Still ruht die Baustelle und leise plätschert die Deggenhauser Aach in ihrem Bett dahin. Die Ortsdurchfahrt von Untersiggingen ist rund ein halbes Jahr gesperrt und an der Brückenbaustelle geht nichts voran? Der SÜDKURIER wollte wissen, warum Stillstand herrscht.
Tatsächlich ist die Baupause wohl Ergebnis der exakten Planung des Projekts. Direkt neben der Baustelle wohnt Yvonne Bosch, selbst Architektin, aber nicht in das Projekt involviert. Sie ist häufig in Kontakt mit dem Bauführer: „Die Arbeiter haben die Fundamente der Widerlager in Beton gegossen und die müssen jetzt zwei Wochen aushärten, bevor die Arbeiten weiter gehen können.“ Hier zeigt sich, dass die Planung mit den Handwerkerferien abgestimmt wurde.

Aushärtezeit des Betons von zirka zwei Wochen
Pressesprecherin Katrin Rochner vom Regierungspräsidium (RP) Tübingen sagt dazu: „Nachdem Anfang August die Brückenwiderlager und Flügelwände betoniert worden sind, muss nun eine Aushärtezeit des Betons von zirka zwei Wochen eingehalten werden. Nach dem Ende der Aushärtezeit können die Arbeiten mit dem Einbau des Traggerüstes am Montag, 19. August 2019 fortgeführt werden.“

Wasseramseln mussten umgesiedelt werden
Auch zu anderen scheinbaren Stillstandsituationen auf der Baustelle liefert Yvonne Bosch auf Nachfrage plausible Antworten. Gleich zu Beginn der Arbeiten mussten zunächst die Wasseramseln, die unter der Brücke Nisthilfen hatten, umgesiedelt werden. Deshalb gibt es auch Gazeabsperrungen beidseitig der Brücke, damit die Tiere nicht während der Bauarbeiten versuchen, in die Baustelle zu fliegen und sich verletzen. Eine Verzögerung habe sich auch ergeben, als zum Abbruch der alten Brücke eine Auffangeinrichtung für das Trennwasser installiert wurde (damit das Wasser mit Betonpartikeln nicht in die Aach läuft) und diese Einrichtung durch Hochwasser nach oben gedrückt wurde.
Regierungspräsidium: „Die Baustelle befindet sich im Zeitplan“
Die Sprecherin des RP versichert: „Die Baustelle befindet sich im Zeitplan, der Abschluss der Arbeiten ist bis 25. Oktober 2019 vorgesehen.“ Ein anderes Problem ist, dass immer wieder Autos und Schwerlaster nicht die großräumige Umleitung nutzen, in Untersiggingen bis direkt zur Baustelle vorfahren und dort unter teilweise schwierigen Umständen wenden müssen. Ein Autofahrer aus dem Landkreis Emmendingen sagt: „Ich bin nach dem Navi gefahren und dachte, ich kann hier durchfahren.“

„Leider befolgen nicht alle Schwerverkehrsfahrzeuge die Beschilderung“
Das RP zur Umleitungsausschilderung: „Auf die Straßensperrung wird aus allen Richtungen mittels einer entsprechenden Beschilderung hingewiesen, gleichzeitig ist eine umfangreiche und international verständliche Umleitungsbeschilderung vorhanden. Leider befolgen nicht alle Schwerverkehrsfahrzeuge die Beschilderung.“ Und zur jetzt gefundenen Lösung für Einwohner und landwirtschaftliche Fahrzeuge am Bauhof meint das RP: „Bezüglich der Ampelregelung am Bauhof sind uns keine Probleme bekannt, die Regelung bleibt voraussichtlich bis zum Abschluss der Baumaßnahme bestehen.“

Berthold Kolb, der gerade am Bauhof vorbeifährt, ist guter Dinge: „Ich fahre täglich hier durch und es klappt wunderbar. Das ist eine große Erleichterung für den D-Tal-Markt und auch die Kunden kommen jetzt wieder lieber in den Markt“, sagt er. Jonas Widder wohnt im Gewerbegebiet und ergänzt: „Gerade wenn wir nach Markdorf fahren, ist es jetzt natürlich viel komfortabler, weil wir nicht mehr über Roggenbeuren oder Lellwangen fahren müssen, wie es war, als die Durchfahrt hier gesperrt war.“
Chronologie
Seit 14. Mai bis voraussichtlich Ende Oktober wird in der Ortsdurchfahrt von Untersiggingen gesperrt. Die Brücke, die die Landesstraße 204 über die Deggenhauser Aach führt, muss abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Es wurde eine großräumige Umleitung eingerichtet. Ausschließlich der Linienbusverkehr sowie Rettungsfahrzeuge durften anfänglich durch Untersiggingen über eine „Nottrasse“ parallel zum Bauhof fahren. Nach Protesten von Anwohnern wurde diese Möglichkeit während der Pfingstferien für den allgemeinen Verkehr, außer für Lastwagen, freigegeben. Später wurde auf dem Gelände des Bauhofs eine zweite Fahrspur angelegt, was die Rotphasen der Ampelanlage deutlich verkürzt. Diese Lösung hat sich bewährt. (wdg)