Daniel Volz

Umwetter am Hochrhein

Überflutete Straßen, Geröll, Schlamm und übergelaufene Keller waren die Folgen eines heftigen Gewitters, das sich in der Nacht von Dienstag, 8. Juni, auf Mittwoch, 9. Juni, über dem östlichen Landkreis Waldshut entlud.

Die Schubertstraße in Waldshut nach dem Unwetter am 8. Juni.
Die Schubertstraße in Waldshut nach dem Unwetter am 8. Juni. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Feuerwehr, THW und Baubetriebshof waren im Raum Waldshut am 8. Juni im Dauereinsatz, vor allem wegen über die Ufer getretener Gewässer, Erdrutsche und vollgelaufener Keller.

Die Straße im Kroh in Küssaberg war am Morgen des 9. Juni kaum befahrbar. Schlamm und Geröll machten eine Durchfahrt fast unmöglich.
Die Straße im Kroh in Küssaberg war am Morgen des 9. Juni kaum befahrbar. Schlamm und Geröll machten eine Durchfahrt fast unmöglich. | Bild: Tina Prause

Besonders stark von Unwetterschäden getroffen wurden am 8. Juni mehrere Ortsteile in Küssaberg und Klettgau. Nach schweren Niederschlägen brachen ganze Straßenteile ab, es gab Schlammlawinen und Keller liefen voll mit Wasser.

Die Straße oberhalb der Trotte in Küssaberg hielt den Wassermassen nicht stand.
Die Straße oberhalb der Trotte in Küssaberg hielt den Wassermassen nicht stand. | Bild: Tina Prause

Ab Sonntag, 20. Juni, zogen erneut schwere Unwetter über den Landkreis. In der Gemeinde Küssaberg waren nach starken Regenfällen im Wesentlichen wieder die gleichen Straßenzüge und Gebäude betroffen, wie bereits bei dem Unwetter vom 9. Juni.

Hagelschauer am Montag, 21. Juni, in St. Blasien.
Hagelschauer am Montag, 21. Juni, in St. Blasien. | Bild: Heidi Rombach

Am Montagabend, 21. Juni, wurde besonders der nördliche Teil des Landkreises Waldshut stark von Unwettern heimgesucht. In Bonndorf standen Straßen unter Wasser, in St. Blasien sorgten Hagelkörner für weiße Straßen.

Überflutete Straßen in Bonndorf Video: Heidi Rombach

In Grafenhausen hat das Unwetter vom Montag, 21. Juni, ebenfalls deutliche Spuren hinterlassen – vor allem in den Gärten. Auf den Straßen herrschten winterliche Verhältnisse mit Sturzbächen.

Winterliche Verhältnisse gab es in Brünlisbach auf Straßen, Grünflächen und Fahrzeugen.
Winterliche Verhältnisse gab es in Brünlisbach auf Straßen, Grünflächen und Fahrzeugen. | Bild: Wilfried Dieckmann

 

Unwetter im Bodenseekreis

Schwere Gewitter mit Starkregen sorgten im Bodenseekreis am Abend 8. Juni für mehr als 60 Feuerwehreinsätze: Keller waren vollgelaufen, Höfe und Straßen überflutet.

Zu sechs Einsätzen musste die Feuerwehr Markdorf am Dienstagabend, 8. Juni, ausrücken. Noch bis in die späten Nachtstunden waren ...
Zu sechs Einsätzen musste die Feuerwehr Markdorf am Dienstagabend, 8. Juni, ausrücken. Noch bis in die späten Nachtstunden waren Einsatzkräfte mit dem großen Gerätewagen zur Unterstützung der Feuerwehr Friedrichshafen als Überlandhilfe unterwegs. | Bild: Martin Scheerer

An der Messstation in Unterraderach bei Friedrichshafen fielen am Dienstagabend 20 Liter Regen in nur zehn Minuten.

Taubeneigroße Hagelkörner gingen über Hagnau nieder und hinterließen an Autos sowie Jalousien Schäden. Philipp Gotterbarm, ...
Taubeneigroße Hagelkörner gingen über Hagnau nieder und hinterließen an Autos sowie Jalousien Schäden. Philipp Gotterbarm, Pressesprecher der Feuerwehr Hagnau, hielt das Wetterphänomen in Bildern fest. | Bild: Philipp Gotterbarm

Im Friedrichshafener Stadtteil Efrizweiler ließen die schweren Niederschläge das Bächlein Riedgraben zu einem reißenden Fluss anschwellen und fluteten Grundstück und Wohnhaus der Familie Ehlizevak. „Wir waren machtlos gegen diese Wassermassen“, schildert die Familie die Erfahrungen der Unwetternacht.

