Während der Skisaison geht es für Wintersportler vor allem um drei Dinge: Wetter, Schneelage und Preise. Letzteres hat viele Pistenfans diese Saison erst einmal schlucken lassen. Während es in den 60er Jahren noch hieß „Alles fährt Ski“, könnte das in den nächsten Jahren schon ganz anders aussehen. Denn Skipässe werden Jahr für Jahr teurer.
Wie hoch der Preisanstieg wirklich ist, lässt sich mittlerweile schwer sagen. Immer mehr Skigebiete setzen auf Dynamic Pricing (deutsch: dynamische Preisgestaltung). Hierbei bestimmt ein Algorithmus den Preis, der Faktoren wie Wetterprognosen und Auslastung einbezieht. Sprich: Ein sonniger Feriensamstag ist teurer als ein bewölkter Mittwoch unter der Woche.
Erste Gebiete verabschieden sich vom Trend
Vor allem in der Schweiz hat das dynamische Preissystem in vielen großen Skigebieten Einzug gehalten. In Österreich ziehen bekannte Gebiete wie Silvretta Montafon nach. Doch die ersten Regionen schaffen das Dynamic Pricing auch schon wieder ab.

So hat das Schweizer Skigebiet Andermatt-Sedrun-Disentis das Dynamic Pricing eingestellt. Als Gründe dafür nennt Marketingleiter Pascal Schär unter anderem die Wetterabhängigkeit. „Viele unserer Kunden planen ihren Besuch kurzfristig und möchten nicht ‚die Katze im Sack‘ kaufen, ohne die Bedingungen am Skitag zu kennen“, sagt Schär.
Transparenz statt Algorithmus
„Unsere Preise sind transparent statt dynamisch – und darum besonders attraktiv“, damit wirbt das Schweizer Skigebiet für die aktuelle Saison. Von mehr Transparenz spricht auch Pascal Schär: „Es gibt keine unbekannten Variablen wie Kontingente, Auslastung oder Wetterbedingungen, die den Preis beeinflussen können.“ Die Gäste wüssten stets im Voraus, was sie zahlen werden.

Und das sieht so aus: Der Standardpreis für ein Tagesticket liegt bei 94 Franken. Bei einem Online-Kauf am Vortag gibt es einen vergünstigten Preis von 89 Franken. Während der Hochsaison, also in den Weihnachtsferien und vom 11. Januar bis Ende März, liegt der Preis bei 99 Franken.
Vielfahrer können für 69 Franken ein Halbpreis-Abo buchen. Damit erhalten sie während der Saison die Tickets zum halben Preis. Das Modell findet Anklang, insbesondere bei Familien. „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, so Schär.
Dynamisches Preismodell in Österreich
In Österreich verfolgt der Verbund Ski amadé zwischen Salzburger Land und Steiermark einen ähnlichen Ansatz. Ein „dynamisches Online-Frühbuchersystem“ kombiniert feste Kassenpreise mit Rabatten. Eine Übersicht der Fixpreise für die verschiedenen Skigebiete gibt es auf der Website. „Die Höhe des Rabatts richtet sich nach dem Kaufzeitpunkt und nach der Nachfrage“, sagt Geschäftsführer Christoph Eisinger. Wer früher bucht, zahlt weniger.
Das Preissystem sei für den Gast transparent und kundenfreundlich, da der festgelegte Saisonpreis lediglich günstiger wird. Für Gäste bedeutet das andererseits auch weniger Flexibilität, so Eisinger. Skigebiete profitieren davon, dass der Skipass frühzeitig mit der Hotelbuchung gekauft wird – nur eben zu einem geringeren Preis.
Steigende Preise sind unvermeidbar
Ob Dynamic Pricing oder Online-Frühbuchersystem – die Preise steigen stetig. Aurelia Kogler, Professorin und Dozentin für Tourismus und Freizeitwirtschaft an der Fachhochschule Graubünden, sieht diese Entwicklung auch im Kontext der allgemeinen Inflation: „Alles ist mittlerweile teuer geworden, nicht nur das Skifahren.“
Investitionen in den Ausbau von Skigebieten werden immer kostspieliger, so Aurelia Kogler. „Aber auch die laufenden Betriebskosten sind stark angestiegen.“ Dazu gehören der Wareneinsatz in der Gastronomie, aber auch gestiegene Löhne und Energiepreise.
Weiterentwicklung rechtfertigt Kosten
„Skifahren war noch nie billig und wird es auch nicht“, sagt die Expertin. Dafür habe der Sport über die vergangenen Jahrzehnte aber auch an Komfort gewonnen, wie beispielsweise durch beheizte Gondeln und Lifte oder beschneite Flächen.

„Wenn wir wissen, dass ein Sessellift sieben bis neun Millionen Euro kosten kann, relativiert das vielleicht auch ein bisschen das Gefühl, dass ich vom Skigebiet ausgenommen werde“, sagt Aurelia Kogler. Eine Wahrnehmung, die das Thema Dynamic Pricing zusätzlich befeuert.
Wer profitiert von dynamischen Preisen?
Für eine faire Betrachtung müsse man beide Seiten sehen. „Für den flexiblen Skifahrer kann es eine sehr gute und preislich attraktive Angelegenheit sein“, sagt Aurelia Kogler. „Für die Skigebiete ist es eine Art und Weise, effizient zu sein.“ Denn die Anlagen und Betriebe laufen – unabhängig von der Nachfrage.

Auch für Familien mit Kindern gebe es gerade in familienfreundlichen Skigebieten „sehr gute Angebote“, sagt Aurelia Kogler. „Die Skigebiete sind sich bewusst, wenn der Nachwuchs auf den Pisten fehlt, wackelt langfristig das ganze Geschäftsmodell.“
Skigebiete bewegen sich hier auf einem schmalen Grat, so die Tourismusexpertin. Einerseits müssen die Anbieter ihre Existenz sicher, andererseits habe die Kaufkraft der Kunden auch ihre Grenzen. Aus Studien wisse man, dass Skifahrer den Sport meist nicht unterbrechen, sondern häufig ganz an den Nagel hängen, wenn sie einmal damit aufhören.
Ein teurer Spaß, aber kein Elitesport
Der Markt auf der Anbieterseite ist groß und vielseitig: Er reicht von luxuriösen bis günstigen Skigebieten, wo auch Familien und Einheimische ihren Spaß haben können. Aurelia Kogler ist überzeugt, dass sich das Angebot auch in Zukunft nicht allzu stark ändern wird. „Es wird Orte geben, die sich bewusst auf dem Luxusmarkt positionieren.“
„Skifahren ist nach wie vor stark gefragt, es bedeutet den Menschen viel und die Menschen sind auch bereit, dafür viel auszugeben“, sagt Aurelia Kogler. Von einer Entwicklung zum Elitesport könne trotzdem pauschal nicht die Rede sein. „Aber es wird Leute geben, die es sich in Zukunft nicht mehr leisten können“, so die Expertin.