Mit dem Herbst kommt die Erkältungszeit – und bei kratzendem Hals fragt sich so mancher: Ist das nur eine Erkältung oder vielleicht doch Corona? Tatsächlich war die Zahl der Corona-Infektionen zuletzt wieder gestiegen; aktuell verlangsamt sich dieser Trend. ‚Die Pandemie ist vorbei, Corona ist noch da‘, sagte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha vergangene Woche.

Die Berichte von positiven Fällen werfen Fragen auf: Wie blickt Deutschland auf Herbst und Winter? Sollte ich mich freiwillig testen, wenn ich Symptome habe? Und funktionieren die Schnelltest bei den neuen Varianten überhaupt?

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So ist die Stimmung in Deutschland

Vor dem ersten Corona-Herbst ohne verpflichtende Schutzregeln gehen die Erwartungen der Bevölkerung zu eigenen Gesundheitsrisiken laut einer Umfrage stark auseinander. Jeder Zweite (50 Prozent) macht sich gar keine Sorgen vor einer möglichen Corona-Ansteckung im Herbst und Winter, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Doch auch 46 Prozent der Befragten sind tendenziell besorgt – 36 Prozent nach eigenen Angaben „etwas“ und weitere 10 Prozent „sehr“. An der repräsentativen Umfrage nahmen zwischen 20. und 22. September 2050 Menschen ab 18 Jahren teil.

Braucht es aktuell überhaupt Tests?

Um diese Zeit vor einem Jahr, am 1. Oktober 2022, traten extra erweiterte Herbst-Regeln in Kraft. Nun gibt es keine Auflagen mehr zu Masken, Tests und Quarantäne. Es brauche nach aktuellem Stand keine Maßnahmen im Sinne von Kontaktbeschränkungen, so Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Dennoch sind laut der Yougov-Umfrage die Menschen in Deutschland stärker sensibilisiert bei Erkältungssymptomen. Dass sie dann bestimmt oder wahrscheinlich aus Vorsorge einen Corona-Test machen würden, sagten 44 Prozent. Vielleicht sagten weitere 20 Prozent. Bestimmt oder wahrscheinlich nicht machen würden es dagegen 30 Prozent.

Das sagt die Konstanzer Expertin

Simone Brunner, Ärztin vom Labor Brunner in Konstanz, sieht noch keine pauschale Empfehlung zur Testung. Dennoch sehe sie, dass vermehrte Tests helfen würden, das aktuelle Infektionsgeschehen zu überwachen.

„Als Fachärztin für Laboratoriumsmedizin und Fachärztin für Mikrobiologie bin ich natürlich immer an der Ursachenklärung interessiert, weshalb ich natürlich die Durchführung von Corona-PCRs, aber auch Influenza und RSV empfehle“, so Brunner.

Wie gut sind die Schnelltests noch?

Aber wie sieht es mit Schnelltests aus? „Die Schnelltests haben ihre Daseinsberechtigung, kommen aber von der Sensitivität und Spezifität nicht an die PCRs ran“, erklärt Brunner. Darüber hinaus gebe es Unterschiede bei den verschiedenen Schnelltests.

Laut Brunner gibt es keine Hinweise darauf, dass die Schnelltests bei den neueren Corona-Varianten wie Eris oder Pirola weniger wirksam sind.

Sie weist auch darauf hin, dass man nicht den Fehler machen sollte, nur eine Corona-Infektion auszuschließen. Auch eine RSV-Infektion (Respiratorische Synzytial Virus) oder Influenza sollten ausgeschlossen werden, bevor man sich unter Menschen wagt. „Ich kann allerdings nur davor warnen, sich auf die Diagnose oder den Ausschluss der Diagnose Corona zu versteifen.“

Bei Krankheitsgefühl zum Arzt

Unabhängig von Selbsttests hat Brunner einen Tipp: „Grundsätzlich gilt einfach die Regel, dass man bei Fieber und anhaltendem Krankheitsgefühl den Arzt aufsuchen sollte, der dann mit medizinischem Sachverstand die richtigen Verdachtsdiagnosen, gegebenenfalls mit Laborunterstützung, abklärt.“

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Wie oft wird derzeit getestet?

Im Labor Brunner werde derzeit wenig getestet, wie Simone Brunner erklärt. Aktuell seien es weniger als zehn Testungen an einem Tag. Die Positivrate der durchgeführten Tests sei mit 90 Prozent allerdings hoch. Bedeutet das, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist? Dazu kann Brunner nichts genaues sagen. Allerdings geht sie davon aus, „dass die Mehrzahl der Infektionen nicht mehr detektiert wird, da eine gewisse Testmüdigkeit besteht.“

Auch wie der kommende Herbst wird, lasse sich laut Brunner schwer vorhersagen. Der Testwunsch komme aktuell am ehesten aus der Bevölkerung.

(Mit Material von dpa)