In Dieglishofen bei Tettnang wachsen auf Bruno Wagners Hofgut seit rund zwei Jahren Oliven. Der Landwirt wollte etwas Neues ausprobieren, weil sich der Anbau von Äpfeln für ihn nicht mehr rentierte.

Ein paar Kilometer weiter in Friedrichshafen stehen ebenso Pflanzen, die sonst – genau wie Oliven – eigentlich in warmem, sonnigem Klima, im Mittelmeerraum oder im Nahen Osten gedeihen: Feigenbäume.

Die Feigenbäume gehören zu Christian Bücheles Obsthof. Genauso wie Bruno Wagner wollte er etwas Neues testen, um eventuell eine neue Nische für sich und seinen Hof zu finden.

Unreife Feigen für den Supermarkt

Initiiert wurde der Feigen-Versuch 2019 vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee. Das Zentrum habe vom Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz den Auftrag und die Mittel bekommen, zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten für Landwirte zu testen. Die Entscheidung fiel auf die Feige, sagt Geschäftsführer Manfred Büchele. Diese könne grundsätzlich im warmen Weinbauklima am Bodensee gedeihen.

Das Zentrum stellte eine Frage: Gibt es Feigensorten, die sich für den professionellen Anbau, also für den Lebensmitteleinzelhandel lohnen?

Damit die Feigen aus dem Süden den Supermarkt-Kunden einwandfrei verkauft werden können, werden diese in ihrem Herkunftsland unreif geerntet. Darunter leidet aber der Geschmack, so Manfred Büchele.

Mit dem Experiment wollte man untersuchen, ob man sich einen Vorteil gegenüber den Früchten aus dem Süden schaffen kann: besserer Geschmack und aus der Region.

Noch ist von den süßen Südfrüchten (rechte Seite) nichts zu sehen. Ab ungefähr Juni beginnt die Feigen-Saison.
Noch ist von den süßen Südfrüchten (rechte Seite) nichts zu sehen. Ab ungefähr Juni beginnt die Feigen-Saison. | Bild: Marina Schölzel

Auf den Aufruf des Kompetenzzentrums zum Versuch meldete sich der Obsthof Büchele – miteinander verwandt sind Christian und Manfred Büchele aber nicht.

Mittlerweile stehen rund 50 Feigenbäume bei Christian Bücheles in Reih und Glied mit seinen Äpfeln, auf die der Landwirt eigentlich spezialisiert ist.

Für die Feigenbäume ist es zu kalt

Christian Büchele wirft einen Blick auf seine Feigenbäume. Über die Jahre habe man sich ausprobiert und verschiedene Sorten angebaut. Noch sehen die Bäume kahl aus, die Saison beginne laut ihm erst im Juni.

Christian Büchele verweist auf kleine Knospen, die noch an den kargen Ästen hängen. „Die sind alle erfroren“, seufzt er. In manchen Jahren, seufzt Büchele, sei die Hälfte der Früchte den deutschen Temperaturen zum Opfer gefallen.

Christian Büchele hält eine unreife Feige in die Kamera. Der Anbau war für ihn nicht rentabel.
Christian Büchele hält eine unreife Feige in die Kamera. Der Anbau war für ihn nicht rentabel. | Bild: Marina Schölzel

Hier liegt das Problem des regionalen Feigenanbaus, erklärt Manfred Büchele. Im Süden seien die Temperaturen länger warm als in Deutschland. Die Früchte können viel länger reifen. In Deutschland erfriert ein Teil der Fruchtansätze. Die Folge: weniger Ertrag für den Landwirt.

Auch verursachen die Feigen hohe Personalkosten, jeden zweiten Tag müssen sie geerntet werden. Dazu fehlt der Absatzmarkt – die türkischen Feigen im Supermarkt seien eine zu große Konkurrenz.

„Für den Erwerbsobstbauer lohnt es sich nicht, Feigen für den Supermarkt zu produzieren“, sagt Manfred Büchele. Das „Pack-Out“, also das, was vom Supermarkt abgerechnet werden kann, sei gegenüber den traditionellen Obstsorten wie Äpfel und Birnen zu gering und „nichts, was den Landwirten die Tasche füllt.“

Der Fokus liegt auf dem Apfel vom Bodensee

In Christian Büchles Hofladen aber sind die Feigen beliebt. „Im Sommer warten die Kunden gierig auf meine Feigen“, sagt der Landwirt. Deshalb wird er die 50 Feigenbäume behalten, mehr anpflanzen, will er aber nicht.

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Nach rund sechs Jahren ist die Feige auch für das Kompetenzzentrum ausgeforscht. Mittlerweile habe man laut Manfred Büchele das Auge auf andere Obstsorten wie die Kaki oder den Granatapfel geworfen. Auch wäre es schön, etwa Aprikosen oder wieder mehr Erdbeeren vom Bodensee im Supermarkt zu sehen, diese seien nämlich im Rückgang.

Exotische Früchte vom Bodensee sieht er als „nette Nebensache“ für Landwirte, die auf ganz wenig Fläche etwas Neues probieren wollen. Er rät dazu, auf Produkte zu setzen, die auch Geld machen, wie Äpfel. „Äpfel vom Bodensee – das können wir einfach besonders gut“, sagt Manfred Büchele und schmunzelt.