
Wie viele Wölfe leben in Deutschland und in Baden-Württemberg?
Derzeit sind drei Rüden im Südwesten sesshaft, die Behörden haben sie GW852m, GW1129m und GW2103m getauft. Sie alle haben ihr Revier im Schwarzwald. Ein viertes Tier, GW1832m, galt zwischenzeitlich im Odenwald als ansässig. Dort hat sich der Wolf aber so lange nicht mehr blicken lassen, dass er nicht mehr als resident gilt.
Neben den heimischen Rüden streifen immer wieder auch andere Wölfe durch das Land. Auch sie werden meist im Schwarzwald entdeckt. Anfang 2023 sorgte eine Fähe für Aufregung. Anfang Januar wurde die Wölfin bei Münstertal in der Nähe von Freiburg nachgewiesen. Sie hat sich später mit GW1129m gepaart. Der Welpe wurde aber im Dezember 2023 überfahren, ebenso wie die Fähe ein paar Monate später.
Wie viele Tiere sich deutschlandweit niedergelassen haben, ist nicht bekannt. Die „Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Wölfe kann nicht seriös angegeben werden“, sagt eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums. Die Beobachtung der Tiere sei nicht auf einzelne Wölfe, sondern „auf den Nachweis von Rudeln, Paaren und territorialen Einzeltieren ausgerichtet“. Diese Zahlen sind immerhin bekannt.
Wie hat sich der Wolf ausgebreitet?
Das erste Rudel kam 2000 über die Grenze von Polen nach Sachsen in die Lausitz. Danach hat sich das Raubtier rasant ausgebreitet. Scrollen Sie weiter, um die Entwicklung nachzuzeichnen.
Wie viele Wölfe wurden in Baden-Württemberg gesichtet?
Mehr als ein Dutzend unterschiedliche Wölfe haben den Südwesten bereits durchstreift. Allerdings können die Tiere nur klar unterschieden werden, „wenn genetisches Material wie Kot, Speichel oder Haare sichergestellt werden können“, sagt Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt FVA.
In Wahrheit könnten es noch mehr Wölfe sein, die hierzulande unterwegs waren. Denn viele Beobachtungen stützen sich auf Aufnahmen von Wildkameras. Andere Tiere durchqueren das Land womöglich unentdeckt.
Gibt es in Baden-Württemberg Wolfsrudel?
Inzwischen nicht mehr. Durch den Tod des Welpen und der Fähe ist GW 1129m wieder ein Einzeltier.
Es sei aber sehr wahrscheinlich, so Matthias Schmid vom Umweltministerium, dass in absehbarer Zeit noch mehr weibliche Tiere zu den Rüden im Schwarzwald stoßen: „Immer wieder haben wir durchziehende Wölfe in Baden-Württemberg, denn die jungen ein- bis zweijährigen Wölfe nabeln sich von ihren Familien ab und suchen selbst ein Revier, um eine Familie zu gründen“, erklärt er.
Wölfe verlassen im Alter von zehn bis 22 Monaten das Rudel, in dem sie geboren wurden. Sie suchen ein neues Territorium und legen dafür hunderte Kilometer zurück – teils bis zu 70 in einer Nacht. Es sei daher wahrscheinlich, dass Wölfe aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und Bayern oder sogar Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Italien zu uns einwandern.
Was soll ich tun, wenn ich einem Wolf begegne?
„Generell ist es sehr unwahrscheinlich einem Wolf im Wald zu begegnen. Die Tiere hören, riechen und sehen uns schon sehr früh und meiden in der Regel direkten Kontakt“, erklärt Felicitas Rechtenwald, Referentin für Artenschutz und Expertin zum Thema Wolf beim Nabu. Lediglich neugierigen Jungtieren könne man selten begegnen. Aber, versichert sie, „gesunde, sich normal verhaltende Wölfe greifen keine Menschen oder Haustiere an. Sie sehen in ihnen keine Beute.“

Wer in einem Wald spazieren geht, wo Wölfe nachgewiesen sind, sollte dennoch vorsichtig sein – auch wenn Begegnungen laut Umweltministerium selbst nachts keine Gefahr darstellen. Bei der Begegnung mit einem Wolf, sollte man Ruhe bewahren, meist beobachten die Tiere einen nur aus der Ferne. „Begegnen Sie den Tieren mit Respekt, halten Sie Abstand, gehen Sie nie auf die Tiere zu und bedrängen Sie diese nicht“, rät das Ministerium.
Sollte das Tier trotzdem näherkommen, sei es ratsam, sich groß zu machen, in die Hände zu klatschen und laut zu reden. „Bleibt der Wolf stehen, entfernen Sie sich langsam unter lautem Reden.“
Wer einen Hund dabei hat, sollte diesen anleinen. Wenn sich der Wolf dennoch dem Hund nähert, sollte man langsam rückwärtsgehen, den Wolf durch Rufen und Gestikulieren auf sich selbst aufmerksam machen und notfalls mit Gegenständen auf ihn werfen.
Absolutes No-Go: Einen Wolf füttern. „An Futter gewöhnte Wölfe können dieses aufdringlich oder aggressiv einfordern“, so die Warnung des Ministeriums.
