Strand, jeden Tag Sonne, eine pulsierende Stadt mit schier endlosen Freizeitmöglichkeiten: Für viele Touristen genau das, wonach sie im Sommerurlaub suchen. Marc Corominas wohnt in Barcelona, einer Stadt, die all diese Dinge vereint. Er flieht jedoch im Sommer davor mit seiner Familie, aus der katalanischen Metropole geht es in den beschaulichen Schwarzwald. Und damit ist Corominas nicht allein, bei Spaniern ist „la Selva Negra“, so der spanische Name, ein beliebtes Reiseziel im Sommer.

Ruhe und Entspannung statt Trubel und Hitze
„Der Schwarzwald bedeutet für mich Ruhe und Entspannung“, sagt Corominas, während er mit seiner Frau Susana und seinen Kindern Txell und Biel zur Donauquelle in Donaueschingen läuft. Barcelona sei im Sommer voller Touristen und zu warm, deswegen sei die Familie mit dem Wohnmobil in den Schwarzwald gefahren.
„Der ist in Spanien mittlerweile bekannt für seine tolle Landschaft“, erklärt er. Deshalb habe es ihn auch nicht verwundert, auf dem Campingplatz eine spanische Familie aus Valencia zu treffen. Für Marc Corominas und seine Familie ist es bereits der zweite Sommer in Folge, in dem es nach Deutschland geht.

„Es ist hier so schön ruhig, das Wetter ist angenehm, für die Kinder gibt es viele Spielplätze und die Leute sind total freundlich“, schwärmt Corominas. Dass der Schwarzwald nicht nur für Touristen Entspannung bietet, sondern auch ein optimaler Vorbereitungsort für sportliche Höchstleistungen ist, haben längst auch Fußballmannschaften erkannt.
Immer wieder bereiten sich im Öschberghof in Donaueschingen Teams auf die Saison oder große Turniere vor. Eines der prominentesten Beispiele ist die spanische Fußballnationalmannschaft, die während der Europameisterschaft im vergangenen Jahr im Öschberghof unterkam und prompt das Turnier gewann.
Bekannt schon vor dem Besuch der Nationalmannschaft
Hat das noch einmal für einen Schub an spanischen Touristen gesorgt? Schließlich zählte gerade Donaueschingen schon vergangenes Jahr zu den iberischen Hochburgen, wie aus dem Touristenatlas des Statistischen Bundesamts hervorgeht. „Während der Europameisterschaft war die Stadt natürlich voll mit Spaniern“, sagt auch Andreas Haller, Leiter der Touristeninformation der Stadt.
Das seien einerseits Fans und Touristen gewesen, aber auch Mitarbeiter der spanischen Nationalmannschaft und Medienvertreter seien in Hotels in der Stadt untergekommen und teilweise einen Monat geblieben. So habe Donaueschingen 2024 insgesamt 1643 Ankünfte und 6737 Übernachtungen spanischer Gäste verzeichnet, was sie nach den Schweizern zur zweitgrößten Gruppe an Gästen mache.
Haller merkt aber auch an: „Bereits 2023 waren es 2011 Ankünfte mit 5205 Übernachtungen.“ Er gehe zwar davon aus, dass der Aufenthalt der Nationalmannschaft die Entwicklung nachhaltig stärken werde, aber der Anstieg spanischer Touristen habe schon davor begonnen.
Ein Beispiel dafür ist Xabi Otaolea. Der Baske aus San Sebastián ist mit seiner Frau Olatz Caño und seinen Kindern Ander und Julen bereits 2021 das erste Mal in den Schwarzwald gekommen. Als er erfahren habe, dass die „Furia Roja“, so der Spitzname der spanischen Fußballnationalmannschaft, in den Schwarzwald kommt, habe er nur gedacht: „Haben die also auch gehört, wie schön es hier ist.“
Sorgt der Klimawandel für noch mehr Gäste?
Gekannt habe er den Schwarzwald schon lange, sagt Otaolea, 2021 sei es dann soweit gewesen: „Aufgrund der Corona-Pandemie entschieden wir uns für einen Urlaub in der Natur und der Schwarzwald war perfekt dafür.“ Mit dem Flugzeug sei es nach Basel gegangen, von dort per Mietwagen einmal quer durch den Schwarzwald. Zum Abschluss gab es noch einen Besuch im Europa-Park, was besonders den Kindern gefallen habe.

Nun ist die Familie zum mittlerweile dritten Mal im Schwarzwald. Bei der diesjährigen Rundreise stehen unter anderem Freiburg und Donaueschingen auf ihrer Liste. Was Otaolea besonders begeistert: „Obwohl die Region so schön ist, ist nichts überlaufen, weder die Wanderwege noch die Städte.“ Das sei in seiner Heimat ganz anders, in San Sebastián und Umgebung gebe es aufgrund der großen Menge an Touristen im Sommer praktisch keine Möglichkeit, einen entspannten Urlaub zu verbringen.
Mit der Entspannung ist es für Xabi Otaolea und Frau Olatz Caño nach dem Besuch in Donaueschingen aber auch vorbei. Auf ausdrücklichen Wunsch der Kinder geht es wieder in den Europa-Park. „Danach sind die Kinder glücklich. Wir bräuchten dann aber eigentlich wieder eine Woche Wanderurlaub“, sagt Otaolea und lacht.
Jutta Ulrich von der Schwarzwald Tourismus GmbH sieht in den steigenden Gästezahlen aus Spanien eine Entwicklung, die sich in den kommenden Jahren noch verstärken könnte. Dabei helfen könnte auch der Klimawandel, denn: „In den südeuropäischen Ländern werden die Sommer aufgrund der Hitze und Dürre oftmals unerträglich und der Schwarzwald ist in diesen Ländern eine bekannte und beliebte Destination – das bei uns herrschende Klima, die Weite, die Höhenlagen, aber auch die wunderschönen Altstädte und die kulturelle Vielfalt wird von dieser Klientel sehr geschätzt“, sagt sie.