Der Friedrichshafener Technologiekonzern Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordumsatz eingefahren und zum ersten Mal in der Firmengeschichte die Vier-Milliarden-Euro-Marke bei den Erlösen geknackt. „Wir sind an vielen Stellen im Konzern sehr gut vorangekommen“, sagte RRPS-Chef Andreas Schell am Montag. Man sei gegen den Markttrend gewachsen, insbesondere MTU-Produkte hätten ihre Position gestärkt. Unter der Marke MTU verkauft RRPS Dieselmotoren für nahezu alle Anwendungen, außer für gewöhnliche Pkw. Die Aggregate kommen beispielsweise in Schiffen, schweren Land- und Schienenfahrzeugen und im Militär zum Einsatz.

Umsatzrekord bei 4,05 Milliarden Euro

Am Ende des Jahres 2019 stand bei RRPS ein Umsatz von knapp 4,05 Milliarden Euro – ein Plus von vier Prozent. Der unter anderem um Wechselkurseffekte bereinigte Betriebsgewinn wuchs um 15 Prozent auf umgerechnet 407 Millionen Euro. Die Friedrichshafener steuern somit knapp ein Viertel zu den Umsätzen der britischen Konzernmutter Rolls-Royce bei.

Der britische Triebwerksbauer hatte vergangene Woche tiefrote Zahlen vorgelegt und einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Maßgeblich dafür waren fehlerhafte Triebwerke für Boeings Langstreckenjet Dreamliner, die teuer ersetzt werden müssen. Mit seiner deutschen Tochter sei das britische Unternehmen aber „sehr, sehr zufrieden“, sagte Schell.

Neues, altes Führungsduo: Langjähriger Vorstandsvorsitzender von Rolls-Royce Power Systems und Präsident des ...
Neues, altes Führungsduo: Langjähriger Vorstandsvorsitzender von Rolls-Royce Power Systems und Präsident des Rolls-Royce-Geschäftsbereichs Power Systems Andreas Schell zusammen mit der neuen Finanzvorständin Louise Öfverström. | Bild: RRPS

Gleichwohl tritt RRPS auf die Kostenbremse und legt ein neues Effizienzprogramm namens Fit2x auf. Ziel ist es, die Transformation des noch bis vergangenes Jahr ausschließlich auf Dieselmotoren fixierten Unternehmens hin zu nachhaltigen Produkten in der Antriebstechnik und in der Energieerzeugung zu beschleunigen. „Fit2x ist kein Retrukturierungsprogramm“, sagte die neue RRPS-Finanzchefin Louise Öfverström. Es solle das Unternehmen in Bereichen besser machen, wo Potenzial vorhanden sei. Teil der Strategie seien aber auch „jährliche Einsparungen“. Einen fixen Sparbeitrag gebe es nicht.

Gleichwohl soll die deutsche Rolls-Royce-Tochter mehr Gewinn abwerfen. Die bereinigte Umsatzrendite soll bis Mitte des Jahrzehnts um 50 Prozentpunkte zulegen – auf 15 Prozent. Als ersten Schritt kündigte RRPS am Freitag an, sich von seinem Schiffdiesel-Experten Bergen Engines zu trennen. Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt mit rund Tausend Mitarbeitern umgerechnet 330 Millionen Euro Umsatz und gilt als wenig profitabel.

Fregatte mit Antrieb von RRPS
Fregatte mit Antrieb von RRPS | Bild: LPhot Sean Gascoigne

Neben strengem Kostenmanagement soll aber auch der Ausbau neuer Geschäftsfelder für mehr Gewinn sorgen. So will RRPS in Zukunft nicht nur Motoren verkaufen, sondern mit jedem Aggregat ein ganzes Bündel von Zusatzleistungen und Services anbieten. Dazu gehört auch der Einstieg in ganz neue Bereiche. „Das Jahr 2020 wird das erste Jahr in der Firmengeschichte sein, in dem nicht mehr nur auf dem Verbrennungsmotor basierende Produkte verkauft werden“, sagte RRPS-Chef Schell. So wird im Sommer der erste selbstentwickelte Batteriecontainer ausgeliefert, der für einen Solarpark in Brandenburg als Pufferspeicher dienen soll. Außerdem soll der Aufbau sogenannter Micro-Grids forciert werden. Mit Micro-Grids werden eigenständige Energieverbraucher – etwa Feldlager, Wohnquartiere oder kleine Siedlungen – mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt. Das Kompetenzzentrum für den Ausbau des Geschäfts wird in Berlin angesiedelt.

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Im Verkehrsbereich wird RRPS ab Frühsommer britische Bahngesellschaften mit Hybridantrieben für Züge versorgen, die insbesondere in Städten elektrisches Fahren ermöglichen sollen. Zur selben Zeit soll auch die weltweit erste Personenfähre mit einem Gasantrieb von MTU in Holland in See stechen. Verflüssigtes Erdgas (LNG) gilt als relativ sauberer Antrieb im Marine-Sektor, aber auch für Lkw und Busse. Mit dem Autobauer Daimler forscht RRPS zudem an der Brennstoffzelle und will ein erstes Produkt für stationäre Anwendungen spätestens 2024 in Serie bringen.

Die Zukunft sieht RRPS-Chef Schell zurückhaltend. 2020 werde ein sehr herausforderndes Jahr, sagte er. Das Unternehmen rechne mit moderatem Wachstum. Negativ wirke die Corona-Pandemie, die das Unternehmen schon heute in China Aufträge koste. Nicht festlegen wollte sich RRPS, ob die Mitarbeiterzahlen 2020 steigen. 2019 waren sie mit 10 300 weltweit gegenüber Vorjahr gleich geblieben.