Die Nachricht, dass Dekan Peter Nicola nach Bad Säckingen wechseln wird, hat für Aufsehen gesorgt. Anfang des Jahres hatte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger verkündet, dass sich die Erzdiözese ab dem 1. Januar 2026 auf 36 Großpfarreien reduzieren werde. Im Zuge dessen wird das katholische Dekanat Linzgau in einer Kirchengemeinde mit dem Namen Linzgau-Bodensee aufgehen. Da Nicolas Verbleib in Salem ausgeschlossen war, bewarb er sich für die Leitung der neuen Großpfarrei Hochrhein-Südschwarzwald – mit Erfolg. Für ihn wird Matthias Zimmermann aus dem Hegau als Leiter der neuen Großpfarrei kommen.

Mittlerweile sind erste Pläne bekannt, wie die Zusammenarbeit bei fehlenden Pfarrern in den künftigen Großgemeinden funktionieren soll. In einer Dialogpredigt mit dem Meersburger Pfarrgemeinderat Matthias Haberstroh im Überlinger Münster sprach Nicola über die künftige Aufteilung und Zusammenarbeit in den Pfarreien. Quintessenz des gespielten Streitgesprächs war die Botschaft, dass Haupt- und Ehrenamtliche den Erneuerungsprozess gemeinsam bewältigen werden. „Es wird auch darum gehen, dass sich etwas verändern und erneuern darf“, verkündete Nicola.

Dekan Peter Nicola leitet künftig die Großpfarrei Hochrhein-Südschwarzwald.
Dekan Peter Nicola leitet künftig die Großpfarrei Hochrhein-Südschwarzwald. | Bild: Miriam Altmann

Pfarreirat spielt eine wichtige Rolle in der Zukunft

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erläuterte der Dekan die künftige Struktur, die in allen Pfarreien der Diözese Freiburg etabliert werde. An der Spitze stehe der Pfarreirat, der von allen wahlberechtigten Mitgliedern gewählt werde: „Er trägt mit dem leitenden Pfarrer die Verantwortung für die Verwaltung und Repräsentation der Gemeinde“, so Nicola. Die Größe des Gremiums sei noch offen. „Man muss einen guten Mittelweg finden zwischen zu viel und zu wenig“, rechnet er mit knapp 50 Personen. Im Oktober 2025 werde gewählt.

Auf einer zweiten Ebene soll es vor Ort Gemeindeteams geben, die in etwa den bisherigen Pfarrgemeinderäten entsprechen. Ob diese gewählt oder berufen werden, sei laut Nicola noch vom Pfarreirat zu entscheiden. Auf lokaler Ebene seien sogenannte Kirchortteams dafür verantwortlich, im Schatten des eigenen Kirchturms Kirche zu gestalten. Dabei sei jedoch nur der Pfarreirat verbindlich gesetzt, wie der Dekan hervorhebt: „Aber es wäre verheerend, wenn es keine Gemeindeteams gäbe, und schade, wenn es keine Kirchortteams gäbe.“

Die Kirche wird vor Ort gestaltet

Neben diesen territorialen Gremien sollen Kompetenzteams gebildet werden, die einen Aspekt der Seelsorge besonders begleiten wollen – sei es die Taufe, die Kommunion, die Begleitung Trauernder oder die Kontaktpflege mit muslimischen Nachbargemeinden. Auf allen Ebenen sieht es Nicola als Herausforderung, Menschen zu finden, die sich dieser Wahl oder Berufung stellen: „Ich hoffe schon, dass wir Menschen dafür gewinnen“, blickt er positiv in die Zukunft. Da von Freiburg aus nur Pflöcke eingeschlagen würden, werde viel konkret vor Ort gestaltet.

Mit in der Projektleitung der Kirchenentwicklung 2030 ist auch Matthias Haberstroh, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit Meersburg. Er sieht die Notwendigkeit, etwas zu verändern und weiterzuentwickeln, ebenfalls als Chance. „Man kann sich immer darüber streiten: Muss es jetzt sein, muss es so sein?“ Die Frage nach dem Ob sei jedoch müßig. Bei der Gestaltung der neuen Kirchengemeinde Linzgau-Bodensee sei man gerade in einer heißen Phase: So werde das weitere Leitungsteam um Zimmermann im nächsten halben Jahr definiert, auch müsse bis zum Sommer eine Gründungsvereinbarung abgeschlossen werden.

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Freude am Ehrenamt und der Gemeinschaft

„Bei all den strukturellen und organisatorischen Themen darf man nicht vergessen, dass es auch um Inhalte geht“, betont Haberstroh. So gehe die Gemeindearbeit natürlich weiter, während man sich auf das Danach vorbereite. „Eines der entscheidenden Themen wird sein, dass wir die Teams vor Ort selbstbewusst machen, ihre Dinge zu gestalten“, meint der Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Dabei könnten durch den Strukturwandel Synergien genutzt werden: „Man kann Haupt- und Ehrenamtliche entlasten, indem man nicht alles 20-mal entwickelt“, führt er beispielhaft die Organisation von Wallfahrten oder die Bildungsarbeit an.

Sein kirchliches Engagement koste einiges an Zeit, wie Haberstroh zugibt: „Das ist grenzwertig neben Beruf und Familie, da braucht es viel Eigenmotivation.“ Jedoch stehe die Freude an der Gemeinschaft und der Weiterentwicklung im Vordergrund. „Es macht Spaß, mit Menschen aus der Region etwas zu gestalten.“

So blickt Matthias Zimmermann auf den Wechsel

Die Leitung der Großpfarrei Linzgau-Bodensee wird Matthias Zimmermann übernehmen, der als Dekan im Hegau noch dort in den Prozess der Kirchenentwicklung eingebunden ist. An seiner künftigen Wirkungsstätte möchte er die Entwicklung gemeinsam mit den Haupt- und Ehrenamtlichen voranbringen: „Diese Teilhabe und die Unterstützung der Ehrenamtlichen waren mir auch im Hegau schon immer ein wichtiges Anliegen“, betont er. So bringe er gern sein Fachwissen ein, doch gehe es nicht darum, was er selbst wolle. „Hier wurde auch schon sehr gute Arbeit geleistet – und das weiter mitzugestalten ist sehr reizvoll.“

Dekan Matthias Zimmermann lebt derzeit noch im Hegau.
Dekan Matthias Zimmermann lebt derzeit noch im Hegau. | Bild: Dekanat

Dass er sich auf die Stelle beworben habe, liege daran, dass er gern in der Region bleiben wollte. Vor 20 Jahren sei er ein paar Monate in Meersburg tätig gewesen und habe die Kombination aus klassischer und Touristenseelsorge geschätzt. Während die Großgemeinde ab 2026 von der Pfarrei St. Nikolaus in Markdorf aus geleitet wird, steht Zimmermanns Wohnsitz noch nicht fest: „Es wird sich erst im Laufe des Sommers klären, wo ich nächstes Jahr im Sommer meine Möbel hinbringe.“ Wenn das weitere Personal feststehe, herrsche mehr Klarheit, dabei habe er auch ein Mitspracherecht. Gesetzt sei lediglich, dass alle Umzüge bis Oktober 2025 bewerkstelligt sein müssten. „Der Zeitpunkt ist auch davon abhängig, wann mein Nachfolger einzieht und wann Dekan Nicola nach Säckingen geht“, kündigt Zimmermann einen guten Wechsel an.