Es ist ein bisschen wie bei der Internetseite Holidaycheck. Nur werden auf der neuen Homepage des Landes nicht Hotels, sondern die Zuganbieter im Südwesten öffentlich bewertet. So können sich Bahnfahrende im Internet über die Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Sauberkeit des Zugangebotes in Baden-Württemberg informieren. „Die Qualität des Bahnverkehrs wurde in weiten Teilen des Landes weiter gesteigert. Das ist Ansporn und Auftrag, denn das Ranking zeigt auch, dass noch einiges zu tun ist“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in Stuttgart. Mit dem neuen Internetportal wolle man den Bahnunternehmen einen zusätzlichen Anreiz bieten, „besser zu werden und in der Bewertung aufzusteigen“.
Auf einer Skala von 0 bis 100 wurden die Leistungen der Zuganbieter – diese sind Vertragspartner in den 29 Verkehrsverträgen des Landes – bewertet. Das Ranking soll künftig im Halbjahres-Rhythmus erscheinen. In der Bewertung des ersten Halbjahres 2021 wurden in mehr als der Hälfte der Netze über 70 Punkte erreicht.
Auf dem ersten und dritten Platz des aktuellen Rankings landete die Schweizerischen Bundesbahnen AG – zum einen auf ihren Strecken zwischen Erzingen und Schaffhausen mit mehr als 91 Punkten, zum anderen zwischen Engen und Konstanz mit dem Seehas mit etwas mehr als 85 Punkten. Die deutsche Tochter der schweizerischen SBB leiste hier nahezu störungslos höchst pünktlichen Verkehr, begründet das Verkehrsministerium die Platzierung. Auf dem zweiten Platz liegt die AVG mit dem Stadtbahnnetz zwischen Heilbronn, Bad Friedrichshall, Mosbach und Sinsheim im Norden Baden-Württembergs mit 91 Punkten.
Großen Verbesserungsbedarf sieht das Verkehrsministerium vor allem im Freiburger Raum bei einigen Netzen der DB Regio AG und bei einem Netz der Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG). Ein Grund dafür seien recht häufige Fahrzeugstörungen im Netz 4 auf der Rheintalbahn gewesen, die im aktuellen Ranking für schwächere Werte bei Zuverlässigkeit und Zugkapazität gesorgt hätten, so das Verkehrsministerium. Die Gründe hier sind zum einen die um Jahre verspätete Lieferung der Neufahrzeuge. Dies führte dazu, dass die vereinbarten Zugkapazitäten oft nicht erbracht worden sind. Dazu kamen noch Personalausfälle.
Wie die Rangliste zu Stande kommt
Doch wie wird das Ranking entwickelt? Laut Hermann stünden dem Land automatische erhobene Daten zur Pünktlichkeit zur Verfügung. So gilt beispielsweise ein Zug laut dem Verkehrsvertrag erst dann als zu spät, wenn er mehr als vier Minuten hinter der Ankunftszeit des Fahrplans liegt. Hermann sieht den Schienenpersonenverkehr in Baden-Württemberg auf einem guten Weg. 2021 seien für rund ein Drittel aller Fahrten in den Südwest-Netzen neue Züge zur Verfügung gestanden. In den kommenden zwei Jahren sollen in Baden-Württemberg 358 neue Züge fahren, sagte Hermann. Allesamt mit kostenlosem WLAN, Fahrradstellplätzen und Klimaanlagen.
Der Landeschef der Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Matthias Lieb, erklärte, mit dem neuen Portal sei es möglich, einen ersten Eindruck darüber zu gewinnen, auf welchen Netzen man auf der Schiene eher gut vorankomme und wo es Probleme geben könnte.