Ein kleines Festgelände, freier Eintritt, tanzende Menschen mit und ohne Handicaps. Ein Bild, das man nicht bei jedem Festival sieht. Das 17. Bruckfelden Open Air am Samstag vereinte nicht nur Schüler, Eltern und Mitarbeiter der Camphill-Schulgemeinschaften Brachenreuthe, Bruckfelden und Fohrenbühl, sondern auch Besucher, die keinen Bezug zu diesen Einrichtungen haben.

Künstler treten im Amphitheater auf
Beim Festival, das von den Camphill-Schulgemeinschaften organisiert wird, können sich die Besucher nicht nur auf Bratwürstchen, Suppe und Flammkuchen an den Ständen freuen, sondern auch – oder vor allem – auf die Acts, die beim Festival auf der Bühne im schuleigenen Amphitheater performen.
Irina Marincolo besucht das Festival mit ihrem Mann Domenico. „Wir sind wegen unserem Sohn hier“, erklärt Irina Marincolo. Ihr Sohn Natale tritt nämlich als Teil der Brachenreuther Schulband auf der Nebenbühne des Festivals auf. Die Band meistert einen Auftritt mit einem Medley aus verschiedenen Deutschpop-Hits, wie zum Beispiel „Keine Maschine“ von Tim Bendzko.

Laut Jan Treiber aus Owingen sei das Festival dieses Jahr gut besucht. „Es sind nicht so viele zufällige Menschen da“, erzählt er. Es seien eher Besucher mit persönlichem oder familiärem Bezug zu den Camphill-Schulgemeinschaften hier. Treiber freue sich aber über die Errichtung der Nebenbühne. „Die Pausen sind gut gefüllt“, sagt er.

Obwohl Anja Schlauch keinen persönlichen oder familiären Bezug zu den Camphill-Einrichtungen hat, sei ihr das Festival wichtig. Sie besucht das Festival mit ihrer Tochter Lotti. „Menschen mit Behinderung müssen auch irgendwo feiern können“, findet sie. Das Festival sei zudem eine Bereicherung für ihr Kind. „Die Kinder müssen sehen, dass es auch andere Menschen auf der Welt gibt“, erklärt sie.

Die Bewohner der hauseigenen Wohngruppe der Camphill-Einrichtung in Bruckfelden besuchen auch das Festival. Veronika Regner wohnt seit fünf Jahren in der Wohngruppe in Bruckfelden. „Es ist noch wenig los, aber der Abend ist jung“, erzählt sie. Regner freue sich darüber, dass das Festival spendenbasiert ist. Und: „Es treffen so viele verschiedene Menschen aufeinander.“ Das findet sie ebenfalls einen positiven Aspekt des Festivals. Auch Regners Mitbewohnerin Sarah Knobel freut sich über das Festival. „Es macht Spaß, mit so vielen Menschen zu tanzen“, erzählt sie. Sie würde sich jedoch „noch ein kräftigeres“ Festival wünschen.


Werbung für soziales Engagement
Das Festival bietet nicht nur Musik, sondern auch die Chance, für soziales Engagement zu werben. Christoph Herrmann von der Organisation Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners wirbt an seinem Stand für freiwilliges soziales Engagement. „Wir sind eine Trägerorganisation für FSJs“, erklärt er.
FSJ steht für Freiwilliges Soziales Jahr. Herrmann verteilt Prospekte und steht neben einem Banner in Englischer Sprache. „Es arbeiten auch schon Migranten mit“, begründet er. Die Atmosphäre des Bruckfelden Open Air sei für ihn familiär und die auftretenden Acts stark.

Überlinger Newcomer-Band Mucke tritt auf
Einer der Acts, der beim Bruckfelden Open Air auftritt, ist die Überlinger Newcomer-Band Mucke. Für die sechsköpfige Truppe ist es der erste so große Auftritt. „Wir hatten zum ersten Mal einen eigenen Backstage-Raum“, schildert die Frontsängerin Lucie Meier. Für die Band sei das Festival eine gute Möglichkeit, sich einem breiteren Publikum zu zeigen und sich als Act zu verbessern.
Die Band spielt Coversongs von bekannten Künstlern. Von Pop-Punk von Olivia Rodrigo über Hard Rock von Måneskin bis hin zu Klassikern wie „The Final Countdown“ von Europe ist alles dabei.

Doch auch Acts, die schon etwas länger im Musikgeschäft sind, treten auf. Unter anderem die Lörracher Band The Kerstin. Kerstin Schneider startete bereits 2010 solo unter dem Namen The Kerstin ihre Musikkarriere. 2015 folgten dann ihre Band-Kollegen Loïc Espesset und Stefan Zappler ins Kollektiv.
„Ich freue mich, dass wir so gut angenommen worden sind“, berichtet die Lörracher Sängerin. Sie und ihre Bandkollegen seien gewohnt, auf kleineren Festivals aufzutreten, doch sie spielen sogar noch kleinere Gigs. „Wir spielen auch bei Hochzeiten“, sagt Kerstin Schneider und schmunzelt.

Nicht nur die Haupt-Acts dürfen ihre musikalischen Fähigkeiten dem Publikum vorstellen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Bruckfelden Open Air wurde eine Nebenbühne errichtet, bei der unter anderem die Schulbands der Camphill Schulgemeinschaften performt – und auch die bereits erwähnte Band Mucke darf hier einen weiteren Auftritt präsentieren.