Eigentlich war die Landesgartenschau (LGS) in Überlingen für 2020 geplant. Doch die Corona-Pandemie hat dieser Premieren-Schau am Bodensee einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt soll die LGS am 9. April 2021 öffnen, notgedrungen ein Jahr später.
Vier Mal Gartenschau im Süden
Mit dieser Verschiebung „rutscht“ die Veranstaltung allerdings in ein Jahr, in dem es reichlich Konkurrenz gibt. Denn 2021 waren von Beginn an die „kleine“ Gartenschau in Eppingen (Baden-Württemberg) und Lindau (Bayern) geplant.
Und mit der bayrischen Landesgartenschau in Ingolstadt, die ebenfalls verschieben musste, sind es nun sogar vier Veranstaltungen, die nahezu parallel von Frühjahr bis Herbst im Süden der Republik auf viele Besucher hoffen.
Kriegt man da nicht zusätzlich graue Haare? Roland Leitner sieht die Situation entspannt. Konkurrenzdenken gebe es nicht, sagt der Geschäftsführer der Landesgartenschau Überlingen.
„Jede Gartenschau ist individuell, hat unterschiedliche Konzepte und Ausstellungsinhalte. Und jede ist selbstbewusst genug, ihr Profil zu vertreten.“ Die in Überlingen ist deutlich größer, geht sieben Wochen länger als die „kleine Schwester“ in Lindau.

Im Gegenteil: Leitner spricht von Kooperationen und Absprachen auf verschiedenen Ebenen, nicht nur mit Lindau. So dürfen Dauerkarten-Inhaber mit ihrem Ticket ein Mal gratis jede der drei anderen Gartenschauen besuchen. Und die „kleine Schwester“ in Eppingen tritt in Überlingen mit einer eigenen Präsentation auf.
Bodensee-Gartenjahr im Vierländereck
Mehr noch: „Wir wollen die Chance nutzen, um das Thema Garten und Parks rund um den Bodensee voran zu bringen“, sagt Roland Leitner. Die Landesgartenschau sei der ideale Frequenzbringer, um den Garten-Tourismus am See zu fördern.
So rufen die Touristiker in der Vierländerregion 2021 ganz offensiv zum „Gartenjahr am Bodensee„ aus. Von der Mainau bis zum Schloss Arenenberg machen neben den beiden Gartenschauen am See 15 Gärten und Parks rund um den See mit und füllen einen dicken Veranstaltungskalender.
Nicht zuletzt ist – in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn – eine ganz praktische Verbindung zwischen Lindau und Überlingen geplant. Zwar sei das noch nicht in trockenen Tüchern und ein paar Schwierigkeiten gebe es noch, betont Roland Leitner. Aber der „Gartenschau-Zug“ ist schon aufs Gleis gesetzt.
Wenn alles klappt, soll es auf der Bodenseegürtelbahn zwischen Lindau und Radolfzell vormittags und nachmittags je zwei durchgehende Züge geben – ergo vier zusätzliche Verbindungen. „Wir sind guter Dinge. 2020 hätte das wohl nicht geklappt“, sagt der Überlinger LGS-Chef.
In Lindau findet in diesem Jahr die „kleine“ Gartenschau statt, die eher als Regionalschau konzipiert sei, erklärt Claudia Knoll, Geschäftsführerin der Bayerischen Landesgartenschau GmbH. Sie ist kürzer, kleiner und hat auch einen schmaleren Etat als die „große“ Landesgartenschau in Bayern, die vom 23. April bis 3. Oktober in Ingolstadt stattfindet.
Vier Gartenschauen parallel, je zwei in Baden-Württemberg und Bayern: Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal? „Im ersten Moment dachten wir eher sorgenvoll daran, wie sich das wohl auswirkt. Aber seitdem ist viel passiert“, sagt die Lindauer Geschäftsführerin.
Die doppelte Gartenschau in Bayern „hat uns gezwungen, über neue Wege nachzudenken“. Nur ein Beispiel: Schirme, Pavillons und anderes Interieur, das die Bayrische Landesgartenschau GmbH zur Verfügung stellt, kann nur an einem Ort sein, wird aber bei beiden Ausstellungen gebraucht.
Nach einem Moment der Ratlosigkeit haben sich die Lindauer auf die Suche nach Partnern gemacht und gehen nun „mit einer größeren Vielfalt an den Start, als wenn wir die Pavillons genutzt hätten“. So ist beispielsweise ein Tiny-House-Anbieter dabei, verrät Claudia Knoll.

Gerade mit Blick auf Corona entstehe gerade durch die Parallelität der Veranstaltungen am Bodensee sogar ein starker Nutzen. Im Sommer rechnen die Touristiker wieder mit einem enormen Besucherdruck. Der verträgt sich schlecht mit Corona-Auflagen, die Massenaufläufe von Menschen zumindest im Frühsommer sicher nicht dulden werden.
Bei zwei Gartenschauen am See entzerrt sich dieser Druck an besucherstarken Tagen, glaubt Claudia Knoll. Außerdem arbeiten alle vier Gartenschauen mit dem gleichen Ticket-Anbieter zusammen, der auch für die Besucherzählung zuständig ist.
Und wenn die Lindauer Schau am 9. Mai wegen Corona nicht eröffnet werden kann? „Erstmal lehnen wir uns entspannt zurück und schauen, was Überlingen und Ingolstadt machen, die sind ja deutlich früher dran“, sagt die Geschäftsführerin. Bis Pfingsten werde es „irgendeine Lösung“ geben, zeigt sie sich optimistisch. Verschieben lasse sich die Lindauer Gartenschau jedenfalls nicht.
Das Gelände stehe unter einem hohen Nutzerdruck. Das Gelände um den neuen, fünf Hektar großen Bürgerpark, der das Herzstück der Gartenschau ist, wird danach in drei Bauabschnitten bebaut. „Deshalb werden wir mit Sicherheit eröffnen“, sagt Claudia Knoll. Im Zweifel müsse man eben den Zugang begrenzen.