Plötzliches Geschrei zerreißt die Ruhe auf der Fähre, als die gerade den Hafen in Konstanz ansteuert: „Da draußen ist ein Mann mit Pistole! Ruft die Polizei!“, ruft eine Frau.

Wenige Momente zuvor waren alle noch in Zivilkleidung, doch dann ziehen mehrere Männer Sturmhauben über ihre Gesichter und zücken ihre Waffen. Sekunden später liegt ein Mann am Boden, die Hände am Rücken gefesselt. Er wird aufgerichtet und von zwei Männern weggebracht. Die Aufschrift auf den Hauben ist das einzige Zeichen, dass es sich um Polizisten handelt.

So schildert es dem SÜDKURIER ein Augenzeuge, der immer noch nicht glauben kann, was passiert ist. Wie fast jeden Tag saß er am vergangenen Mittwoch im Städteschnellbus, den er von Ravensburg kommend zur Überfahrt nach Konstanz nutzt. Er erzählt, dass die Hektik auch nach dem Anlegen der Fähre anhält.

Während des Einsatzes war auch einer der Städteschnellbusse an Bord, hier ein Symbolbild. Die Fahrgäste sahen von hier aus zu.
Während des Einsatzes war auch einer der Städteschnellbusse an Bord, hier ein Symbolbild. Die Fahrgäste sahen von hier aus zu. | Bild: Felix Löffelholz/Bodo

Drei Autos fahren die Polizisten von Bord, darunter eine Mercedes C-Klasse mit Konstanzer Kennzeichen, die wohl dem abgeführten Mann gehört. Darum vermutet der Zeuge, dass an diesem Mittwoch zwischen 14.30 und 15 Uhr noch zwei weitere Personen festgenommen worden sind. Den abgeführten Mann schätzt er auf 50 bis 60 Jahre. Aber viel mehr konnte er von seinem Sitzplatz im Bus aus nicht sehen. Ist das möglich?

Polizei: „Bevölkerung war nicht gefährdet“

Das Konstanzer Polizeipräsidium hat dem SÜDKURIER bestätigt, dass das Spezialeinsatzkommando Baden-Württemberg am Mittwoch im Landkreis Konstanz im Einsatz gewesen ist. Die Maßnahmen dauerten bis in die Nachmittagsstunden an.

Der Einsatz fand im Rahmen eines laufenden Ermittlungsverfahrens der Kriminalpolizeidirektion Rottweil und der Staatsanwaltschaft Konstanz statt. Weiteren Informationen könne man derzeit nicht preisgeben. Zu keiner Zeit sei die Bevölkerung aber gefährdet gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die für den Fährbetrieb zuständigen Stadtwerke Konstanz bestätigen, dass es am Mittwochnachmittag im Bereich der Fähre einen Polizeieinsatz gab, bei dem es zu Verhaftungen kam. Von dem Einsatz selbst habe man vorher auch nichts gewusst.

Gab es noch weitere Zugriffe?

Zu den Hintergründen, wer verhaftet und was ihnen vorgeworfen wird, konnte die Staatsanwaltschaft am Freitag keine weiteren Angaben machen. Das gehe aus ermittlungstaktischen Gründen nicht, sagt Staatsanwalt Andreas Mathy dem SÜDKURIER. Es gab mehrere Verhaftungen in diesem Zusammenhang. Aber: „Jedes Wort mehr dazu ist schon eines zu viel.“

Andreas Mathy, Erster Staatsanwalt Staatsanwaltschaft Konstanz, erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Jedes Wort mehr dazu ist schon ...
Andreas Mathy, Erster Staatsanwalt Staatsanwaltschaft Konstanz, erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Jedes Wort mehr dazu ist schon eines zu viel.“ | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Andere Augenzeugen berichten zudem, dass auch nachdem die Fähre schon lange angelegt hatte, weitere dunkle Limousinen mit Blaulicht und hohem Tempo in Richtung Konstanz rasten. Zu diesen Hinweisen darauf, dass es weitere Einsätze der Spezialeinheiten an jenem Tag gab, will sich Mathy vorerst aber ebenfalls nicht äußern.