Besteht die Gefahr, dass Wölfe Menschen angreifen?
Dem Umweltministerium von Baden-Württemberg ist kein Fall bekannt, in dem sich ein Wolf aggressiv verhalten hätte. Allerdings hätten sich zwei Tiere in Deutschland gegenüber dem Menschen auffällig verhalten — vermutlich, weil sie als Jungtiere gefüttert worden waren.
Das Norwegische Institut für Naturforschung (NINA) hat in einer Studie 14 Übergriffe von Wölfen auf Menschen in Europa und Nordamerika gezählt — im Zeitraum zwischen 2002 und 2020. Zwei davon endeten tödlich. Eine andere NINA-Studie datiert den letzten tödlichen Wolfsangriff auf einen Menschen in Deutschland auf das 17. Jahrhundert.
Zum Vergleich: Alleine im Jahr 2017 haben Hunde in Baden-Württemberg 1.396 Mal Menschen verletzt.
Werden die Wölfe meinem Hund gefährlich?
Freilaufende Hunde können von Wölfen manchmal als Rivalen im Revier wahrgenommen und angegriffen werden, wenn sie sich im Wald zu weit vom Menschen entfernen, so Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt FVA. In Baden-Württemberg sei ein solcher Fall allerdings noch nicht vorgekommen.
Wie viele Tierrisse gab es?
Den heftigsten Zwischenfall gab es am 30. April 2018, als der Rüde GW852m in der Nähe von Bad Wildbad im Schwarzwald über eine Herde von etwa 150 Schafen hergefallen war. Am Ende waren 44 der Tiere tot. 32 hat der Wolf gerissen, die restlichen sind zu Tode gestürzt oder in der Nagold ertrunken.
Muss man Wolfsichtungen melden? Und wenn ja, wo?
Eine Verpflichtung dazu gibt es nicht. Allerdings, so Micha Herdtfelder, ist die FVA, die das Monitoring von Wölfen für das Umweltministerium übernimmt, „auf die Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen.“ Die FVA ist in Notfällen rund um die Uhr zu erreichen. Außerdem kann man Wolfshinweise auch an die Wildtierbeauftragten der Stadt- und Landkreise melden.

Meldungen sind möglich unter info@wildtiermonitoring.de oder telefonisch unter 0761/4018274.
Woran erkennt man einen Wolf eindeutig?
Als Laie ist das kaum möglich. „Es gibt verschiedene Hunderassen, die dem Wolf sehr ähnlich sehen. Ein einziges, eindeutiges Merkmal, das Wölfe von Hunden unterscheidet, ist nicht vorhanden“, erklärt Herdtfelder. Selbst für Experten sei es schwierig, Wölfe von Hunden zu unterscheiden. Felicitas Rechtenwald vom Nabu ergänzt: „Es gibt sogar Hunderassen, die gezüchtet wurden, um dem Wolf möglichst ähnlich zu sehen.“
Dennoch gebe es in Kombination typische Wolfs-Merkmale: Der weiße Kehlfleck am Hals, der schwarze Sattelfleck am Rücken, die Hochbeinigkeit, die kleinen dreieckigen Ohren oder die schwarze Schwanzspitze, zählt Rechtenwald auf. Aber, sagt sie, „diese Merkmale kann man schlecht erkennen, wenn ein hundeartiger Schatten über den Waldweg huscht.“ Ihr Rat: Ein Foto machen und an die Profis von der FVA übergeben.
Wie kann man seine Haus- und Nutztiere vor Wölfen schützen?
Wer seine Tiere vor dem Wolf schützen will, muss Zäune bauen. Das Umweltministerium rät zu komplett geschlossenen Elektrozäunen rund um Weideflächen, da Bäche kein Hindernis für Wölfe seien. Am besten seien, beschreibt Felicitas Rechtenwald vom Nabu, „Litzenzäune mit mindestens fünf Litzen im Abstand von 20, 40, 60, 90, und 120 Zentimetern zum Boden mit einer Mindestspannung von mehr als 4.000 Volt.“ Die Koppelgröße sollte so gewählt werden, dass die Tiere innerhalb der Koppel etwas ausweichen können, sollte sich ein Wolf nähern.
Dürfen Wölfe geschossen werden?
Da der Wolf in Deutschland nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt ist, dürfen Wölfe weder gefangen, verletzt noch getötet werden. „Ein Verstoß gegen die Verbote ist strafbar“, informiert das Ministerium. „Der Abschuss eines Wolfes ist nur nach Ausnahmegenehmigung durch die zuständige Naturschutzbehörde möglich“, sagt Micha Herdtfelder vom FVA.
Dafür gibt es zwei Anlässe: Zum einen bei Wölfen, die gegen Menschen auffälliges Verhalten zeigen, sich also mehrfach bis auf 30 Meter nähern oder ohne Provokation aggressiv werden. Zum anderen bei Wölfen, die immer wieder korrekt aufgestellte Zäune überwinden.
Auch bei akuter Gefahr für Leib und Leben oder bei Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dürfe die Polizei einen Wolf sofort töten – Privatpersonen allerdings nicht.