Der Daisendorfer Wochenmarkt auf dem Rathausplatz fällt an diesem Tag klein aus. Zum Start um 14 Uhr stehen eine Metzgerei und ein Stand mit Nudeln und Eiern dort. Gegenüber werben Andreas Lipp und Christoph Huber um die Gunst der Wähler.
Beide kandidieren als Bürgermeister des Dorfs. Doch viele Daisendorfer kommen nicht. Etwa 20 Rosen stehen im Eimer vor Andreas Lipp. Die Blumen sind weiß. „Beim letzten Termin hatte ich noch rote und weiße“, erzählt der Ortsvorsteher von Friedrichshafen-Ailingen. „Die Weißen kamen einfach besser an.“ Bis 16 Uhr hat er zwei vergeben.
Bebauungsplan sorgt für Diskussion
Eine Rose erhält Petra Felsche. Die Architektin wohnt seit 1982 in Daisendorf, sagt sie. Sie hat viele Rathaus-Oberhäupter kommen und gehen sehen. Ins Gespräch kommt sie mit dem Kandidaten über das Thema Friedhof. Der sei ungepflegt, obendrein müsse die Aussegnungshalle selbst geputzt werden, obwohl doch sogar Miete gezahlt werde. „Ich will mir bei einer Beerdigung doch nicht noch Gedanken ums Putzen machen“, sagt Felsche.

Zwei weitere Bürgerinnen kamen dazu. Zu viert diskutieren sie etwa eine Stunde. Es geht vor allem um die Bebauung des Ortskerns. Felsche wohne auf dem einzigen verbleibenden Hof im Ort, sagt sie. Der Bebauungsplan habe vorgesehen, dass der weichen soll. Für dessen Bewohnerin vollkommen unverständlich.

Schließlich ergreift Lipp das Wort: „Ein gutes Beispiel, wo man die Bürger nicht gehört hat“, sagt er. Er will sich für mehr Bürgerbeteiligung einsetzen. „Wertschätzung ist das wichtigste Mittel gegen Politikverdrossenheit“, sagt er und erhält zustimmendes Nicken. Das Gespräch schwenkt über zu den hohen Geländern am Aussichtspunkt „Schüssel“. Viel zu hoch seien die. „Wie im Knast“, sagt eine der Frauen. „Man nimmt die Bürger nicht mit“, sagt Lipp.
Der Käsewagen fehlt
Doch vor dem Gespräch kam lange niemand. Auch zu Kandidat Christoph Huber nicht, dessen Stand nur wenige Meter daneben steht. Ernüchternd findet Lipp das nicht: „Das gehört dazu“, sagt er.

Der Käsewagen fehle, begründet er. Der habe eine große Stammkundschaft, die bleibe nun natürlich zu Hause. Außerdem gehe es ja nicht nur um die Quantität der Gespräche, sondern auch um die Qualität. Und die sei bei den drei Damen gegeben. Bevor die ihr Gespräch an seinem Stand beginnen, spricht er mit dem SÜDKURIER, was er in Daisendorf anpacken will. Die Kommunikation mit den Bürgern muss besser werden. Dafür will er die Präsenz des Wahlkampfes mit ins Rathaus bringen und viel „zu Fuß unterwegs sein“, wie er sagt.
Die Vereine will er stärken, das Ehrenamt ankurbeln. „Sie sind es, die aus einem Schlafort eine Heimat machen“, sagt er. Sie sorgen sich um ihren Ort, die Verbundenheit mache ihn zu mehr als nur einem Platz, wo man übernachtet, erklärt er. Und wenn er sich so umsehe, die Reaktivierung des Wochenmarktes liege ihm auch am Herzen.