Der Konstanzer Bundestagsabgeordnete Andreas Jung von der CDU wird in der neuen Regierung kein Amt übernehmen. Die Christdemokraten hatten am Montagvormittag ihr Personaltableau vorgestellt, Jungs Name tauchte darauf nicht auf.

Jung gilt seit vielen Jahren als Umwelt- und Klimaexperte seiner Partei; das entsprechende Ressort bekommt aber die SPD, die ihre Ministerinnen und Minister noch nicht bekannt gegeben hat.

Anderer Bereich kommt nicht in Frage

„Ich hatte die Möglichkeit auf ein Regierungsamt in einem anderen Bereich“, sagt Jung im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Das wäre eine attraktive Position gewesen. In den anderen Bereichen gibt es sehr gute Kollegen in der Partei, bei Klimathemen habe ich eine wichtige Rolle.“ In einem sehr freundschaftlichen Gespräch mit dem künftigen Kanzler Friedrich Merz habe er also entschieden, auf das angebotene Amt zu verzichten.

Um welche Funktion es ging, darüber möchte Jung aus Respekt vor den Kollegen nicht sprechen. Aus der baden-württembergischen Landes-CDU ist aber zu hören, dass er für eine Position als Staatsminister im Auswärtigen Amt gefragt worden ist – damit geht auch ein Platz am Kabinettstisch einher. Diese Rolle übernimmt nun Gunther Krichbaum, der für den Pforzheimer Wahlkreis im Bundestag sitzt; auch die Nordrhein-Westfälin Serap Güler wird Staatsministerin im Auswärtigen Amt.

„Nicht weniger Tempo, aber mehr Akzeptanz“

„Ich möchte weiterhin glaubwürdig an den Themen Klima- und Umweltschutz arbeiten“, sagt Jung. Seine Entscheidung sei sehr bewusst gefallen, er bearbeite diesen Bereich aus Überzeugung. „Dieser Bereich bleibt herausragend wichtig, auch aus strategischer Sicht der Union“, so der 49-Jährige.

Man wolle diese Politikfelder nicht den anderen Parteien überlassen. In den vielen Krisen der vergangenen Jahre sei das Klima oft hintenangestellt worden, das dürfe trotz der gegenwärtigen Krisen nicht wieder geschehen, so Jung: „Wir sehen die Auswirkungen am Bodensee, im Schwarzwald und auf der ganzen Welt. Wir müssen jetzt eine Klimapolitik machen, die nicht auf weniger Tempo, aber auf mehr Akzeptanz setzt.“

Jung soll in den Fraktionsvorstand aufrücken

Die vereinbarten Ziele aus dem Koalitionsvertrag müssten nun kraftvoll umgesetzt werden, die Wirtschaftsregionen sollen demnach an Wasserstoffnetze angeschlossen, alle erneuerbaren Energien ausgebaut und Gaskraftwerke auf den Weg gebracht werden. „Die Gesetze macht das Parlament“, so Jung, der von dort aus Akzente setzen will. „Das muss der Anspruch sein“, so der Jurist.

Dort könnte der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU künftig auch noch eine weitere wichtige Rolle einnehmen: Er soll wohl auch Vizechef der neuen Unionsfraktion werden – unter dem designierten Vorsitzenden Jens Spahn. Das wird aber erst in den kommenden Tagen final ausgehandelt. Daneben bleibt er auch Landesgruppenchef der baden-württembergischen CDU.

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Aus der Landes-CDU ist am Montag auch zu hören, dass Friedrich Merz zwei Personen seinen besonderen Dank und größten Respekt ausgesprochen habe: Seinem Generalsekretär Carsten Linnemann, der statt eines Ministerpostens seine Funktion in der Partei behält. Und Andreas Jung, der verzichtet hat, um mit seiner Expertise zu dienen.

Ähnlich äußerte sich der Chef der Südwest-CDU, Manuel Hagel: „Andreas Jung hätte dem Bundeskabinett in anderer Zuständigkeit angehören können aber hat sich für seine Herzensthemen entschieden. Das ist ihm wichtiger als ein Regierungsposten. In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion soll Andi Jung für diesen kraftvollen Dreiklang aus Klima, Umwelt und Energie Verantwortung übernehmen. Davor habe ich einen riesigen Respekt.“ Es seien solche Entscheidungen, die Vertrauen in Politik und inhaltliche Glaubwürdigkeit in Sachfragen bewirken.