Eis-Essen ist Vertrauenssache – und grenzt schon fast an eine Glaubensfrage. Bei wenigen Produkten gehen die Meinungen so weit auseinander wie beim Eis. Erfahrungsgemäß ist es jedoch so, dass sich echte Qualität durchsetzt – das gilt auch für die Eisdielen in Konstanz.

Und kaum ein Thema polarisiert mehr als die Kosten für eine Kugel. In Konstanz gibt es Kugeln für ein Euro, aber auch für drei Euro – und trotzdem stehen die Menschen in freudiger Erwartung Schlange. Warum ist das so? Weil die Qualität in aller Regel stimmt. Also habe ich mich auf die Suche gemacht nach den fünf leckersten Eiskugeln der Stadt.

Modus und Bewertung: Seit Jahrzehnten esse ich zusammen mit Familie und Freunden Eis in Konstanzer Eisdielen. Mal hier, mal dort. Für diesen Test habe ich mich erneut durch das Konstanzer Angebot geschleckt – und anschließend auf Grundlage von Geschmack, Authentizität, Zubereitung und Gesamteindruck die besten 5 gekürt. Die Einschätzung ist rein subjektiv und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gesamtbild ergibt die Endnote, als Maximalnote gibt es fünf Eiskugeln.

Eiscafé Nicoletti auf der Marktstätte 5

Alfredo Nicoletti vor dem Eiscafé Nicoletti auf der Marktstätte.
Alfredo Nicoletti vor dem Eiscafé Nicoletti auf der Marktstätte. | Bild: Andreas Schuler

Das Nicoletti auf der Marktstätte ist eine Konstanzer Institution. Drei Generationen der Familie arbeiten in dem Eiscafé. Der persönliche Slogan „Wir machen Eiscreme zu einem lebendigen Kunstwerk“ kommt der Realität sehr nahe.

Wer mit verschlossenen Augen das zartcremige Nuss-Eis mit ein paar Tropfen des hauseigenen Olivenöls kostet, sieht in der Ferne die rote Sonne bei Capri im Meer versinken, vernimmt dezent im Hintergrund Adriano Celetanos Klassiker Azzurro und wird im Geiste von einem Gondoliere durch den Canale Grande gefahren.

Aniello Nicoletti, eine Konstanzer Eis-Legende.
Aniello Nicoletti, eine Konstanzer Eis-Legende. | Bild: Andreas Schuler

Senior-Chef Aniello Nicoletti wählt diese Worte: „Aus Geschichte, Wissen, Geschmack, Geruch, Farbe und unverfälschten Zutaten wird unser Meisterstück – unser hausgemachtes italienisches Eis.“

Alfredo Nicoletti, Junior-Chef des Eiscafés, erklärt es so: „Unser Handwerk basiert auf traditioneller Technik und der Überlieferung der Gelatieri Aniello und Patrizia. Unsere Familie nutzt die Erfahrung eines Jahrhunderts.“

Das Nicoletti auf der Marktstätte Video: Andi Schuler
  • Preis pro Kugel: 1,30 Euro
  • Hincooker-Fazit: Wer ins Nicoletti geht, und sei es nur auf einen Espresso und ein ein Schwätzchen mit Aniello oder Alfredo, der fühlt sich wie im Kurzurlaub in Italien. Die unterschiedlichen Eissorten sind von herausragender Qualität – man müsste schon nach Italien reisen, um einen ähnlich guten Geschmack zu finden.
  • Bewertung: 5 von 5 Eiskugeln

Eisdiele Pampanin in der Theodor-Heuß-Straße 33

Ein typischer Anblick im Frühling und im Sommer: voll besetzte Terrasse und eine lange Schlange vor dem Pampanin.
Ein typischer Anblick im Frühling und im Sommer: voll besetzte Terrasse und eine lange Schlange vor dem Pampanin. | Bild: Andreas Schuler

Seit 1938 gibt es die Eisdiele Pampanin in Konstanz – damals die erste in der Stadt. Romano Pampanin eröffnete sie in der Römerstraße, der heutigen Hussenstraße. Nach diversen Umzügen innerhalb der Stadt, unter anderem auf die Markstätte oder in die Hussenstraße, öffnete die Familie 2009 die Eisdiele in der Theodor-Heuß-Straße 33, die auch heute noch dort beheimatet ist.

Wer wissen möchte, wie gut das frisch und selbst hergestellte Eis im Pampanin ist, der muss im Frühling oder im Sommer nur mal eben an der Eisdiele vorbeifahren: lange Schlangen sind garantiert – und bei Sonnenschein eine voll besetzte Terrasse direkt davor.

Wer kann das schon nein sagen? Ein Eisbecher im Pampanin.
Wer kann das schon nein sagen? Ein Eisbecher im Pampanin. | Bild: Andreas Schuler

Bei allem Stress angesichts der Menschenmassen, die ihr Eis vom Pampanin genießen wollen – es geht trotzdem herzlich und humorvoll zu. Bellezza und Grandezza sind hier zum Greifen – die Schönheit und die Größe, für die Italien bekannt ist.

