Auf Unterstützung im zweistelligen Millionenbereich zu hoffen, zehrt an den Nerven. Doch war es am Montagabend weniger die Bewilligung einer Finanzspritze in Höhe von insgesamt 22,5 Millionen Euro, die ein Lächeln über das Gesicht von Johannes Weindel huschen ließ. Es waren vor allem viele Wortes des Lobes und der Anerkennung, die die Gemeinderatsfraktionen dem Geschäftsführer des Medizin-Campus Bodensee (MCB) mit auf den Weg gaben. "Eine solche Unterstützung habe ich noch nicht erlebt", sagte Weindel und versprach den Dank an alle Mitarbeiter weiterzugeben.
Privatisierung ist keine Option
„Es ist eine gewaltige Summe“, hatte Oberbürgermeister Andreas Brand der Beratung unumwunden vorausgeschickt und das Ziel klar umrissen: Es gehe darum, das kommunale Klinikum auch weiterhin uneingeschränkt in kommunaler Trägerschaft zusammen mit dem Mitgesellschafter zu führen. "Alle Maßnahmen, die wir vorschlagen, haben dieses Ziel: kommunal eine adäquate medizinische Versorgung für die Bürger der Stadt und der angrenzenden Region vorhalten zu können." Es gehe nicht darum, das Krankenhaus zu privatisieren, betonte der Oberbürgermeister außerdem. "Das war nicht unser Ziel, das ist es nicht und das wird es auch nicht sein." Auch Zweifel am Zusammenschluss der drei Krankenhäuser erteilten Andreas Brand und Gemeinderäte eine klare Absage.
Wie Personalmangel die Personalkosten in die Höhe treibt
Dass über Zuschüsse in einer im Zusammenhang mit dem Klinikum bislang unbekannten Dimension diskutiert werden würde, hatte sich bereits abgezeichnet. Im Juli hatte Johannes Weindel den Mitgliedern des Finanz- und Verwaltungsausschusses die Jahreszahlen 2017 des Klinikverbundes vorgestellt: Alle drei MCB-Häuser hatten im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Zu den Ursachen gehört unter anderem der Fachkräftemangel, insbesondere im Pflegebereich, der sich in hohen Personalkosten für Honorarkräfte niederschlägt. Zu den Ursachen gehören aber auch weitere Umstände, an denen weder die Verantwortlichen des Klinikverbundes, noch der Häfler Gemeinderat unmittelbar rütteln können: etwa ein niedriger Landesbasisfallwert, der die Grundlage für die Vergütung von Krankenhäusern bildet.
Ziel: Der Weg zurück zu einem ausgeglichenen Ergebnis
„Wir waren sehr erfolgreich und erleben jetzt einige dunkle Wolken am Krankenhaus-Horizont“, erinnerte OB Brand an bereits vergangene Debatten erinnert, an deren Ende die Zahlen des Klinikums aber immer in der Gewinnzone lagen. Mit Blick auf die Vergangenheit, die gegenwärtige Situation und die Zukunft des MCB, schloss er mit dem Ziel, dem sich der Gemeinderat anschloss: „Wir wollen, dass diesen dunklen Wolken durch entschlossene Arbeit auch wieder ein Tag wie heute folgt: mit Sonnenschein.“ Dabei gehe es nicht um Gewinnerzielung der Gewinnerzielung willen – sondern darum, den Weg zu einem ausgeglichenen Ergebnis zurückzufinden, so Brand. "Wir wollen dorthin, wo wir waren und wir glauben, dass wir das auch wieder erreichen können.
Zuschüsse
Die Gesamtsumme von bis zu rund 22,5 Millionen Euro setzt sich aus Zuschüssen für verschiedene Bereiche in den drei MCB-Häusern in Friedrichshafen, Weingarten und Tettnang zusammen.
- Anlaufverluste: Diese sind in den Jahren 2014 bis 2017 im Zusammenhang mit Klinikübernahme beziehungsweise der Bildung des Medizin-Campus Bodensee entstanden. Zuschuss zum Ausgleich: 6,47 Millionen Euro.
- Investitionen: Zu den geplanten Investitionen, die mit insgesamt 5,64 Millionen Euro bezuschusst werden, gehört unter anderem ein zentrales Versorgungszentrum. Er soll für voraussichtlich 28 Millionen Euro in Friedrichshafen entstehen. Durch die dort geplante zentrale Bündelung von Funktionen wie Küche und Apotheke versprechen sich die Verantwortlichen zukünftige Synergieeffekte durch wirtschaftlichere Leistungserbringung.
- Instandhaltung: Ausgaben in diesem Bereich werden im laufenden Jahr mit insgesamt bis zu 1,3 Millionen Euro bezuschusst.
- Betriebskosten: Für den Betrieb der Klinikum Friedrichshafen GmbH sowie der Kliniktöchter des Medizin-Campus Bodensee im laufenden Jahr wurde ein Zuschuss in Höhe von 4,87 Millionen Euro bewilligt, der für 2019 beträgt 4,25 Millionen Euro. (böm)