Peter Lenk wird im kommenden Jahr 75 Jahre alt, doch ans Aufhören denkt er weniger denn je. Nach der Pleite in der Landeshauptstadt schmiedet er neue Pläne, die bald unterschriftsreif sein sollen: Für das württembergisch Bad Urach (knapp 13.000 Einwohner) soll er eine voluminöse Plastik bauen, die an die Ursprünge des Schäferlaufs erinnern soll. Sie soll dereinst auf dem Marktplatz stehen, „einem der schönsten Plätze in Baden-Württemberg“, wie Lenk am Telefon versichert.
Der Platz wird von altehrwürdigen Bürgerhäusern mit viel Fachwerk und spitzen Giebeln umstellt, er hat sich etwas von der altwürttembergischen Amtsstadt bewahrt und wurde – ein Glücksfall – im Zweiten Weltkrieg nicht beschädigt.

Bürgermeister und Stadträte sind bereits eingeweiht
Lenk geht das von aus, dass er den Auftrag erhält. Dessen Budget ist stattlich, es bewegt sich im unteren sechsstelligen Bereich. Bürgermeister und Gemeinderat konnte er bereits in die Pläne einweihen. Das Gremium, in dem die Freien Wähler die stärkste Fraktion stellen, war den Ausführungen des bekannten Künstlers zugetan, berichtet er zufrieden. Er habe keinerlei Aggressionen verspürt, vertraute er nach einer nicht-öffentlichen Sitzung der dortigen Lokalzeitung an.
Damit spielt er auf sein vorangehendes Projekt an, das er den Stuttgartern auf dem Silbertablett angeboten hatte. Dort hatte er vor 14 Monaten sein Werk „Chronik einer grotesken Entgleisung“ aufgestellt – auf eigene Kosten. Während Besucher und Einheimische diese Satire auf Stuttgart 21 günstig aufnahmen, stellte sich die kommunale Politik zunehmend bockig. Der damalige OB Fritz Kuhn, der sich sonst gerne als Freund von progressiver Kunst gab, wollte von der politischen Darstellung mit einem nackten Winfried Kretschmann nichts wissen.
Die Stuttgarter Zeitungen nahmen das riesige Werk eher spröde auf; die Kunstkritiker sahen es als „primitiv“ an, außerdem war es ihnen in seiner alt-fränkischen Derbheit einfach zu wenig abstrakt und viel zu direkt. Vor einem halben Jahr musste Lenk sein tentakelhaft verschlungenes Werk wieder abbauen, verladen und an den heimischen Bodensee bringen lassen. Inzwischen steht es wieder in Bodman, in der Nähe des Wohnhauses des Künstlers.

„Die sind nicht so provinziell“, sagt Lenk
So viel Stress droht ihm in Bad Urach nicht. „Die sind nicht so provinziell“, sagt er dem SÜDKURIER. Urach ist zwar Kleinstadt, aber nicht so pietistisch hinter den Ohren, deutet Lenk die freundliche Aufnahme auf der Schwäbischen Alb. Das Thema wurde ihm gestellt, er hat aber nun die künstlerische Freiheit, das Thema zu gestalten. Es sollen insgesamt neun Figuren werden – neun Schäfer, von denen jeder den Laufwettbewerb gewinnen will.
Ohne nackte Hintern geht es auch diesmal nicht. Lenk hat wie immer die lokalen Quellen und Legenden ausgewertet und ist dabei offenbar auf Passagen gestoßen, in denen die jungen Burschen damals einen ungewöhnlich knappen Dress trugen: Die jungen Schäfer seien damals nur mit einem Oberhemd bekleidet gewesen, als sie über die Stoppeln liefen; unterhalb des Hemdes waren sie nackt. Die Pläne hätten bei den Stadträten für Anklang gefunden, berichtet der 75-Jährige nach der Präsentation für die Stadträte. Im Sommer 2023 soll die große Plastik (zehn Meter Durchmesser) fertig sein. Lenk will bald loslegen.
Böblingen hat Interesse an einem Werk von Lenk
Auch für die Zeit hat danach hat er bereits Pläne. 2025 jährt sich der Bauernkrieg von 1525 zum 500. Mal. Eines der Zentren dieses blutigen Kampfes zwischen Bauern und Adel war Böblingen („Schlacht von Böblingen“, 1515). Die Kreisstadt erinnert daran bereits mit einem Museum. Das Jubiläumsjahr will sie mit einem Kunstwerk krönen.
Auch dort sieht Peter Lenk gute Chancen für den Auftrag. Eine historische Persönlichkeit hat er sich bereits ausgesucht: Georg Truchsess von Waldburg, genannt der Bauern-Jörg. Dieser oberschwäbische Aristokrat führte die Soldaten an, die die Rechte des Adels verteidigten. Man ahnt es: Lenk wird auch ihm den Hintern versohlen.