Auch im MTU-Werk 1 mitten in der Häfler Innenstadt dreht sich alles um das Corona-Virus. Mitglieder des Werkschutzes befragen Mitarbeiter, Besucher und Kunden, ob sie sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben und verteilen Merkblätter, auf denen genaue Handlungsanweisungen aufgeführt sind. Zur Begrüßung zum Jahrespressegespräch verzichten sowohl Vorstandsvorsitzender Andreas Schell wie auch Finanzvorständin Louise Öfverström auf das Hände schütteln – sicher ist eben sicher.
Gute Zahlen für 2019, sinkende Nachfrage in 2020
Beim Jahrespressegespräch präsentiert der Vorstand von Rolls-Royce Pwoer Systems (RRPS) erfreuliche Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr 2019. Der bereinigte Umsatz stieg erstmals auf über vier Milliarden Euro, der Gewinn stieg um 15 Prozent auf 407 Millionen Euro. Doch für das Jahr 2020 sieht Vorstandsvorsitzender Andreas Schell einige Herausforderungen auf RRPS zukommen. „Wie schon im zweiten Halbjahr 2019 kämpfen wir derzeit mit einer schwächelnden Nachfrage, wir erwarten aber ein starkes zweites Halbjahr“, so Schell. Finanzvorständin Louise Öfverström fügte hinzu: „Wir erwarten in 2020 nur ein moderates Wachstum und selbst das wird zu einer Herausforderung werden.“
Um die wirtschaftliche Delle zu kompensieren, plant RRPS eine Reihe von Maßnahmen. So wird es in diesem Jahr vor Ostern und Pfingsten jeweils eine Woche Betriebsferien geben, zudem soll die Produktionskapazität flexibel angepasst werden, Mitarbeiter können Überstunden und Urlaub flexibel abbauen. „In einigen Baureihen haben wir bereits eine Vier-Tage-Woche eingeführt“, erläuterte Andreas Schell. Außerdem sollen die Kosten für Reisen oder Berater gesenkt werden. Entlassungen sind aber nicht vorgesehen. „Ich bin froh, dass wir letztes Jahr die Standort- und Beschäftigungssicherung bis 2023 verlängert haben“, sagte Vorstandschef Andreas Schell.
Mit einem neuen Zukunftsprogramm namens „Fit2X“ will sich RRPS weiter vom Motorenbauer zum Anbieter integrierter Lösungen umbauen. „Wir befinden uns im Spannungsfeld zwischen sich verschärfenden Marktbedingungen und dem Umbruch zu neuen Lösungen“, sagte Louise Öfverström. Mit „Fit2X“ soll kontinuierliches und profitables Wachstum gesichert werden sowie die Effizienz in allen Bereichen und Prozessen gesteigert werden, etwa durch die Digitalisierung. „Dazu gehört auch der kulturelle Wandel und Änderungen in der Organisationsstruktur“, führte die Finanzvorständin weiter aus.
Immer wichtiger im Portfolio von RRPS werden grüne Technologien. „Wir entwickeln eine Vielzahl von Technologien, um die Umwelt zu schützen und die weitere Erderwärmung zu bremsen“, erläuterte Schell. Erstmals in der Geschichte wird RRPS auch Produkte ausliefern, die ohne Diesel betrieben werden können“, fügte Schell hinzu. So wird noch in diesem Sommer eine Bodenseefähre mit einem Gasmotor in Betrieb gehen.

Aber auch in anderen Bereichen baut das Unternehmen seine Kompetenzen weiter aus: Egal ob Microgrids, Brennstoffzellen, Wasserstofftechnologie oder Hybridantriebe für Bahn-Triebwagen: In Zukunft will RRPS deutlich grüner werden, was auch im neuen Imagefilm des Häfler Unternehmens deutlich wird, der am Montag erstmals öffentlich gezeigt wurde.