Restaurants, Museen und sogar Fitnessstudios: Sie alle dürfen in der Schweiz ab dem 11. Mai wieder öffnen. Zunächst hatte der Bundesrat, die Regierung des Landes, nur für alle Läden und die obligatorischen Schulen bis Klasse 9 Lockerungen vorgesehen. Doch Mitte vergangener Woche vollzog er eine radikale Kehrtwende.

Neu dürfen auch Restaurants, Museen, Bibliotheken, Reisebüros und Fitnesscenter den Betrieb wieder aufnehmen, im Breitensport sind Trainings in Kleingruppen mit maximal fünf Personen ohne Körperkontakt und im Leistungssport auch mit mehr als fünf Personen erlaubt. Und an Gymnasien sowie Berufs- und Hochschulen können ab dem 11. Mai wieder Veranstaltungen mit bis zu fünf Personen stattfinden.

Weitere Lockerungen sollen bereits Anfang Juni folgen

Bereits seit dem 27. April haben zudem Friseure, Kosmetik- und Massagesalons sowie Tattoo-Studios, Blumenläden und Baumärkte wieder geöffnet. Am 8. Juni folgt voraussichtlich die Öffnung aller Schulen, Theater, Kinos, Zoos, Schwimmbäder und Bergbahnen. Auch Gottesdienste und Geisterspiele in den Profiligen will der Bundesrat ab diesem Datum wieder erlauben. Definitiv darüber entscheiden wird die Schweizer Regierung am 27. Mai. Einzig Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bleiben wie in Deutschland bis Ende August verboten.

Blick in einen Basler Friseursalon Anfang Mai: Friseure und Blumenläden haben in der Schweiz bereits seit dem 27. April wieder geöffnet.
Blick in einen Basler Friseursalon Anfang Mai: Friseure und Blumenläden haben in der Schweiz bereits seit dem 27. April wieder geöffnet. | Bild: Georgios Kefalas/KEYSTONE/dpa

Den weitreichenden Lockerungsbeschlüssen der Schweizer Regierung waren Tage heftiger Diskussionen vorangegangen: Vertreter von Wirtschafts- und Branchenverbänden hatten lautstark auf einen schnelleren Ausstieg aus dem Stillstand gedrängt. Schützenhilfe bekamen sie dabei von bürgerlichen Politikern.

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Experten warnen vor verheerenden Folgen der Lockerungen

Zwar gehen die neuen Lockerungen mit strengen Hygiene- und Schutzbedingungen einher, beispielsweise dürfen in Restaurants maximal vier Personen oder Eltern mit Kindern an einem Tisch sitzen und zwischen den Gästegruppen sind zwei Meter Abstand vorgeschrieben. Doch es melden sich bereits jetzt kritische Stimmen zu Wort, die vor den möglicherweise verheerenden Folgen der Lockerungen warnen.

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So befürchten Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), dass sich die Zahl der Covid-19-Infektionen wieder erhöhen und es im Sommer zu einem Rückschlag im Kampf gegen die Pandemie kommen könnte.

„Die Epidemie könnte uns schnell überfordern“

„Das Verbot einiger Festivals im Sommer wird es nicht ermöglichen, die Reproduktionsrate unter 1,2 zu halten. Wenn wir zu unserer gewohnten Lebensweise zurückkehren, wird uns die Epidemie sehr schnell überfordern“, wird der EPFL-Professor und Epidemiologe Jacques Fellay in einem Beitrag des öffentlich-rechtlichen Schweizer Rundfunks SRF zitiert.

Es sei daher unerlässlich, die Lockerungen mit allen möglichen anderen Maßnahmen zu begleiten, sei es durch einen Abstand von mehr als zwei Metern zu anderen Menschen oder das Tragen von Mund-Nasen-Masken, betont Fellay.

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Doch bis jetzt hat der Bundesrat keine allgemeine Maskenpflicht erlassen. Laut einer vor zwei Wochen durchgeführten repräsentativen Befragung im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit tragen nur vier Prozent der Schweizer Bevölkerung im öffentlichen Raum immer und zwölf Prozent teilweise eine Maske.