Es ist ein ruhiger Morgen für Tanja Köpfli. Die Biologin soll dafür sorgen, dass die mit dem Coronavirus infizierten Touristen am Stuttgarter Flughafen schnellstmöglich identifiziert werden können. Nur wenig später zieht ein Urlaubsrückkehrer nach dem anderen an ihr vorbei und betritt das Testzentrum, das sich seit Anfang August am östlichen Flügel des Flughafens befindet. Rund 30 Personen – darunter vor allem Ärzte, Krankenschwestern und medizinisch-technische Assistenten – arbeiten hier. Wer aus einem Corona-Risikogebiet kommt, muss sich testen lassen. Für Reiserückkehrer aus anderen Ländern ist der kostenlose Nasenabstrich freiwillig.

200 Testungen pro Stunde sind möglich

Bis zu 200 Personen können sich im zentralen Flughafen des Landes pro Stunde auf das Virus testen lassen. Geöffnet hat das Zentrum sieben Tage die Woche jeweils von sechs bis 23 Uhr. Der Tag mit dem bislang größten Andrang war der vergangene Sonntag mit rund 2800 Tests. Der Flugplan wurde wegen der Pandemie zwar deutlich reduziert – trotzdem zählt der Flughafen-Betreiber momentan täglich bis zu 15.000 Passagiere. Im Vorjahr seien es in den Sommerferien pro Tag bis zu 40.000 Fluggäste gewesen, erklärt Flughafensprecher Johannes Schumm.

In insgesamt 20 Zelten wird der Abstrich von der Nase genommen.
In insgesamt 20 Zelten wird der Abstrich von der Nase genommen. | Bild: Michael Schwarz

Nachdem die Zahl der Länder, die als Risikogebiet eingestuft worden sind, vom Bund erhöht worden ist, wird auch in Stuttgart fast den ganzen Tag getestet. „Seitdem ganz Spanien und damit auch die Balearen zum Risikogebiet erklärt worden sind, haben sich die Zahlen verdoppelt“, sagt Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, die das Testzentrum gemeinsam mit dem Land betreibt.

Negatives Testergebnis sieht jeder in seiner Corona-App

Um in die Halle zu kommen, müssen die Touristen durch den rund 30 Meter langen und mit Zelten überdachten Weg laufen. Die Warteschlange wächst, umso mehr Flieger in den vergangenen ein bis zwei Stunden angekommen sind. Landen gut besetzte Flugzeuge aus Palma de Mallorca oder Istanbul – auch die Türkei gilt als Risikogebiet –, haben die Mitarbeiter des Testzentrums viel zu tun.

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Ausweis, Versichertenkarte, Nachweis über den Auslandsaufenthalt in den letzten 72 Stunden – wer die Dokumente dabei hat, wird überprüft. „Das Testergebnis ist nach ein bis drei Tagen in der Corona-App sichtbar“, sagt Köpfli. Wer nicht digital ausgestattet ist, kann sich per Post anschreiben lassen. Auch hier soll die Drei-Tage-Frist eingehalten werden. Die beiden Wege gelten aber nur für negative Ergebnisse, wenn also kein Virus nachgewiesen wurde.

Große Schilder und weniger Menschen: Der Flughafen hat sich stark verändert.
Große Schilder und weniger Menschen: Der Flughafen hat sich stark verändert. | Bild: Michael Schwarz

„Die positiv getesteten Personen werden direkt von uns angerufen und die Befunde parallel dem Gesundheitsamt gemeldet“, so Köpfli. Sie arbeitet in der Praxis für Humangenetik in Tübingen, die die Tests auswertet. In der Halle geht alles ganz schnell. Zwanzig Kabinen sind aufgebaut in vier Fünferreihen. Security-Mitarbeiter weisen jedem Reiserückkehrer eine der Kabinen zu, die durch weiße Wände abgetrennt sind. Zwei Minuten dauert die Entnahme aus der Nase in der Regel.

So läuft die Umsetzung der Testpflicht

Warum zahlen Urlauber aus Risikogebieten die Tests nicht selbst?

Doch wäre es nicht gerechtfertigt, müssten die Rückkehrer aus Risikogebieten, für die teilweise explizit Reisewarnungen gelten, die Tests selber bezahlen? „Grundsätzlich schon. Aber wir mussten bei diesem Thema schnell handeln, da waren pragmatische Lösungen gefragt“, erklärt Sozialminister Manfred Lucha auf Anfrage. Bevor man beispielsweise ein System umsetzen könne, das Testkosten über erhöhte Ticketpreise finanziere, wäre die Reisezeit schon wieder vorbei, sagt Lucha. Also habe man handeln müssen.

Diese Touristen kommen aus Spanien zurück. Wartezeiten sind kaum zu vermeiden.
Diese Touristen kommen aus Spanien zurück. Wartezeiten sind kaum zu vermeiden. | Bild: Christoph Schmidt

Generell habe er kein Verständnis für diejenigen, die Urlaub in Risikogebieten machen würden. Er verstehe zwar, dass die Menschen nach der langen Zeit zu Hause ein noch größeres Bedürfnis haben, Urlaub zu machen und sich zu erholen, so Lucha. „Aber das muss meiner Ansicht nach nicht unbedingt in einem Risikogebiet sein und schon gar nicht, um irgendwo Party zu machen und ausgelassen zu feiern. Dafür habe ich wirklich null Verständnis“, so der Grünen-Politiker weiter.

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