Es ist kühl und ein wenig klamm am Sonntagmittag in der Innenstadt. Auf dem französischen Markt am oberen Buchhornplatz stehen daher zwar Neugierige an den Verkaufsständen, die Fläche mit Bierbänken und kleinen Tischen, die zum Verspeisen französischer Spezialitäten bereitstehen, bleibt aber erst einmal weitgehend leer.
Nur Angela und Dieter Kolbe aus Salem sitzen an einem der Tische und lassen es sich schmecken. „Es regnet nicht, es friert nicht, es schneit nicht, also sitzen wir hier“, sagt er und dass sie beide frankophil seien: „Wir haben ein paar Jahre in Frankreich gelebt und gearbeitet.“ Vom Verkaufsoffenen Sonntag und dem dortigen französischen Markt hätten sie von Nachbarn erfahren. „Und dann dachten wir uns, da gehen wir hin“, schildert sie.

Etwas weiter vorn in der Fußgängerzone verbreitet auch Demet Beydilli gute Laune. Sie verteilt rosa Luftballons und lässt Passanten an ihrem Glücksrad drehen. Zu gewinnen gibt es Gebäck. Damit möchte sie neue Kunden in ihr „Bodensee Donuts“-Geschäft locken, das sie erst Ende Juni eröffnet hat. „Ich habe mir damit einen Traum erfüllt“, verrät sie und freut sich über das große Interesse der Passanten.

In der Parallelstraße geht es dafür noch sehr ruhig zu. Dabei lohnt sich genaues Hinsehen: Im Hinterhof der Buchhandlung Fiederer findet nämlich ein Flohmarkt statt.

Auf dem Adenauerplatz gibt es allerhand zu schmausen und auch heiße Getränke, um sich aufzuwärmen. Barbara Wagner schenkt am Stand des Weltladens Kaffee, Cappuccino und heiße Schokolade aus. Bisher sei die Nachfrage noch nicht so groß: „Ich denke, die Leute kommen dann zu uns, wenn sie ihren Flammkuchen und ihre Kässpätzle gegessen haben.“
Etwas weiter wirbt Sam Kretschmer mit Glüh-Gin statt des altbekannten Glühweins um Aufmerksamkeit. „Eigentlich müsste es jetzt noch zehn Grad kälter sein“, erklärt sie, als sie Probiergrößen des wärmenden Getränks ausschenkt.

Direkt gegenüber bleibt das Angebot kalt, ist aber deshalb nicht weniger beliebt. Fabian Kloos und Sven Kempf bieten Brot zum Probieren und Mitnehmen an. Kempf freut sich darüber, wie gut das Angebot wahrgenommen werde. Er kommt kaum zum Antworten, da sofort die nächste Kundin um Aufmerksamkeit bittet. „Hier ist gut was los“, sagt er. Schön am Probierstand sei, dass auch Kunden, die bereits zu ihnen kommen, so neue Brotsorten für sich entdeckten.

Obwohl das Wetter weiterhin grau geblieben ist, füllt sich die Innenstadt deutlich. Das Interesse am Stöbern und Schmausen ist groß.
Besonders vor den unterschiedlichen Essensständen bilden sich durchweg lange Schlangen. Dabei trügt auch nicht der Schein durch die pandemiebedingten Abstandsregeln: Das Interesse ist tatsächlich groß.

Doch nicht nur draußen auf der Straße und an den Verkaufsständen herrscht inzwischen reges Treiben. Auch drinnen in den Geschäften ist die Nachfrage groß. So schildert es jedenfalls Khurram Kiani, Geschäftsführer von Walisa Fashion am Buchhornplatz: „Es ist auf jeden Fall mehr los als an den sonstigen Tagen.“ Seit die Touristen weg seien, sei es sehr ruhig geworden in der Innenstadt, da sei es schön, dass heute deutlich mehr los sei und mehr noch: „Es sind heute mehr Menschen hier als an Verkaufsoffenen Sonntagen vor Corona.“

Gegenüber bei Witt Weiden freuen sich die Mitarbeiterinnen über das bisschen Normalität, das eingekehrt sei. „Es ist schön, dass wir wieder dürfen“, findet Jutta Schmid. Allerdings sei draußen doch deutlich mehr los als drinnen in den Geschäften: „Die Essensstände locken deutlich mehr Menschen an.“ Es sei allerdings ganz grundsätzlich schön, dass wieder Leben in der Innenstadt herrsche.

Und mit gut einer Stunde Verspätung – wenn man der Wettervorhersage Glauben geschenkt hatte – bricht dann doch noch die Sonne hervor.