Wer sich eine FFP2-Maske zulegt, hat hohe Erwartungen. Zu Recht. Die Maske ist schließlich deutlich teuer als ein OP-Mund-Nase-Schutz, soll aber dafür nicht nur andere, sondern auch den Träger vor einer Ansteckung mit Corona schützen. Vor allem Ärzte und Pfleger verlassen sich darauf, dass die Masken ihren Zweck erfüllen.

Doch Roland Ballier hat schlechte Nachrichten. Auf dem Schreibtisch des Sachverständigen für Medizinprodukte landen etliche Masken, die zwar als FFP2-Maske gekennzeichnet sind – in Wahrheit dieses Siegel aber nicht verdienen: „Viele dieser Masken schützen den Träger nur unzureichend vor einer Infektion“, sagt Ballier. Wie kann das sein?

Gesundheitsministerium reduzierte Standard

Der Reihe nach. Zu Beginn der Pandemie war der Ansturm auf FFP2-Masken riesig, das Lager der Hersteller in China leer. In Deutschland waren fast gar keine Masken verfügbar, die Politik hatte sich auf einen funktionierenden Import verlassen. Roland Ballier weiß: „Angesichts dieser Situation hat das Bundesgesundheitsministerium Millionen von Masken in China eingekauft, dabei die Anforderungen an deren Qualität aber nur unzureichend definiert.“

Bis heute streiten sich Hersteller, Lieferanten und die Behörden deshalb. Die einen wollen Geld für gelieferte Produkte sehen, die anderen aber keine minderwertigen Masken bezahlen.

Der Unterschied zwischen FFP2- und FFP3-Maske

Weil Masken Mangelware gewesen sind, brachte die EU sogenannte CPA-Masken, also Corona-Pandemie-Atemmasken, auf den Markt. Sie hat zwar keine reguläre europäische FFP2-Zulassung nach DIN-Norm mit einem CE-Zeichen.

Sie werden aber bei der Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik (ZLS) einer verkürzten Prüfung unterzogen. Diese Masken sind oft mit dem Kennzeichen „KN 95“ versehen, ein Hinweis darauf, dass die Masken der chinesischen Norm für FFP2-Masken entsprechen.

Masken ohne Zulassung im Umlauf

Diese Norm hat eigentlich ähnlich hohe Anforderung wie die DIN-Norm in Europa. Das Problem ist aber laut Roland Ballier, dass sich viele Hersteller den Engpass im März zu Nutze gemacht haben und Masken mit minderwertiger Qualität auf den Markt brachten, die das ZLS-Verfahren gar nicht durchlaufen haben, um sie dann teuer auf der ganzen Welt zu verkaufen: „Das ist schon auffällig in den letzten Wochen und Monaten gewesen. Es sind von diesen Masken bestimmt Millionen in ganz Deutschland im Umlauf. Und für den Laien ist es nur sehr schwer erkennbar, ob schlechte oder gute Qualität vorliegt“, sagt Ballier.

Schweizer Maskenhersteller ruft Mundschutz zurück

Ein Beispiel für unzureichenden Schutz liefert die heutige Rückholaktion des Schweizer Maskenherstellers Solupro GmbH. Die „KN95 MASK folding respirator“ wurde unter anderem in der Mistel Apotheke in Hombrechtikon, der Dr. Andres Apotheke Stadelhofen in Zürich sowie über http://www.apothekestadelhofen.ch verkauft. Betroffene Kunden können die Masken gegen Rückerstattung des Kaufpreises zurückgeben.

Seit dem 1. Oktober dürfen CPA-Masken zwar nicht mehr neu zugelassen werden. Die Masken, die aber bis dahin in den deutschen Markt gebracht und die ZLS-Prüfung bestanden haben, dürfen jedoch weiterhin verkauft werden, weiß der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige.

Wie sich eine gute Maske finden lässt und wie diese anzuwenden ist

Was also tun? Mit folgenden Praxistipps sinkt die Wahrscheinlichkeit, eine Fake-Maske zu kaufen:

Das CE-Zeichen

Das CE-Zeichen beweist, dass die Maske die Anforderungen der europäischen Normen an das Produkt erfüllt. Sie wurde von einem unabhängige Zertifizierungsinstitut unter die Lupe genommen und genehmigt. CE alleine reicht aber nicht.

Die Prüfziffer

„Weist die Maske lediglich ein ein CE-Zeichen ohne Nummernfolge auf, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Fälschung, auch wenn sie mit ‚KN 95‘ oder anderen DIN-Normen gekennzeichnet ist“, weißt Roland Ballier. Viele Hersteller aus Fernost drucken das Gütesiegel einfach so auf Verpackung und Maske. Achten Sie deshalb darauf, dass hinter dem CE-Symbol eine vierstellige Ziffer steht. Sie bezeichnet das jeweilige Zertfizierungsinstitut, in dem die Übereinstimmung der Maskenqualität mit europäischen Normen geprüft wurde.

Wichtig ist das CE-Zeichen und die Nummer dahinter auf der FFP2-Maske.
Wichtig ist das CE-Zeichen und die Nummer dahinter auf der FFP2-Maske. | Bild: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Prüfziffer prüfen

Einige ausgefuchste Hersteller sind so dreist und drucken sogar diese Ziffern auf die Fake-Maske. Um wirklich sicher zu gehen, dass die Maske der CE-Norm genügt, kann man auf einer Internetseite der EU überprüfen, ob es das Zertifizierungsinstitut wirklich gibt – oder die Zahlenkombination frei erfunden wurde. Auf der Seite finden sich auch Kontaktdaten der Institute, sodass man anfragen kann, ob die Masken tatsächlich dort geprüft worden sind.

Die KN-Norm und die Bestätigung

Weist die Maske keine CE-Kennzeichnung, sondern eine chinesische KN-Norm auf, „sollten Sie beim Verkäufer auf die Vorlage einer Bescheinigung bestehen, aus der hervorgeht, dass die Maske die Prüfkriterien des ZLS erfüllt“, sagt Ballier. Wenn es diese Bescheinigung gibt, handelt es sich wahrscheinlich um eine CPA-Maske, die bis Ende September zugelassen wurde, regulär vertrieben werden darf und „durchaus einen guten Schutz bieten kann“, so der Gutachter.

Nicht waschen, nicht auskochen, nicht backen

Im Netz findet man häufig den Tipp, dass man FFP2-Masken mehrfach verwenden kann. Roland Balliers Erfahrung nach sollten Sie darauf aber lieber verzichten. „Dass die Maske nach dem Waschen, Auskochen oder Erwärmen wirklich noch genauso gut schützt, ist unwahrscheinlich“, sagt er.

Der Sitz

Wenn Sie die Maske anlegen, sollten Sie besonders darauf achten, dass beim Einatmen keine Luft neben der Maske eindringen kann. Gerade die Nasenbügel sind in diesem Zusammenhang wichtig und sollten an die eigene Gesichtsform angebracht und gebogen werden.

Die Abnahme

Grundsätzlich sollte laut Roland Ballier die äußere Oberfläche der Maske nicht berührt werden. Nehmen Sie die Maske lieber an den Ohren ab. Und: „Masken, die durchfeuchtet sind, müssen durch eine neue Maske ersetzt werden, egal wie lange sie getragen worden sind.“