausgelebt werden können, greift der Gesetzgeber mit dem Tanzverbot ein – sozusagen als Kompromiss für den Frieden.
Mit dem Tanzverbot positioniert er sich nicht, er wägt ab. 52 Freitage gibt es im Jahr 2025. Einer davon ist ein stiller Feiertag. An diesem Freitag muss die persönliche Freiheit, laut zu feiern, ein einziges Mal zurücktreten, um die Bedürfnisse anderer nicht zu stören. Das klingt doch mehr als fair.
Tradition und kulturelle Identität bleiben erhalten
Seit wir denken können, gehört der Karfreitag zu unserem Leben dazu. Menschen begehen diesen Tag nicht nur aus religiösen Gründen, sondern auch der Tradition wegen. Stille und Fleischverzicht sind nur einige der Bräuche, die über Generationen hinweg weitergetragen worden sind.
Auch wenn der Karfreitag nicht von allen gelebt wird, gehört er dennoch zur Geschichte und Kultur des Landes – so auch das Tanzverbot, das nicht einfach abgeschafft werden sollte. Denn dann würde auch ein Stück unserer Werte angekratzt: Rücksichtnahme, Respekt, Fairness, Spiritualität und Toleranz.