Überschwemmung in Efrizweiler Video: Emir Ehlizevak
Die ganze Nacht haben sie geschuftet: Eigentümer Damir und Emir Ehlizevak, Mieterin Ana Engelman-Sporacic mit Hund Wick, Ana, Milena und ...
Die ganze Nacht haben sie geschuftet: Eigentümer Damir und Emir Ehlizevak, Mieterin Ana Engelman-Sporacic mit Hund Wick, Ana, Milena und Ena Ehlizevak (von links) stehen im Hinterhof, wo die Wassermassen ins Haus drangen. Die Sandsäcke waren bereits mehrfach in Gebrauch, denn das Problem ist nicht neu. | Bild: Wienrich, Sabine

Ganze 665 Blitze gingen bei diesem Gewitter am 8. Juni über dem Bodenseekreis nieder. Unsere Karten zeigen, wo es wann im Bodenseekreis geblitzt hat.

Dieses Bild hat Leserin Anna Wieland am Dienstag, 8. Juni, in Appenweiler (Friedrichshafen-Ettenkrich) gemacht.
Dieses Bild hat Leserin Anna Wieland am Dienstag, 8. Juni, in Appenweiler (Friedrichshafen-Ettenkrich) gemacht. | Bild: Anna Wieland

Am Mittwochabend, 23. Juni, zog dann ein weiteres schweres Unwetter mit großen Mengen Niederschlag und Hagel über den Südwesten. Die Feuerwehr Friedrichshafen war mit Unterstützung aus Immenstaad und Meckenbeuren bis Donnerstagmorgen im Einsatz.

Mittwochabend in Friedrichshafen Video: Lena Reiner
Die Einsatzkarte der Feuerwehr, aufgenommen in der Nacht von Mittwoch, 23. Juni, auf Donnerstag, 24. Juni: Grün markiert werden ...
Die Einsatzkarte der Feuerwehr, aufgenommen in der Nacht von Mittwoch, 23. Juni, auf Donnerstag, 24. Juni: Grün markiert werden abgeschlossenen Einsätze, rot neue und noch laufende. Bis 4 Uhr morgens waren die Feuerwehren unterwegs. | Bild: Stadtverwaltung Friedrichshafen

In der darauf folgenden Woche sorgte eine Serie an Unwettern für Chaos im Bodenseekreis. In Oberteuringen stürzte beim Sturm am Dienstag, 29. Juni, ein riesiger Baum quer über die Fahrbahn und begrub das Auto einer 23-Jährigen förmlich unter sich. Die junge Frau starb noch am Unglücksort.

Ein Baum stürzte in Fuchstobel während des heftigen Unwetters am 29. Juni auf das Auto einer jungen Frau, die noch an der Unfallstelle ...
Ein Baum stürzte in Fuchstobel während des heftigen Unwetters am 29. Juni auf das Auto einer jungen Frau, die noch an der Unfallstelle starb. Die Feuerwehren aus Oberteuringen und Friedrichshafen waren am Einsatzort, die Feuerwehr Markdorf wurde wieder abgezogen. | Bild: Cuko, Katy

In Meersburg krachte ein Baukran auf drei Wohnhäuser. Ein älteres Ehepaar wurde obdachlos, verletzt wurde niemand. Eine Nachbarin beobachtete, wie der Kran umkippte: „Wie wenn ein Flugzeug abstürzt“.

Ein Baukran ist in der Stefan-Lochner-Straße in Meersburg beim Gewittersturm am 29. Juni umgestürzt. Dabei wurde eine ...
Ein Baukran ist in der Stefan-Lochner-Straße in Meersburg beim Gewittersturm am 29. Juni umgestürzt. Dabei wurde eine Dachgeschosswohnung schwer beschädigt. Die Bewohner waren zum Unglückszeitpunkt zum Glück nicht zu Hause. | Bild: Jäckle, Reiner

Wegen der heftigen Gewitter mussten immer wieder zahlreiche Einsatzkräfte der Feuerwehr ausrücken. Allein die Feuerwehr Friedrichshafen wurde innerhalb von vier Stunden zu 75 Einsätzen gerufen.

