Verschrotten oder zum Museum machen – was wird nun aus der alten Eisenbahnbrücke? Die Brücke, die sich bis vor Kurzem zwischen Kressbronn und Langenargen über die Argen spannte, musste im Rahmen der Elektrifizierung der Südbahn Platz für eine neue machen. Das Bauwerk aus dem Jahr 1898 sollte daraufhin zerlegt und in Einzelteilen abtransportiert werden.

Die alte Argenbrücke - Arbeiten im Zeitraffer Video: Lena Reiner

Die beteiligten Behörden waren nach Angaben der Bahn zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Erhalt des denkmalgeschützen Bauwerks wirtschaftlich nicht möglich sei. Investor Günter Eberhardt möchte die Brücke allerdings als Kulturdenkmal erhalten und als Brückenmuseum mit Bistro ausbauen. Zuletzt wurde im Ausschuss für Umwelt und Technik Kressbronn darüber beraten, ob ein solches Projekt umgesetzt werden kann. Der Gemeinderat soll in seiner Sitzung Ende Februar darüber entscheiden.

Das spricht derzeit für die Verschrottung

Doch ob die Brücke bis dahin überhaupt noch in ihrer heutigen Form an der Argen stehen wird oder bereits in Einzelteilen abtransportiert wurde, ist momentan offen. Die Deutsche Bahn teilt auf Anfrage mit: „Eine weitere kostenneutrale Terminverschiebung bis zur Beschlussfassung des Gemeinderats können wir aktuell nicht zusagen.“ Ursprünglich sei im Vertrag mit dem Bauunternehmen für die Zerlegung der Brücke ein Termin ab Mitte Januar vereinbart worden.

Die alte Eisenbahnbrücke steht nach wie vor auf einem Gelände an der Argen.
Die alte Eisenbahnbrücke steht nach wie vor auf einem Gelände an der Argen. | Bild: Fabiane Wieland

Nachdem die Idee für den Erhalt der Brücke an die Gemeinde herangetragen worden sei, habe man den vereinbarten Termin auf den 3. Februar verschoben. „Grundsätzlich ist die DB Netz AG durch den Planfeststellungsbeschluss verpflichtet, den alten Brückenüberbau rückzubauen und zu entsorgen“, schreibt die Bahn auf eine SÜDKURIER-Anfrage. Die für die Dauer der Bauarbeiten genutzte Montagefläche sei nur für die zeitlich begrenzte Zwischenlagerung der rund 360 Tonnen schweren Brücke genehmigt und ausgelegt.

Das sagt der Investor zu seinem Projekt

Günter Eberhardt und einer Gruppe seiner Mitstreiter möchten die Brücke gerne erhalten und zu einem Brückenmuseum mit Bistro ausbauen. Doch seine Chancen sah Eberhardt bereits bei einem Gespräch vor einigen Tagen schwinden. „Wir würden das Projekt gerne umsetzen.“ Natürlich sei ein gewisser Aufwand damit verbunden. Auch wenn der Platz an der Argen in einem Landschaftsschutzgebiet liege, gebe es mit Ausgleichsmaßnahmen entsprechende Lösungen. Das Projekt sei in verschiedenen Größenordnungen denkbar und soll zeigen, wie die Eisenbahn nach Kressbronn kam – mit der Brücke als verbindendes Element.

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„Voraussetzung ist allerdings, dass die Verantwortlichen vor Ort das auch möchten und eine Chance darin sehen“, sagt Eberhardt. Bereits seit Oktober führe er Gespräche und bemühe sich darum, Steine aus dem Weg zu räumen. Wenn allerdings die Haltung vorherrsche, das diese Idee nicht gebraucht wird, dann werde es schwierig. „Und dann weiß ich auch nicht, wie lange ich darauf noch Lust habe“, gibt der Investor ehrlich zu. Er hat zuletzt in Bad Wildbad ein großes Hängebrücken-Projekt umgesetzt und will bald in Rottweil eine frei schwebende Hängebrücke realisieren.

Gemeinderat befasst sich mit dem Thema

„Die Idee zur Erhaltung der historischen Brücke mag aus denkmalschützerischen oder auch touristischen Gesichtspunkten im ersten Moment sinnvoll erscheinen, bringt aber einige ökologische Nachteile mit sich“, hatte die Gemeindeverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage für den Ausschuss für Umwelt und Technik geschrieben.

Bevor sie angehoben werden konnte, musste die Brücke beim Abbau an Seilen befestigt werden.
Bevor sie angehoben werden konnte, musste die Brücke beim Abbau an Seilen befestigt werden. | Bild: Lena Reiner

Die Vereinbarkeit mit dem bestehenden Landschaftsschutzgebiet sei nahezu ausgeschlossen. Gleichzeitig entstehe ein massives Stahlbauwerk mitten in einem Grünbereich, was den landschaftlichen Charakter an dieser Stelle zerstöre. Auch die Infrastruktur sei nicht auf größere Besucherströme ausgerichtet. Die Gemeindeverwaltung hatte das Konzept eigenen Angaben zufolge bereits abgelehnt. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hatte über das Projekt beraten, das Thema dann aber in die Gemeinderatssitzung verlegt.

Wann darf in einem Landschaftsschutzgebiet gebaut werden?

Der Bereich an der Argen liegt nach Angaben des Landratsamts in einem Landschaftsschutzgebiet. Dort darf nur gebaut werden, wenn zwischen Bebauung und Schutzzweck des Schutzgebiets kein Widerspruch besteht. In diesem Fall seien das natürliche Landschaftsbild und der Hochwasserschutz von besonderer Bedeutung. Ein überwiegendes öffentliches Interesse wäre ein Grund für eine Ausnahmeregelung. „Das ist hier, nach allem, was wir über die Projektidee wissen, aber nicht erkennbar“, erklärt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamt Bodenseekreis.

Das Bild „Brückenschlag“ ist am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden.
Das Bild „Brückenschlag“ ist am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. | Bild: Gemeidearchiv Langenargen