Seit Juni ist klar: Im Schwarzwald lebt ein Wolfsrudel. Im November soll es erstmals gemeinsam zugeschlagen haben. Zwei Rinder sind den Indizien nach der Wolfsfamilie vom Schluchsee zum Opfer gefallen.

Nach Recherchen des SÜDKURIER sind es die Nutztiere 212 und 213 die durch einen Riss sterben, seit der Wolf 2015 in den Schwarzwald zurückgekehrt ist. Die Zahl stammt von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA), die in Baden-Württemberg für die Beobachtung der Wölfe zuständig ist.

Der Wolf von Bad Wildbad reißt und reißt

Besonders auffällig ist ein Tier, das den wissenschaftlichen Namen GW852m trägt. Es ist der Wolf, der am 30. April 2018 in der Nähe von Bad Wildbad im Schwarzwald ein regelrechtes Blutbad anrichtete. Das Tier fällt über eine Herde von etwa 150 Schafen her. Am Ende waren 44 Schafe tot. Der Wolf war bundesweit in den Medien.

Seither hat sich GW852m nicht eben zurückgehalten. Mindestens 126 Nutztiere stehen nach Zählungen des FVA auf seinem Kerbholz. Die anderen Wölfe, die der Landesregierung bekannt sind, kommen nicht mal annähernd auf solche Zahlen.

Die meisten Risse im Süd- und Nordschwarzwald

Nicht alle dieser Wölfe leben auch in Baden-Württemberg. Manche sind nur durchs Land gezogen und haben die Möglichkeit genutzt, die sich ergeben hat. Andere waren kurz ansässig, sind inzwischen aber wieder weitergezogen.

Offiziell leben derzeit fünf Wölfe dauerhaft in Baden-Württemberg. Besagter GW852m lebt im Nordschwarzwald. Seine Artgenossen teilen sich den Südschwarzwald auf, darunter das eingangs erwähnte Rudel.

Man kann die Gebiete der Wölfe gut erkennen. Auf der Karte sind alle Orte hinterlegt, an denen Nutztiere gerissen wurden. Forbach im Landkreis Rastatt ist besonders häufig betroffen. Seit 2018 hat der Wolf dort schon sechs Mal zugeschlagen.

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Weniger Risse als vergangenes Jahr

Generell fielen die Wölfe dieses Jahr aber seltener mit Rissen auf als im vergangenen.

Stirbt ein Nutztier durch einen Riss, macht das Umweltministerium einen genetischen Abgleich. Dadurch lässt sich ausreichend sicher feststellen, ob der Angreifer ein Wolf war oder ob einen anderen Grund für das Ableben des Nutztieres gab.

Diskussion um Abschuss der Wölfe

Die schiere Zahl der gerissenen Nutztiere befeuert die Diskussion um mögliche Abschüsse der Wölfe. In der Europäischen Union ist das Tier streng geschützt, sein Abschuss ist eine Straftat.

Nicht weniger Bauern im Land fordern: „Der Wolf muss verschwinden„. Tierschützer halten dagegen: Der Wolf seit wichtig für die heimischen Wälder. Dass er sich wieder angesiedelt habe, „ist ein Riesenerfolg„.

Die Schweiz hat bereits Fakten geschaffen. Im Nachbarland sind mehr als ein Drittel aller Wolfsrudel zum Abschuss freigegeben.