Kurz bevor der Hagel kam: Das Bild zeigt die Gewitterfront am 28. Juni, aufgenommen von unserem Leser Florian Fahlenbock.
Kurz bevor der Hagel kam: Das Bild zeigt die Gewitterfront am 28. Juni, aufgenommen von unserem Leser Florian Fahlenbock. | Bild: Florian Fahlenbock

 

Unwetter im Schwarzwald

Ein Wolkenbruch am Dienstagnachmittag, 8. Juni, setzte halb Gutmadingen unter Wasser: Mehrere Straßen in dem Geisinger Teilort waren zentimeterdick mit Schlamm und Geröll bedeckt.

Erneut ging in Gutmadingen ein Wolkenbruch nieder. Im Krähenloch lud sich eine Gewitterwolke ab, die dann Teile des Ortes mit Wasser und ...
Erneut ging in Gutmadingen ein Wolkenbruch nieder. Im Krähenloch lud sich eine Gewitterwolke ab, die dann Teile des Ortes mit Wasser und vor allem mit Schlamm überschwemmte. Feuerwehr und Bauhof reinigten die Straßen und Keller. | Bild: Paul Haug

Unsere Leserin Bettina Weber drückte in Gutmadingen geistesgegenwärtig auf den Kameraauslöser, Heike Theuerkauf erlebte das Naturereignis in Aulfingen.

Was für ein Wolkenbruch: Binnen weniger Augenblicke verwandeln sich am Dienstagnachmittag die Flächen in und um Gutmadingen in eine ...
Was für ein Wolkenbruch: Binnen weniger Augenblicke verwandeln sich am Dienstagnachmittag die Flächen in und um Gutmadingen in eine Flusslandschaft. | Bild: Bettina Weber

Von den schweren Unwettern Ende Juni blieb auch der Schwarzwald nicht verschont. Umgefallene Bäume in Donaueschingen, ein Erdrutsch bei Löffingen sowie starke Regenfälle und Hagel forderten am Montagabend, 21. Juni, die Einsatzkräfte in der ganzen Region heraus.

Die Unwetterfront schiebt sich am 21. Juni langsam näher. Kurz darauf folgen knapp 30 Minuten lang Sturm, Blitze und Starkregen. Blick ...
Die Unwetterfront schiebt sich am 21. Juni langsam näher. Kurz darauf folgen knapp 30 Minuten lang Sturm, Blitze und Starkregen. Blick von Donaueschingen in Richtung Hüfingen. | Bild: Fröhlich, Jens

In Bachheim, Unadingen und Löffingen drohen nach dem Unwetter am 21. Juni Totalausfälle bei der Ernte, die Bauern sorgen sich um das Futter für ihr Vieh. „Innerhalb 20 Minuten war alles zerstört“: Hansjörg Laufer, stellvertretender BLHV-Kreisvorsitzender.

Hansjörg und Sohn Mathias Laufer können nur noch den Totalausfall auf dem Weizenfeld nach dem Unwetter feststellen.
Hansjörg und Sohn Mathias Laufer können nur noch den Totalausfall auf dem Weizenfeld nach dem Unwetter feststellen. | Bild: Gerold Bächle

Vergeblich auf eine Freiluft-Sause gefreut hatten sich viele Fußballfans der Region am Mittwoch, 23. Juni, beim EM-Gruppenfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn. Hagel, Schauer und Donnergrollen vermiesten mancherorts die Fußball-Freude.

Ungute Erinnerungen an ein Hagelunwetter im Jahr 2006 kamen am Mittwochabend, 23. Juni, in Mönchweiler hoch.
Ungute Erinnerungen an ein Hagelunwetter im Jahr 2006 kamen am Mittwochabend, 23. Juni, in Mönchweiler hoch. | Bild: Cornelia Putschbach

Am Montag, 28. Juni, hielten Unwetter und Starkregen die Feuerwehrkräfte in Bad Dürrheim mit vollgelaufenen Kellern und unterspülten Straßen auf Trab. Die Einsätze dauerten bis morgens um 3 Uhr.

In den Ortsteilen Bad Dürrheims war es besonders der Föhrenwiesgraben bei Unterbaldingen, der die Einsatzkräfte forderte.
In den Ortsteilen Bad Dürrheims war es besonders der Föhrenwiesgraben bei Unterbaldingen, der die Einsatzkräfte forderte. | Bild: Volker Heppler

In Pfohren und Sumpfohren traten am 28. Juni die Dorfbäche über die Ufer, mehrere Feuerwehrabteilungen waren im Einsatz und konnten große Überschwemmungen verhindern.