  • Preis pro Kugel: 1,50 Euro
  • Hincooker-Fazit: Zwei zartschmelzende Kugeln in der Waffel vom Pampanin, rüber gehen in den kleinen Park, am Brunnen in der Sonne sitzen und Dolce Vita genießen – so muss das Leben sein.
  • Bewertung: 5 von 5 Eiskugeln

Eiscafé Paradiso in der Neugasse 1

Das Paradiso in der Neugasse kommt recht unscheinbar daher – hat aber gute Qualität zu bieten.
Das Paradiso in der Neugasse kommt recht unscheinbar daher – hat aber gute Qualität zu bieten. | Bild: Andreas Schuler

Das Paradiso gibt es erst seit ein paar Jahren. Das kleine, aber feine Eiscafé hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem echten Geheimtipp entwickelt. Das Eis ist zwar nicht hausgemacht und kommt aus Markdorf von Gelato Gentile. Das tut der Qualität keinen Abbruch. Lieber lecker hinzugekauft als ungenießbar selbst produziert.

Djerdet und Ermira Salija im Paradiso.
Djerdet und Ermira Salija im Paradiso. | Bild: Andreas Schuler

Djerdet und Ermira Salija begrüßen jeden Gast auf ihre herzliche Art. Ein Espresso auf die Schnelle, einen erfrischenden Eiscafé im gemütlichen Inneren oder das klassische Eis auf die Hand, um damit durchs Städtle zu bummeln – im Paradiso erhält man leckere Qualität.

  • Preis pro Kugel: 1,50 Euro
  • Hincooker-Fazit: Wer das Paradiso noch nicht kennt, dem sei ein Besuch in der Neugasse empfohlen. Die Auswahl insgesamt ist zwar kleiner als in den übrigen Eisdielen der Stadt – aber sie steht in Sachen Qualität nicht nach. Das leckere und cremige Eis ist nicht hausgemacht – was nicht schlimm ist, aber die anderen Cafés aufwertet, daher der klitzekleine Abzug.
  • Bewertung: 4,5 von 5 Eiskugeln

D‘Oro Gelato in der Wessenbergstraße 6

Dieses Pärchen stellt sich bereitwillig für ein Foto zur Verfügung – die beiden waren begeistert vom Eis im D‘Oro Gelato. ...
Dieses Pärchen stellt sich bereitwillig für ein Foto zur Verfügung – die beiden waren begeistert vom Eis im D‘Oro Gelato. Was man ihnen durchaus ansieht. | Bild: Andreas Schuler

Demo Demiri stellt das Eis seines Hauses selbst her und benutzt dabei keine Farbstoffe. Die perfekte Lage in der belebten Fußgängerzone und die hohe Qualität seiner Produkte sorgen dafür, dass das D‘Oro Gelato eigentlich immer voll ist. Wer einmal an dem goldenen Eis geleckt hat, möchte dies immer wieder tun.

Demo Demiri hat den Schritt gewagt, ein Premium-Eis herzustellen, wie er erklärt: „Die große Kugel kostet dann 2,50 Euro und im Sommer 3 Euro. Die Leute sind sehr zufrieden damit.“ Eine spontane Umfrage in der Eisdiele bestätigt ihn.

Das D'Oro in der Wessenbergstraße Video: Andi Schuler

Überhaupt ist die Präsentation der Eissorten beeindruckend farbenfroh und fast schon spektakulär – so etwas kennt man eigentlich nur aus Bella Italia.

  • Preis pro Kugel: 1,70 Euro (Premiumkugel im Sommer 3 Euro)
  • Hincooker-Fazit: Der Preis für die Kugel ist schon sportlich – erklärt sich aber auch durch die (teure) Lage. Das Eis jedenfalls schmeckt superlecker und ist toll anzusehen. Vor allem für Kinder ein nicht zu unterschätzendes Argument. Gegenüber den Konstanzer Flaggschiffen gibt es trotzdem einen Punktabzug.
  • Bewertung: 4 von 5 Eiskugeln

Eiscafé Imperia in der Hafenstraße 10

Das Imperia in der Hafenstraße: Hier geht es ähnlich wuselig zu wie in Eisdielen an der Adria.
Das Imperia in der Hafenstraße: Hier geht es ähnlich wuselig zu wie in Eisdielen an der Adria. | Bild: Andreas Schuler

Die unterschiedlichen Gastronomien in der Hafenstraße sind im Sommer ganz offenbar eine Goldgrube. Tausende von Touristen flanieren bestens gelaunt hier entlang, schlecken ihr Eis nach einem deftigeren Abendessen in einem der Biergärten – und genießen Sommer, Sonne und See.

Stefano Pogliani bringt seinen Gästen klassische und farbenfrohe Eisbecher.
Stefano Pogliani bringt seinen Gästen klassische und farbenfrohe Eisbecher. | Bild: Andreas Schuler

Das Eiscafé Imperia, das gebe ich offen zu, war zuvor nie mein Fall. Auf mich wirkte es zu touristisch und zu wenig authentisch. Wie falsch ich doch lag – das Eis, was ich dort mehrmals probiert habe, hat richtig gut geschmeckt: frisch, hausgemacht, cremig, natürlich. Nach Angaben der Mitarbeiter wird es täglich frisch hergestellt im Haus.

  • Preis pro Kugel: 1,80 Euro
  • Hincooker-Fazit: Hier am Hafen geht es wuselig zu – und irgendwie fühlt man sich ganz besonders in italienische Touristenregionen an der Adria versetzt. Daher passt das Imperia sehr gut hierher – denn die Parallelen zu dortigen Eiscafés ist durchaus gegeben. Das Eis schmeckt prima. Gegenüber den Gewinnern dieses Tests gibt es aber trotzdem einen kleinen Abzug – was am gesamten Flair und dem höheren Preis liegt.
  • Bewertung: 4 von 5 Eiskugeln

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