Wenn SWR-Intendant Kai Gniffke sagt, ‚Ursula Cantieni war eine von uns‘, dann meint er das zwar auf den öffentlich-rechtlichen Sender bezogen – doch jeder, der die Schauspielerin kennengelernt hat, würde den Satz auch unterschreiben.
Die Verbundenheit der gebürtigen Schweizerin, die seit ihrer Kindheit in Deutschland lebte, in Stuttgart zur Schule ging und studierte, zeigte sich im Südwesten nicht zuletzt durch die zahllosen Auftritte, die sie im Lauf der Jahre hier hatte.
Angefangen hat es am Theater Konstanz, wo Cantieni in den 80ern auf der Bühne stand. Ihre Engagement dauerte fünf Jahre. Ihre Verbindungen in die Stadt am Bodensee waren gut, noch vor gut einem Jahr war sie Gast bei einem Geburtstag.
„Das war unheimlich toll, weil wir viele alte Freunde getroffen haben“, sagte sie im Herbst in einem Interview mit dem SÜDKURIER. Ihren Mann Markus Hubenschmid hatte Cantieni in Konstanz kennengelernt, er hat dort studiert.
Dass sie den Menschen im Südwesten Gesicht und Stimme gegeben habe, wie Kai Gniffke nach dem Tod der Schauspielerin sagte, dass sie das so gut konnte, lag an ihrer Nahbarkeit – und ihrer Umtriebigkeit.

Cantieni, die 2005 mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde, seit 2012 die deutsche Staatsbürgerschaft hatte und zuletzt in Baden-Baden lebte, war nicht nur viel im Schwarzwald unterwegs, sondern immer wieder auch am Bodensee, um beispielsweise Lesungen zu halten.
Private Interessen fanden sich manchmal auch in ihrer Arbeit wieder. Nachdem sie 2008 mit ihrem Mann den Westweg von Pforzheim bis nach Basel gewandert war, machte sich auch ihre „Fallers“-Serienfigur Johanna auf den Weg.
Cantieni unterstützte die Organisation Wildwasser in Freiburg, die gegen sexuelle Gewalt gegen Mädchen kämpft. Für die Stiftung Liebenau im Bodenseekreis war sie Botschafterin, nahm an Spendenwanderungen teil – typisch für die bodenständige Frau.
Cantieni starb am Dienstag mit 75 Jahren nach schwerer Krankheit, wie der SWR bestätigte. Bevor 2021 ihr „Fallers“-Kollege Peter Schell starb, hatten sie eine Abschiedsszene gedreht, so Cantieni in ihrem letzten Interview mit dem SÜDKURIER. Als Schell – als Karl Faller mit Serien-Gattin Bea – eine Treppe hinunterging, habe sie beiden hinterhergerufen: „Machet‘s gut.“ Nun müssen Freunde und Kollegen ihr hinterherrufen: „Mach‘s gut.“