Mona Lippisch

Bei den Pendlern in Friedrichshafen herrschst Anspannung. Stau, Umleitungen und massenweise Lastkraftwagen, die durch die Stadt fahren. In den Sozialen Medien tauchen gibt es derzeit kaum ein anderes Thema, denn viele Häfler lassen ihrem Unmut über die Verkehrssituation freien Lauf.

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Währenddessen stehen 18 Straßenarbeiter diese Woche täglich um 5 Uhr morgens auf. Sie erneuern den Straßenbelag zwischen Friedrichshafen und Immenstaad. Der SÜDKURIER hat Oberstraßenmeister Stefan Müller auf die Baustelle begleitet. Hier gibt es Bilder und Videos vom Rundgang.

5 000 Quadratmeter neuer Asphalt

Zwischen dem Landratsamt Bodenseekreis und dem Unternehmen Airbus in Immenstaad wird in dieser Woche der Straßenbelag erneuert. Auf circa sechs Kilometern Strecke werden insgesamt 5 000 Quadratmeter neuer Asphalt verarbeitet.

Ein erster Blick auf die Baustelle zeigt: Solche Maschinen sieht man nicht alle Tage. Wie Stefan Müller erklärt, sind sie speziell zur Asphaltierung von Straßen gefertigt.

Der erste Eindruck auf der Baustelle: eine ganz schön große Maschine.
Der erste Eindruck auf der Baustelle: eine ganz schön große Maschine. | Bild: Mona Lippisch

„Von Montag bis Mittwoch wird die Fahrseite Richtung Immenstaad gerichtet“, sagt Müller. Von Mittwochvormittag bis Freitag wird die Spur in Richtung Friedrichshafen Stadt saniert.

Stefan Müller ist Oberstraßenmeister und für die Planung der Straßenerneuerung zuständig.
Stefan Müller ist Oberstraßenmeister und für die Planung der Straßenerneuerung zuständig. | Bild: Mona Lippisch

350 000 Euro kostet die Maßnahme zur Fahrbahnaufbesserung. „Wir liegen prima im Zeitplan und werden die Kosten vermutlich nicht überschreiten“, sagt Müller zuversichtlich.

Ein Durchkommen für Verkehrsteilnehmer gibt es bis einschließlich Freitag nur nach Friedrichshafen. Der Verkehr in die andere Richtung wird über Kluftern umgeleitet.

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Bis zum fertigen, neuen Straßenbelag sind sechs Arbeitsschritte nötig.

  • Fräsen: Insgesamt 33 spröde, aufgerissene und abgenutzte Fahrbahnabschnitte wurden seit Februar von Oberstraßenbaumeister Stefan Müller und seinem Team aufgenommen. Als erster Schritt auf dem Weg zur neuen Straßenoberfläche, müssen genau 18 Zentimeter der alten Asphaltdecke abgefräst werden. Oberstraßenmeister Stefan Müller prüft die Richtigkeit mit einem Meterstab.
     
18 Zentimeter des Straßenbelags müssen abgefräst werden.
18 Zentimeter des Straßenbelags müssen abgefräst werden. | Bild: Mona Lippisch

Die Straßenarbeiter fräsen die Abschnitte mit zwei Maschinen. „Beide fahren versetzt hintereinander, damit die gesamte Breite bearbeitet werden kann“, sagt Müller.

  • Teer ausräumen: Das, was nach dem Fräsen zurückbleibt, sind Brocken von altem Asphalt. Nun kommen Bagger zum Einsatz, die den Schutt aus der Straße in einen LKW heben. Die Restarbeiten erledigen die Straßenbauer mit der Schaufel.
     
Alter Asphalt wird weggeräumt Video: Mona Lippisch

Damit der neue Asphalt aufgetragen werden kann, muss die Grube besenrein sein. „Dann spritzt eine Maschine circa 70 Grad Celsius heißen Haftkleber auf. Das stabilisiert den Untergrund, wenn der Asphalt auf der Straße verarbeitet wird“, erklärt der Oberstraßenmeister.

„Der alte Asphalt wird in Spaltenstein zwischengelagert und von dort zum Mischen nach Ostrach gebracht“, erklärt Müller. Durch Recycling werden etwa 80 Prozent des alten Asphalts für die Straßensanierung wiederverwendet.