In Sumpfohren tritt am Montag, 28. Juni, der Dorfbach über das Ufer.
In Sumpfohren tritt am Montag, 28. Juni, der Dorfbach über das Ufer. | Bild: Feuerwehr Hüfingen

Kreis Konstanz

Am Dienstag und Mittwoch, 8. und 9. Juni, war die Stockacher Feuerwehr nach starken Regenfällen wegen überfluteter Keller und einem kleinen Erdrutsch auf der L 194 im Einsatz.

Überschwemmte Straßen nach dem Unwetter in Mahlspüren im Tal.
Überschwemmte Straßen nach dem Unwetter in Mahlspüren im Tal. | Bild: Feuerwehr Stockach

Starke Gewitterregen, die auch Hagel mit sich brachten, beschäftigten am 23. Juni die Einsatzkräfte in Konstanz und im Thurgau über Stunden hinweg: Dutzende Keller liefen voll, der Seehas blieb liegen und in Frauenfeld krachte ein Baum in ein Auto.

Frauenfeld: Durch den Aufprall des tonnenschweren Baums wurde die Fahrgastzelle des Autos eingedrückt.
Frauenfeld: Durch den Aufprall des tonnenschweren Baums wurde die Fahrgastzelle des Autos eingedrückt. | Bild: Kantonspolizei Thurgau

Am Montagabend, 28. Juni suchte ein weiteres schweres Unwetter die Region heim. Im Raum Stockach stürzten Bäume auf Gleise, Straßen und ein Hausdach.

In Eigeltingen war die Feuerwehr im Einsatz, um eine Weide von der Krebsbachstraße zu räumen.
In Eigeltingen war die Feuerwehr im Einsatz, um eine Weide von der Krebsbachstraße zu räumen. | Bild: Feuerwehr Eigeltingen

In Singen und dem Hegau sorgte das Unwetter am 28. Juni mit Hagel, Sturmböen und Starkregen für große Schäden. Vor allem die Singener Innenstadt und Hilzingen wurden vom Unwetter getroffen.

Gewitterstimmung über Tengen: Blick auf die Alte Grundschule, vom Geigersbuck aus gesehen.
Gewitterstimmung über Tengen: Blick auf die Alte Grundschule, vom Geigersbuck aus gesehen. | Bild: Uli Zeller

Das nächste Gewitter und heftige Windböen am Dienstag, 29. Juni, haben die Freiwillige Feuerwehr Reichenau mit umgestürzten Bäumen und der Rettung eines Pferdes aus einer misslichen Lage mehrere Stunden lang in Bewegung gehalten.

Zunächst war unklar, ob sich noch Personen im Wohnwagen/Zelt befinden. Erst nachdem die Oberen Teile des Baumes zersägt wurden, konnte ...
Zunächst war unklar, ob sich noch Personen im Wohnwagen/Zelt befinden. Erst nachdem die Oberen Teile des Baumes zersägt wurden, konnte die Erkundung beginnen. | Bild: Feuerwehr Reichenau

Das extreme Wetter macht die Obstbauern in der Bodenseeregion nervös: Tag für Tag gibt es neue Unwetterwarnungen. Im schlimmsten Fall können zehn Minuten Hagelschauer ganze Existenzen bedrohen. Wie sich das anfühlt, erzählen vier Landwirte aus der Region.

Unwetter im Linzgau

Am Montagabend, 21. Juni, sorgte ein heftiges Gewitter für sintflutartige Regenfälle und überlaufene Straßen im gesamten Landkreis Sigmaringen. Dabei kam es zu Überschwemmungen durch starken Regen, zahlreiche Keller liefen voll Wasser.

Gefährliche Situation nach heftigem Gewitterregen am Montagabend, 21. Juni: Am Ortseingang von Meßkirch aus Richtung Heudorf nimmt der ...
Gefährliche Situation nach heftigem Gewitterregen am Montagabend, 21. Juni: Am Ortseingang von Meßkirch aus Richtung Heudorf nimmt der Gulli die Wassermenge nicht mehr auf. Die Straße ist überschwemmt und bringt unvorbereitete Autofahrer in schwere Bedrängnis. | Bild: Günther Brender

Bereits zwei Tage später, am 23. Juni, tobte über dem Landkreis Sigmaringen erneut ein heftiges Unwetter. 480 Einsatzkräfte waren im Landkreis unterwegs. Besonders stark betroffen waren Herbertingen, Mieterkingen und Bad Saulgau, wo es zu starken Überflutungen kam.