Es war bereits abzusehen, dass es für die Messe Friedrichshafen schwierig werden würde, als die European Outdoor Group (EOG) im Februar 2018 bekannt gab, mit der erfolgreichen Outdoor-Messe künftig vom Bodensee an den Standort München zu ziehen. Etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes, der 2017 rund 35,3 Millionen Euro ausmachte, drohte damit der Messe ab 2019 jährlich wegzufallen.

So entschieden die Friedrichshafener, eine eigene Nachfolgeveranstaltung ins Leben zu rufen. Mit der „Outdoor Friedrichshafen“ wollten die Messemacher eher kleine und mittlere Hersteller und Händler locken, der Schwerpunkt des Angebots sollte auf Produkte aus den Bereichen Alpinismus, Camping, Wassersport, Reisen und Lifestyle liegen. Doch offenbar ging dieses Konzept nicht auf. Einem Bericht der Schwäbischen Zeitung zufolge soll Messechef Klaus Wellmann auf der Bilanzpressekonferenz der Messe Friedrichshafen GmbH in der nächsten Woche die Absage der Outdoor Friedrichshafen verkünden. Auf Nachfrage des SÜDKURIER wollte Messe-Pressesprecher Wolfgang Köhle dies weder bestätigen noch dementieren. „Wir werden uns dazu bei der Bilanzpressekonferenz äußern“, sagte er.

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Die Zeichen stehen jedoch schlecht. Auf der Facebook-Seite der Outdoor-Friedrichshafen wurde zuletzt im April ein Ostergruß gepostet. Seither herrscht dort virtuelles Schweigen. Die letzte Pressemitteilung datiert von Ende Juni. Darin erklärt Bereichsleiter Stefan Reisinger noch optimistisch: „Unsere Premiere trifft auf großes Interesse. Wir sind mitten in der Vertriebsphase und rechnen auch noch mit weiteren Zusagen.“ Die genaue Zahl der angemeldeten Aussteller will die Messe auf Nachfrage dieser Zeitung nicht nennen. Die „Outdoor by Ispo„, die Anfang Juli auf der Messe München Premiere hatte, war ein Erfolg. 1018 Aussteller und mehr als 22 000 Besucher vermeldete das Messeteam, Friedrichshafen verzeichnete 2018 zuletzt 950 Aussteller und rund 20 000 Besucher.

Fakuma stellt Forderungen

Eine der umsatzstärksten und wichtigsten Messen im Portfolio der Friedrichshafener ist die Fakuma, der Branchentreff der Kunststoffverarbeitung. 2020 und 2021 wird sie wie gewohnt in der Zeppelinstadt stattfinden, 2022 wegen der Düsseldorfer „K“-Messe pausieren. Ob die Fakuma 2023 jedoch wieder Friedrichshafen ansteuert, ist unklar. Denn Bettina Schall, Geschäftsführerin der Schall GmbH, die die Messer ausrichtet, hat Bedingungen gestellt, die nicht einfach zu erfüllen sind. „Hierbei handelt es sich um die zwingend notwendige Erweiterung um rund 12 000 Quadratmeter Bruttohallenfläche, messenahe Parkmöglichkeiten und weitere Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur“, teilt Bettina Schall auf Nachfrage dieser Zeitung mit.

Die Fakuma zog im letzten Jahr 48 000 Fachbesucher an.
Die Fakuma zog im letzten Jahr 48 000 Fachbesucher an. | Bild: Messe Friedrichshafen

Alle drei Maßnahmen stellen die Friedrichshafener auf die Probe. Schon jetzt sind alle Hallen für die Kunststoff-Messe belegt, eine Alternative könnte der Zeppelin-Hangar sein, der schon für die Fahrrad-Messe Eurobike im Einsatz war. Wo aber weitere Parkmöglichkeiten entstehen sollen, ist völlig unklar, fehlt es in Friedrichshafen schon jetzt überall an Flächen. Mit der Einweihung der neuen Bundesstraße B 31-neu könnte zumindest das Verkehrsproblem gelöst sein – allerdings nur rund um Friedrichshafen. Aussteller und Messebesucher werden auch nach Fertigstellung des millionenschweren Straßenbau-Projekts zwischen Überlingen und Immenstaad im Dauerstau stehen. Der Pressesprecher der Messe Friedrichshafen bestätigt die Forderungen. „Wir führen derzeit Gespräche mit der Schall GmbH“, so Wolfgang Köhle gegenüber dem SÜDKURIER.

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Eurobike könnte ins Kriseln kommen

Der dritte Umsatzbringer in Friedrichshafen ist die Eurobike. Branchenkenner sehen auch die Fahrradmesse in der Krise. Im letzten Jahr sorgte die mehrfache Terminverschiebung für Unmut in der Branche. Und die Münchner „Outdoor by Ispo„ greift an, weil sie bereits Mountainbiken ins Portfolio nahm – mit viel Luft nach oben. Die Messe Friedrichshafen sieht das offiziell gelassen. „Wir gehen im September von einem mit 1400 Ausstellern voll belegten Messehaus aus“, so Pressesprecher Wolfgang Köhle.

Branchenkenner sehen die Fahrradmesse Eurobike in der Krise.
Branchenkenner sehen die Fahrradmesse Eurobike in der Krise. | Bild: Felix Kästle

Abgeschafft wurde aber bereits „die zwingende Standpräsenz“ auf der Eurobike. Dieser „Tabubruch“, wie ihn die Messe selbst bezeichnet, soll die Messe fit für „eine starke Zukunft machen“.

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