Die Luft war raus, als in der Sitzung des Gemeinderats nach dreistündiger Flüchtlingsdebatte der Punkt ZF-Arena auf der Tagesordnung stand. Ohne große Diskussion und auch ohne Fraktionserklärungen war der weitere Fahrplan einstimmig beschlossen: Die unter Denkmalschutz stehende Halle soll einem Sportzentrum mit sechs Feldern weichen, das vor allem dem Schul- und Vereinssport dient. Dabei ist aktuell immer noch nicht klar, ob das Landesdenkmalamt den Abriss der einstigen Messehalle überhaupt genehmigt.

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Drei Dreifeldhallen fehlen in der Innenstadt

Wie dringend dieser Neubau ist, erklärte neue Bürgermeister Andreas Hein, der dieses Dauerproblem in Friedrichshafen quasi geerbt hat. In der Innenstadt brauche es 17 Hallenteile, um den Schulsport an beiden Gymnasien, der Gemeinschaftsschule und der Pestalozzi-Grundschule verlässlich abzudecken. So steht es im Gutachten des Büros Biregio, das schon seit Herbst 2020 vorliegt. Vorhanden sind aktuell aber nur acht Hallenteile, von denen der Großteil noch nicht einmal normgerecht ist. „Schon heute (also im Jahr 2020, die Redaktion) arbeiten die Schulen mit einem Unterhang an Hallen, der nur durch Stundenkürzungen, Stundenausfälle oder einen partiellen Lehrermangel ‚ausgeglichen‘ werden kann“, lautet das Fazit der Studie. Und damals stand die ZF-Arena noch zur Verfügung.

„Schulsportstätten sind eine Pflichtaufgabe. Es ist unser langfristiges Ziel, ansatzweise an jeder Schule eine vorzuhalten“, ...
„Schulsportstätten sind eine Pflichtaufgabe. Es ist unser langfristiges Ziel, ansatzweise an jeder Schule eine vorzuhalten“, sagt Andreas Hein, Bürgermeister für Schulen, Sport und Soziales. | Bild: Cuko, Katy
„Es gibt keine Garantie, dass der Antrag auf Abbuch der ZF-Arena bewilligt wird“, sagt Fabian Müller, Erster Bürgermeister.
„Es gibt keine Garantie, dass der Antrag auf Abbuch der ZF-Arena bewilligt wird“, sagt Fabian Müller, Erster Bürgermeister. | Bild: Lena Reiner

Neun Hallenteile, also drei Dreifeldhallen, fehlen also. Davon sollen sechs an der ZF-Arena und die restlichen drei in einer neuen Sporthalle auf dem Areal der alten Turn- und Festhalle an der Scheffelstraße entstehen. Das wäre eine „zukunftsfähige Lösung für die Sportstadt Friedrichshafen“, sagte Andreas Hein. Für die Profivolleyballer des VfB Friedrichshafen verbaue man sich damit auch nichts, zumal Schulsportstätten eine Pflichtaufgabe der Stadt sind, eine Vereinshalle für den Profisport Kürprogramm. In der jetzigen Planung sei der Volleyball nicht unterzubringen. Bis 2025 sei der Club in der Spacetech-Arena untergebracht. Mit dem VfB sei man zur geplanten Multifunktionsarena des Mehrspartenvereins am Zeppelin-Stadion im Gespräch.

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Stadt beantragt nun Abbruch der Arena

Doch dieser Plan geht nur auf, wenn das Landesdenkmalamt dem Abriss der ZF-Arena zustimmt. Die gesetzliche Erhaltungspflicht der Halle wird nur aufgehoben, wenn Sanierung und Unterhalt wirtschaftlich unzumutbar sind. Der Umbau sei mit großen Kostenrisiken verbunden. Man habe noch einen langen Weg vor sich, erklärte Baubürgermeister Fabian Müller. Mit dem Beschluss des Gemeinderats kann der Abbruch der Arena beantragt werden. Aber es gebe „keine Garantie, dass er bewilligt wird“, so Müller.

Alte Turn- und Festhalle in Friedrichshafen, Scheffelstraße, Sporthallen, Januar 2024
Alte Turn- und Festhalle in Friedrichshafen, Scheffelstraße, Sporthallen, Januar 2024 | Bild: Cuko, Katy

Auf die Frage nach dem Zeithorizont für das „Großprojekt Arena“ konnte der Baubürgermeister keine Antwort geben. Diese Abschätzung sei aktuell nicht möglich. Die Stadt hat jetzt zwei Bedarfsbeschlüsse auf dem Tisch: den für die neue Rotachhalle in Ailingen und für die neue Arena am Sportpark.

Nur für Planung anderthalb Jahre

Doch gerade die Planung kostet Zeit. Es sei ein „dringendes Anliegen“, dass nahe an den Schulen schnell etwas passiert, erklärte Mirjam Hornung (CDU). Sie plädierte dafür, ein externes Büro mit der Planung zu beauftragen. Der schnellere Weg wäre, wenn das Rathaus die Hallen selbst plant, erklärte Fabian Müller, „wenn wir die Ressourcen hätten“. Nach neuer EU-Rechtslage seit mit anderthalb Jahren zu rechnen, bis die Leistung nach außen vergeben sei.

Fahrplan für alte Festhalle fehlt noch

Was den dritten Hallenneubau an der Scheffelstraße anbetrifft, fehlt der Fahrplan noch. Am Montag hat die CDU den Antrag in den Gemeinderat eingebracht, die Idee „Schulcampus“ auf dem Areal nicht weiterzuverfolgen, sondern nur eine Dreifeldhalle zu bauen. Dann müsste sich die Stadt allerdings neue Gedanken über die fehlenden Fachräume für die Gymnasien und größere Mensen machen. Noch so ein Problem, das seit vielen Jahren einer Lösung harrt.