Es muss wie in einem Action-Film gewesen sein. Mutmaßliche Bandenmitglieder fliehen in Rosenberg im Ostalbkreis vor der Polizei, drei davon springen in die Kocher, in eiskaltes Flusswasser, um zu entkommen. Doch auch dieser Versuch misslingt. Alle werden festgenommen.
Bande wohl auf Spreizung von Geldautomaten spezialisiert
Es geht um sechs Personen, zwischen 28 und 40 Jahren alt, die für einen Schaden im deutlich sechsstelligen Bereich verantwortlich sein sollen. Seit mindestens sechs Monaten sind Ermittler den Verdächtigen auf der Spur, sagt Karl-Heinz Beiter von der Staatsanwaltschaft Hechingen. Auch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg, die Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen und das Polizeipräsidium Einsatz sind in den Fall involviert.
Die Gruppe, so heißt es in einer Mitteilung der Behörden, hatte sich offenbar auf die Spreizung von Geldautomaten spezialisiert. Demnach werden Automaten nicht gesprengt, sondern mit besonderen hydraulischen Geräten geradezu aufgestemmt. Derartige Instrumente verwendet sonst vor allem die Feuerwehr.

Erfahrungsgemäß, sagt Oberstaatsanwalt Beiter, stammten sie auch von dort. Bei solchen Gruppen, erklärt er, liege häufig ein ähnlicher Modus Operandi vor, also eine vergleichbare Vorgehensweise. „Sie benutzen solche Geräte und haben diese zuvor bei den Feuerwehren gestohlen, wo sie eingebrochen waren.“
Auf das Konto der mutmaßlichen Bande sollen Taten gehen, die sich seit November 2021 abgespielt haben. Tatorte sind Sigmaringen, Herdwangen-Schönach, Sauldorf und Löffingen, aber auch Titisee-Neustadt. Um wie viele Fälle es genau geht, will das Landeskriminalamt nicht sagen, Grund hierfür seien laufende Ermittlungen. Die sechs Verdächtigen sollen aber in unterschiedlichen Konstellationen vorgegangen sein.
Polizei muss Verdächtige retten
Beobachtet hatten die Beamten das Sextett lange bei verdeckten Ermittlungen. Am Mittwoch dann wurden die Verdächtigen auf frischer Tat in Rosenberg ertappt – und schließlich festgenommen, wobei dazu teilweise eine kurze Verfolgungsjagd nötig war. Eine Sprecherin des Landeskriminalamts schildert das so:
In den frühen Morgenstunden hätten die Personen in Rosenberg einen Geldautomaten geöffnet und einen hohen fünfstelligen Geldbetrag herausgenommen. Nachdem sich die Polizei zu erkennen gab, blieb die eine Hälfte der Gruppe stehen und ergab sich. Die andere Hälfte dagegen flüchtete und sprang ins Wasser der Kocher. Die Sprecherin bilanziert nüchtern: „Nass und kalt, das war eher unglücklich.“
Spezialkräfte der Polizei mussten die Verdächtigen den Angaben zufolge retten, sie gingen selbst ins Wasser, zogen sie aus dem Fluss und nahmen sie fest. Wegen Unterkühlung mussten zwei von den vermeintlichen Tätern ins Krankenhaus. Ein anderer verletzte sich am Knie. Laut Mitteilung befinden sich alle inzwischen in Untersuchungshaft. Dort wird die mutmaßliche Automatenknacker-Bande wohl auch über die Weihnachtsfeiertage bleiben.