In Spaltenstein wird der alte Asphalt zwischengelagert.
In Spaltenstein wird der alte Asphalt zwischengelagert. | Bild: Mona Lippisch

12 Stunden Arbeit am Tag

Etwa 17 Arbeiter sind auf der gesamten Strecke im Einsatz. Einer davon ist Kevin Holm. „Bei den Temperaturen ist es wirklich nicht immer einfach auf der Baustelle„, gibt der Straßenbauer zu. Bis zu zwölf Stunden dauert die Arbeit täglich – und das bei mehr als 30 Grad Celsius.

Kevin Holm arbeitet auch bei mehr als 30 Grad Celsius den ganzen Tag auf der Baustelle.
Kevin Holm arbeitet auch bei mehr als 30 Grad Celsius den ganzen Tag auf der Baustelle. | Bild: Mona Lippisch

„Es ist nervenzehrend und häufig gibt es kleine Streitereien ohne Grund“ erzählt Holm, „Ich denke, mehr Arbeiter würden uns sicherlich gut tun.“

  • Erste Schicht auftragen: Ein sogenannter Asphaltfertiger trägt den 160 Grad Celsius heißen Asphalt in einer ersten Schicht auf dem Untergrund der Straße auf.
     
Der LKW kippt das heiße Gemisch aus. Sofort danach wird es mit dem Asphaltfertiger verarbeitet.
Der LKW kippt das heiße Gemisch aus. Sofort danach wird es mit dem Asphaltfertiger verarbeitet. | Bild: Mona Lippisch

„Das Material wird mit isolierten LKW von der Mischanlage in Ostrach zur Baustelle nach Friedrichshafen gebracht“, erklärt Oberstraßenmeister Stefan Müller. Dann kommt es direkt auf die Straße.

Frischer Asphalt für die Straße Video: Mona Lippisch
  • Oberschicht auftragen: Nachdem die Tragschicht an einer Stelle eingebaut wurde, kommt eine zweite Maschine zum Einsatz. Diese trägt die zweite Schicht auf. Dazwischen heißt es warten, weil der frische Asphalt erst antrocknen muss. Insgesamt werden circa 2 100 Tonnen Asphalt verbaut. „Rund 80 Prozent davon besteht aus dem alten Asphalt, der quasi recycelt wird“, sagt Müller.
     
Oberbaumeister Stefan Müller schaut in Fischbach nach einem Fahrstreifen, der bereits mit der zweiten Asphaltschicht überzogen wurde.
Oberbaumeister Stefan Müller schaut in Fischbach nach einem Fahrstreifen, der bereits mit der zweiten Asphaltschicht überzogen wurde. | Bild: Mona Lippisch
  • Walzen: Um den Asphalt zu glätten und zu festigen, kommen zweierlei Walzen zum Einsatz. „Als Erstes nutzen wir eine kleine Maschine“, sagt Müller.
Die Walze glättet den frischen Asphalt Video: Mona Lippisch

Danach wird die Fläche auf der Straße mit einer großen Walze eingearbeitet. „Dieses Prinzip verhindert, dass die große Walze Spuren im Asphalt hinterlässt, weil die kleine Maschine schon Vorarbeit geleistet hat“, erklärt Stefan Müller.

  • Fugen ziehen: Als finaler Schritt auf dem Weg zum neuen Straßenbelag, müssen die Fugen gezogen werden. So ist die neue Oberfläche vom Wasser geschützt. „Ein Schneidegerät schneidet zuerst einen etwa drei Zentimeter großen Spalt. Dieser wird ausgeblasen, damit auch alles sauber ist“, erklärt Müller. Zuletzt setzen die Straßenarbeiter mithilfe einer Maschine die Fugenflüssigkeit ein.
Finaler Schritt: Fugen ziehen Video: Mona Lippisch

Die Arbeiten sollen am Freitag, 26. Juli, abgeschlossen sein. Stefan Müller ist sich sicher: „Die Straße braucht unbedingt eine komplette Grundsanierung.“ Dies ist seiner Meinung nach aber erst möglich, wenn die B 31 neu fertiggestellt ist. „Dann wird es weniger Verkehr auf der alten Bundesstraße geben und wir können diese erneuern.“